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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei
Autoren: Michelle Rowen
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Zumindest glaubte ich, dass es einer war. Ich
achtete nämlich jetzt mehr auf solche Dinge.
    Der Mann mit
dem schwarzen Schal vor dem Gesicht kam auf mich zu. Abgesehen von dem Schal,
der sein Gesicht verdeckte, trug er einen sehr schicken Smoking. Der
Hintergrund flackerte, als würde man durch die Programme zappen, und wechselte
von Tag zu Nacht. Dann tauchte ich in das Innere einer grauen Fabrik ab und
landete vor einer Flammenwand.
    »Roter
Teufel?«, sagte ich laut. »Was bedeutet das überhaupt? Haben Sie noch einen
anderen Namen? Soll ich Sie eventuell schlicht nur Rot nennen?«
    »Ja. Rot wie
Blut.« Er legte eine behandschuhte Hand auf meine Wange. »Wir sind ganz nah
dran, Sarah. Bald wirst du deine wahre Bestimmung erfahren. Du sollst mir
helfen.«
    Ich
blinzelte. »Okay, ich suche ohnehin gerade einen neuen Job. Wie viel genau wäre
Ihnen meine Hilfe denn wert?«
    »Du hilfst
mir durch jeden Augenblick, den du existierst, Sarah.«
    »Wodurch
genau?«
    »Das kann
ich dir jetzt noch nicht sagen.« Er schüttelte den Kopf. »Was willst du mehr
als alles andere auf der Welt? Gerade jetzt, genau in diesem Moment?«
    Ich dachte
intensiv darüber nach. Ich blickte hinunter auf meine Brust, zu dem Verband,
der die Stichwunde verdeckte. »Ich möchte wieder normal sein.«
    »Du kannst
nicht mehr normal sein. Du bist ein Vampir.«
    »Das weiß
ich. Aber ich möchte so normal wie möglich sein. Ich will, dass meine Freunde
in Sicherheit sind. Ich möchte glücklich sein.«
    »Mit
Thierry.«
    »Ja.«
    »Dazu wird
es niemals kommen.«
    Ich runzelte
die Stirn. »Sagen Sie mir, wer Sie sind. Ich bin absolut nicht in der Stimmung
für irgendwelche Rätselspiele. Das war eine ziemlich anstrengende Nacht für
mich.«
    »Das ist
kein Spiel.« Er versuchte auf eine merkwürdige, steife Art, die Arme um mich zu
legen, doch bevor er mich berühren konnte, zog ihn jemand zurück. Thierry stand
hinter ihm.
    »Sarah«,
sagte Thierry. »Will er dich zu etwas zwingen, das du nicht willst? Du kannst
es mir ruhig sagen.«
    Ich öffnete
den Mund, doch ich wusste nicht, was ich erwidern sollte.
    Thierry kam
einen Schritt näher, aber der Rote Teufel packte ihn, drehte ihn herum und
rammte ihm einen Holzpflock in die Brust. Ich schrie voller Entsetzen auf.
    Thierry
blickte mich an. »Wieso hast du ihm geholfen, Sarah?«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Das ... das wollte ich nicht. Ich liebe dich doch, Thierry!«
    Er flüsterte
etwas, was ich nicht verstehen konnte, und dann löste er sich vor meinen Augen
auf.
    »Nein!«,
schrie ich.
    Meine Träume
von Thierry, ob sie nun prophetisch waren oder nicht, endeten ständig damit,
dass er erstochen wurde. In Wirklichkeit war es jedoch noch nicht passiert, und
das würde es auch nicht. Ich würde so etwas niemals zulassen.
    Es war nur
ein böser Traum.
    Ich werde
normal sein. Ich werde glücklich sein.
    Ja, das
werde ich.
     
    »Au«, war
das erste Wort, das ich nach dem Aufwachen sagte. Auf meiner Stirn lag ein
kühles Tuch. George blinzelte zu mir hinunter.
    »Morgen,
Sonnenschein«, flötete er und dann: »Sie ist wach.«
    »Gut.«
Thierry war ebenfalls da. Seine Augen hatten wieder ihre normale silbergraue
Farbe angenommen. Er stand mit verschränkten Armen da und runzelte finster die
Stirn. »Wie fühlst du dich, Sarah?«
    »Als sollte
ich nachsehen, ob irgendwelche Splitter in meiner Milz stecken.«
    »Kannst du
dich aufsetzen?«
    »Weiß ich
nicht.«
    Thierry
legte eine Hand auf meine Schulter und stützte mit der anderen meinen Rücken,
um mich in eine sitzende Position zu bringen. Es schmerzte, aber nicht so sehr,
wie ich gedacht hatte. Dann setzte er sich neben mich, so dass ich mich an ihn
lehnen konnte.
    »Ja,
offenbar kann ich sitzen«, stellte ich fest.
    Thierry
knöpfte das schwarze, an der Brust mit Rüschen verzierte Hemd auf, das ich
jetzt trug, und löste den Verband von meiner Brust. Mein Büstenhalter und mein
Unterhemd waren ruiniert und im Müll gelandet.
    »Der
Heilprozess hat schon eingesetzt.« Seine warmen Finger streichelten sanft über
meine nackte linke Brust.
    Es verschlug
mir kurz den Atem. Meine Brust brannte zwar noch von der üblen Verletzung, aber
das konnte den Rest meines Körpers nicht daran hindern, sich nach Thierrys
Berührung zu verzehren. »Gut zu wissen.«
    Er zog seine
Hand nicht zurück. Wir sahen uns in die Augen. Sehr tief.
    George
räusperte sich. »Soll ... soll ich euch zwei beiden allein lassen?«
    »Gleich.«
Thierry hob die Hand und legte den
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