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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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durchs Telefon.
    »Meine Güte, es könnte einem schlecht werden davon, wenn es nicht so verdammt süß wäre«, sagte Emmy mit einem langen, dramatischen Seufzer.
    Ja, es konnte einem schlecht werden davon, aber Leigh war zu glücklich, um sich darum zu scheren. Nach dem »Vorfall«, wie sie es beide nunmehr nannten, hatte Jesse zwei volle Monate unentwegt bei ihr angerufen; er hatte E-Mails geschickt, Nachrichten bei ihrer Assistentin hinterlassen, ihr drei-, vier-, fünfmal am Tag eine SMS geschrieben. Sie hatte alles abgeblockt, um ihr ohnehin schon verkorkstes Leben nicht noch mit weiteren Verwicklungen zu belasten. Denn eines stand nun mal fest: Ganz gleich, wie oft er anrief oder sich entschuldigte oder versuchte, sich zu rechtfertigen, Tatsache blieb, dass Jesse verheiratet war. Punkt. Dass sie mit ihm geschlafen hatte, war allein schon ein Riesenfehler gewesen; sie musste nicht alles schlimmer machen, indem sie sich noch weiter in die Sache hineinziehen ließ.
    Was auch, nachdem das geklärt war, gut funktionierte, bis sie sich entschloss, Brook Harris den Rücken zu kehren. Sie ging zwar nach wie vor jeden Tag in den Verlag, aber nur, um die Übergabe ihrer Autoren an deren neue Lektoren zu regeln. Henry hatte Jesse klugerweise selbst übernommen und ihn als der megaerfahrene Lektor, der er war, dazu gebracht, sein Manuskript von allem Schwulst zu befreien, ohne ihn durch dieses Ansinnen tödlich zu beleidigen. Als sie die Fahnen zu Gesicht bekam, konnte Leigh nur staunend den Kopf schütteln: Was da schwarz auf weiß stand, würde Jesse unter Garantie einen weiteren Riesenerfolg bescheren. Dennoch hatte sie es geschafft,
ihn auch weiterhin so gut es ging auszublenden - bis zu dem Tag, an dem er ihr eine komplette E-Mail in Großbuchstaben schrieb. Sie hatte keinen Betreff und lautete: »KOMM HEUTE ABEND ZUM STARBUCKS AM ASTOR PLACE @ 7. ICH WILL NUR ZEHN MINUTEN. DANACH LASSE ICH DICH IN RUHE, WENN DU ES SO WILLST. BITTE KOMM. J.«
    Leigh tat, was jede geistig gesunde Frau mit solch einer E-Mail getan hätte: Sie löschte sie, um nicht in Versuchung zu kommen, sie zu beantworten, leerte ihren Papierkorb, um nicht in Versuchung zu kommen, sie wieder aufzurufen, und rief dann beim technischen Service an, um alle ihre kürzlich gelöschten E-Mails wiederherzustellen. Sie spielte kurz mit der Idee, die Mail an Adriana und Emmy weiterzuleiten und von ihnen analysieren zu lassen, befand es dann aber letztlich für Zeitverschwendung; sie würde ja doch hingehen.
    Als sie abends - ein Montag, na bravo! - bei der Starbucks-Filiale einlief, war sie mit den Nerven am Ende. Sie hätte sich ununterbrochen dafür ohrfeigen können, was für ein Vollidiot sie war, dass sie es auch nur in Erwägung zog, mit Jesse zu reden, ihrem Exlover und Exsuperautor. Wozu? Ja gut, sie mochte ihn - und? Da, jetzt hatte sie es selbst zugegeben. Und hoffte nun auf so was wie einen Preis dafür? Es machte das Ganze nur noch blöder und masochistischer, sich so ein Treffen anzutun, das in diesem ohnehin absolut nicht gerade galaktischen Monat garantiert kein Glanzpunkt werden würde. Die Tatsache, dass Jesse schließlich aufkreuzte, zehn Minuten zu spät und in Begleitung einer jungen Asiatin, die seine Tochter hätte sein können, trug nicht zur Besserung von Leighs Gemütszustand bei.
    »Leigh«, sagte er mit breitem Lächeln und gab ihr die Hand. »Wie schön, dass du da bist.«
    »Mmm«, gab sie zurück, ohne sich zur Begrüßung zu erheben. Schien auch nicht nötig zu sein - das Mädchen zog sich lächelnd einen Stuhl heran, und schon saßen die beiden Leigh gegenüber.

    »Tuti, ich möchte dir Leigh vorstellen. Leigh, das ist Tuti … meine Frau.«
    Leighs Blick schoss erst zu Jesse, der sich rundum wohl in seiner Haut zu fühlen schien, und dann wieder zu dem Mädchen, das bei genauerem Hinsehen, so Leighs Eindruck, noch jünger war, als zunächst vermutet, wenn auch nicht so hübsch. Ihr schönes, dichtes schwarzes Haar hatte einen unvorteilhaften Schnitt, der ihr rundes Gesicht unnötig betonte. »Ach du meine Güte«, rutschte es Leigh heraus.
    Tuti ließ ein nettes Kichern hören, bei dem ihr gewaltiger Überbiss sichtbar wurde. Unter anderen Umständen, dachte Leigh, hätte sie die Kleine niedlich gefunden oder gar entzückend. Aber an diesem Abend? In dieser Konstellation? Das überstieg ihre Kräfte.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Tuti. Ich habe, äh -« Eigentlich hatte sie automatisch »schon viel von Ihnen
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