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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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»Oder wir werden dich nie in Ruhe lassen.«
    »Keiner eurer Tode war meine Schuld!«, schrie ich sie an. Dann wandte ich mich um und rannte aus dem Lageraum.
    Direkt in die Waffenmeisterei, obwohl die in einem ganz anderen Flügel von Drood Hall lag. Ich sah mich schnell um, aber keiner war mir gefolgt. Ich ging langsam vorwärts und kontrollierte jeden dunklen Schatten darauf, ob in ihm nicht ein neues anklagendes Gesicht verborgen war. Das große Steingewölbe schien fremd und beunruhigend, viel zu still ohne das übliche Wirrwarr und die Geschäftigkeit des Waffenschmieds und seiner Laborassistenten. Immer beschäftigt mit seinen neuen Waffen und Geräten von alarmierender Zerstörungskraft. Oder dabei, die Hölle zu entfachen und sich aus lauter Spaß Ärger einzuhandeln. Ein Tag in der Waffenmeisterei ist nicht erfolgreich, wenn nichts Aufregendes passiert, nichts explodiert oder ein paar mutige neue Verbrechen gegen die Natur verübt werden. Aber die Arbeitstische waren verlassen und der Waffenübungsplatz war unnatürlich still. Ich ging schnell durch die Waffenmeisterei hindurch und sah mich nach etwas um, was ich als Waffe benutzen konnte. Hier lagen immer widerlich zerstörerische Dinge herum. Aber die paar dunklen Formen, die ich ausmachen konnte, waren durch die extreme Kälte mit der Oberfläche der Tische verschmolzen und unter dicken Eisschichten verborgen. Ich versuchte, ein paar zu lösen, aber jede Anstrengung war vergeblich. Ich schlug mit meiner Faust auf die Eiskruste, aber nicht einmal ein Kratzer oder Eissplitter erschienen.
    Ein Geräusch hinter mir ließ mich herumfahren, die Hände zur Verteidigung erhoben. Halb erwartete ich, Onkel Jack, den Waffenmeister, zu erblicken. Aber stattdessen war es mein Onkel James. Der größte Agent, den die Familie je hervorgebracht hatte: der legendäre Graue Fuchs. Tot, durch meine Schuld. Da stand er lächelnd, groß, dunkelhaarig und gutaussehend in seinem eleganten Smoking. Jeder Zentimeter der Meisterspion, der ich nie gewesen war. Er sah genauso aus wie in dem Moment, in dem ich ihn getötet hatte.
    »Nein«, sagte ich. »Bitte. Nein. Nicht du, Onkel James. Das ertrage ich nicht.«
    »Entspann dich«, sagte Onkel James. »Das ist in Ordnung, Eddie. Ich habe dir schon lange vergeben.«
    Für einen langen Moment konnte ich nichts sagen. Onkel James nickte verständnisvoll.
    »Es ist schön, dich wiederzusehen, Eddie. Ich verstehe, was du getan hast, selbst als ich noch lebte. Ah, all die Dinge, die wir für die Familie tun! Ich bin nicht nachtragend. Du siehst die Dinge klarer, wenn du erst einmal tot bist. Du hast für die Familie getan, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen.«
    »Warum bist du hier?«, fragte ich. »Bist du hier auch ein Gefangener, so wie ich?«
    »Nein, ich bin hergerufen worden, wie die anderen. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen bin ich auf deiner Seite.«
    »Glaubst du, dass ich Walker erzählen sollte, was er wissen will?«, fragte ich. »Ihm all meine Geheimnisse sagen und die der Familie?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Onkel James. »Walker hat sich schon immer allzu schnell irgendwelchen Autoritäten gebeugt, überhaupt jedem, der spricht wie ein Snob. Sag ihm, er soll zur Hölle fahren, Eddie.«
    Ich musste grinsen. Der Tod hatte Onkel James nicht verändert. »Weißt du, für wen Walker arbeitet? Wer will meine Geheimnisse wissen?«
    Onkel James runzelte die Stirn. »Es ist schwer, sich hier irgendeiner Sache sicher zu sein. Kaum jemand oder etwas ist notwendigerweise das, was er oder es zu sein scheint.«
    »Nicht einmal du?«, fragte ich.
    Er zuckte leicht mit den Achseln. »Schwer zu sagen. Ich glaube, ich bin ich, aber das würde ich anderenfalls ja auch behaupten, oder?«
    Ich streckte ihm meine Hand hin, aber als er sie schütteln wollte, durchdrangen unsere Finger sich gegenseitig.
    »Bin ich ein Geist?«, fragte ich. »Sag’s mir ins Gesicht, ich kann’s ertragen!«
    »Nicht einmal annähernd«, rief eine weitere bekannte Stimme. »Du solltest nicht hier sein, Junge!«
    Und plötzlich stand Jacob Drood, der Familiengeist, neben meinem Onkel James. Er trug ein verbeultes Hawaiihemd über einem schmuddeligen T-Shirt und sah älter aus als der Tod. Sein Gesicht war eine Masse von Falten, um seinen großen, knochigen Schädel flogen ein paar wenige Haare. Aber seine Augen waren so scharf und durchdringend wie immer. Er nickte James barsch zu und fixierte dann mich mit seinem finsteren Blick. »Ich
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