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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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ein Gelegenheitsgauner wie ich. Kein bisschen wichtig. Aber es stellte sich heraus, dass du die ganze Zeit ein Drood warst. Und uns hinter deiner Shaman-Bond-Maske ausgelacht hast.«
    »Nein«, sagte ich. »So war das nicht, Jobe.«
    Aber er war wieder verschwunden, innerhalb einer Sekunde wieder lebendig geworden.
    Neben mir öffnete sich jetzt eine Tür und der Seneschall der Droods trat aus seinem persönlichen Büro. Der vorige Seneschall, der auf so überaus tapfere Weise auf dem Weg der Verdammnis sein Leben geopfert hatte, um uns allen Zeit zum Entkommen zu verschaffen. Groß, muskulös und brutal, genau, wie ich mich an ihn erinnerte. Sein halbes Gesicht war voller Narben, die ihm meine Freundin Molly Metcalf verpasst hatte, weil sie ihm eine Rattenplage an den Hals gewünscht hatte. Er hätte Schlimmeres verdient gehabt. Er stand neben Walker und sah mich kalt an, durchdringend und ungerührt wie immer.
    »Du warst ein Tyrann und Schläger, als du lebendig warst, Seneschall«, sagte ich. »Und es sieht ganz so aus, als habe der Tod das nicht geändert.«
    »Du hast nie begriffen, was Pflicht bedeutet, Edwin«, gab der Seneschall zurück. »Dir hätte nie erlaubt werden dürfen, die Familie zu leiten. Du hast unsere Torques weggenommen. Uns schwach gemacht.«
    »Die Familie war korrupt«, antwortete ich. »Sie hatte sich zu weit von dem entfernt, wer und was wir sein sollten. Ich habe das getan, um die Familie vor sich selbst zu retten.«
    »Indem du ihr Herz zerstört hast.«
    »Das Herz war verdorben. Es hat uns angelogen. Ich war der Einzige, dem das, wofür die Familie hätte stehen sollen, etwas bedeutete. Was hat dir je etwas bedeutet, außer die zu disziplinieren, die schwächer waren als du?«
    »Du hast nie begriffen, was Pflicht bedeutet«, wiederholte der Seneschall. »Die Familie muss stark sein, um das zu tun, was sie tun muss. Ich habe versucht, euch zu stärken, indem ich die Schwäche und die Rebellion aus euch rausprügelte.«
    »Schwäche?«, fragte ich. »Du meinst Dinge wie Mitgefühl, Ehre oder das Richtige zu tun?«
    »Ja. Alles, was die Familie tut, ist richtig, weil wir Droods sind. Nichts anderes spielt eine Rolle.«
    »Wir sind dazu da, die Menschheit zu beschützen, nicht um sie zu beherrschen!«
    »Schafe brauchen Schäfer«, widersprach der Seneschall. »Und ein wenig Keulung dann und wann, um das Erbgut zu verbessern.«
    Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und verpasste ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Aber meine Hand fuhr durch ihn hindurch, als sei er nur eine Vision oder ein Geist. Ich zog meine Hand eilig zurück, und der Seneschall sah mich beinahe traurig an.
    »Ein guter Schlag, Edwin. Gerade so, wie ich es dir beigebracht habe. Aber das wird dir hier nicht helfen. Du kannst uns nicht bekämpfen. Du kannst uns nicht aufhalten. Sag uns, was wir wissen wollen. Erzähl uns all deine Geheimnisse. Das ist der einzige Weg, um dich jemals von diesem Ort zu befreien.«
    »Du bist nicht der Seneschall«, sagte ich. »Er würde lieber sterben, bevor er einem Außenseiter auch nur ein einziges Geheimnis der Droods verrät.«
    »Sie können uns nicht entkommen«, sagte Walker.
    »Ach ja? Leckt mich doch am Arsch.«
    Ich rannte an ihm vorbei, die Treppe hinauf ins nächste Stockwerk. Nur war das nicht da, stattdessen stolperte ich in den Lageraum, das Nervenzentrum der Familie, wo alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden. Von hier aus standen hunderte von Agenten draußen in der Welt unter Beobachtung, während sie übernatürliche Buschfeuer austraten und böse Jungs k. o. schlugen. Sie ließen die Gottlosen sich in die Hosen scheißen, wie es mein Onkel James immer ausgedrückt hatte. Der Lageraum war normalerweise voller arbeitender Leute, voller Geräusche und Zorn, aber jetzt war er verlassen und still. All die Arbeitsstationen waren leer, die Computermonitore und Kristallkugeln unbemannt. Auf der großen Weltkarte waren alle Lichter aus und auf allen Zifferblättern, die die Zeitzonen in jedem Land der Welt anzeigten, fehlten Ziffern und Uhrzeiger. Auch hier war die Zeit stehen geblieben.
    Die Arbeitstische waren von Frost, die Kommunikationsstationen von einer dicken Eisschicht bedeckt. (Ein Teil von mir wunderte sich, wo das blaue Mondlicht herkam, das den Lageraum erleuchtete, aber ich entschied mich bewusst dafür, mir nur um Dinge Gedanken zu machen, die wirklich vorrangig waren.) Ich schrieb mit der Fingerspitze meinen Namen in den Reif auf einem der Monitore
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