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Ein Pony mit Herz

Ein Pony mit Herz

Titel: Ein Pony mit Herz
Autoren: Tina Caspari
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der drei Pferde verfolgen zu können. Es war eine einfache Choreographie, die Tom und Simon für diese Kür erarbeitet hatten, begleitet von den heiteren Klängen der Mozart-Musik. Doch so phantasievoll und spielerisch leicht war es, daß man glaubte, zu träumen.
    „Wie ein Märchen!“ flüsterte Bille. Die querschnittgelähmte Lena! Und die beiden jungen Männer, die sich ihrer angenommen, die sie ermutigt hatten, mit ihnen gemeinsam aufzutreten. Bille wurde heiß vor Freude und Bewunderung, Tränen traten ihr in die Augen, so bewegt war sie von dem, was sie da sah. Eine Überraschung für Bille hatte Tom gesagt. Das war nicht nur eine Überraschung, das war ein Geschenk! Das schönste Weihnachtsgeschenk, das man ihr hatte machen können!
    Als die drei geendet hatten und der Applaus aufrauschte, ging sie leise hinaus. Jetzt wollte sie den anderen ihre Überraschung präsentieren.
    In der Halle wurde es still, als Ignaz Albert als letztes eine Überraschung für Hans Tiedjen ankündigte.
    „Nur soviel will ich Ihnen, liebe Gäste, verraten! Sie sehen jetzt ein Pferd, das Hans Tiedjen ebenfalls vor dem Schlachten gerettet hat. Ein Pferd, das getötet werden sollte, weil es als unreitbar und bösartig galt!“
    Auch dieses Mal blieb die Halle fast dunkel. Ein einzelner Scheinwerfer erfaßte Bille, die jetzt - in weißer Turnierhose und einem schlichten weißen Seidenhemd — durch das Tor in die Bahn schritt. Nach ein paar Metern drehte sie sich um.
    „Komm, Raissa!“ rief sie.
    Ein zweiter Scheinwerfer fiel auf den Eingang. Aus der Dunkelheit löste sich, aufgetrenst und gesattelt, Raissa. Die Zügel lose über den Hals gelegt, ging sie freudig hinter Bille her. In der Mitte der Bahn blieben sie stehen. Bille stieg auf, Raissa stand ruhig, die Ohren aufmerksam aufgestellt, eine Schönheit, die den Besuchern den Atem verschlug.
    Bille trabte an. Raissa bog den Hals und schritt frei aus, jede Bewegung der Stute drückte Harmonie und Freude aus. Bille zeigte sie in einer abwechslungsreichen Dressur. Was immer von ihr gefordert wurde, Raissa führte die Aufgaben spielerisch leicht, doch mit absoluter Präzision aus.
    „Ich glaub, ich träume. Das ist nicht dasselbe Pferd!“ murmelte Hans Tiedjen fassungslos.
    Simon verschlug es die Sprache. Was Bille mit Raissa da vorführte, war unglaublich. Diese Harmonie mit einem Pferd zu erreichen, das gelang anderen in Jahren nicht!
    Billes Mutter, die neben Simon saß, brachte es auf den Punkt. „So etwas schaffst du nur mit Liebe“, sagte sie leise. „Mit einer ganz, ganz großen Liebe.“
    Als Bille ihre Vorführung beendet und sich verneigt hatte, war es für einen Augenblick totenstill. Dann brach tosender Beifall los. Bille beugte sich auf Raissas Hals hinunter und umarmte sie dankbar. Dabei sprach sie beruhigend auf sie ein. Nur für einen Augenblick war die Stute vor dem Lärm erschrocken, fühlte sich aber sofort durch Billes Zuwendung beruhigt. Bille ließ sie am langen Zügel noch eine Runde auf dem Hufschlag gehen. Raissa sah sich neugierig um, es sah aus, als nicke sie den Zuschauern fröhlich zu.
    Simon hielt es nicht länger auf seinem Platz. „Kommen Sie!“ rief er Billes Mutter zu und half ihr, über die Balustrade zu klettern. Hand in Hand liefen sie zu Bille hinüber.
    Als Bille die beiden Menschen, die ihr die liebsten auf der Welt waren, strahlend vor Glück, mit ausgebreiteten Armen da vor sich stehen sah, war aller Kummer der letzten Zeit wie ausgelöscht. Sie sprang aus dem Sattel und schmiegte sich abwechselnd in die Arme der Mutter und in die ihres Freundes. Und sie spürte, daß es da nichts mehr zu sagen gab. Sie gehörten zusammen, sie verstanden einander, was brauchte es da noch Erklärungen, Entschuldigungen oder hochheilige Versprechungen! Alles war auf einmal gut. Und so würde es bleiben.
    „Los, ihr Penner, aufstellen zum Schluß-Auftritt!“ riß Florian sie aus den Träumen. „Schmusen könnt ihr später!“
    Hans Tiedjen eilte zum Podium, während die Reiter sich noch einmal dem Publikum präsentierten. Über Musik und Applaus hinweg rief er laut: „Bille, du hast gewonnen! Was Sie da eben gesehen haben, liebe Gäste, war unser neues Unterrichtsfach: Pferde-Erziehung nach der Methode von Linda Tellington -Jones - auf die sanfte Art. Auf Wiedersehen im Neuen Jahr!“

Linda Tellington -Jones ist die Begründerin der TTEAM-Methode. Sie verband ihre Erfahrung als Reitlehrerin, Trainerin und Ausbilderin von Pferd und Reiter mit der
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