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Ein Pony mit Herz

Ein Pony mit Herz

Titel: Ein Pony mit Herz
Autoren: Tina Caspari
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sich niemand mehr in die Schulhalle verirrte.
    Mit Raissa zu arbeiten war für Bille wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Hier erlebte sie das Glück, das ihr sonst verwehrt zu sein schien. Ein Gefühl vollkommener Übereinstimmung mit einem anderen Wesen. Es war ihr gleichgültig, was das Publikum zu ihrer Darbietung sagen würde, und sie empfand nicht die Spur von Lampenfieber. In ihr war nichts als Freude darüber, daß sie mit der Stute zu einer so vollkommenen Harmonie gelangt war.
    Dieses Mal hielt Direktor Hütter die Begrüßungsrede. In der inzwischen noch ein wenig festlicher ausgeschmückten Halle war jeder Platz besetzt. Wie immer dankte der Schulleiter Lehrern und Schülern für die geleistete Arbeit im ersten Halbjahr und hob die hervor, die sich in dieser Zeit besonders verdient gemacht hatten.
    Schließlich rief er Mini zu sich. „Ich möchte hier jetzt einem jungen Mädchen danken, das ganz Außerordentliches geleistet hat“, sagte er und legte Mini den Arm um die Schultern. „Durch ihren Mut und ihre rasche Entschlossenheit hat sie ein Umweltvergehen verhindert, und dafür möchten ihre Mitschüler, ihre Lehrer und unsere Gastpferde, die bei der Aktion mitgewirkt haben, ihr heute besonders danken. Mit ...“, er zog einen Umschlag aus seiner Jackentasche, „... einem Flugticket nach Florida zu ihren Eltern sowie ein wenig Taschengeld für die Reise und für einen weihnachtlichen Einkaufsbummel. Hier, Mini. Wir wünschen dir alle von Herzen schöne Ferien!“
    Mini war sprachlos. Spontan fiel sie dem Direktor um den Hals, wozu sie - wegen des Größenunterschieds - einen Hüpfer machen und sich wie ein Äffchen anklammern mußte. Alle lachten und applaudierten. Direktor Hütter setzte Mini nach einer Weile sanft auf dem Boden ab. Das Mädchen nahm das Mikrophon.
    „Danke!“ rief sie. „Danke! Ihr seid echt stark. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, das ist ... absolut irre!“ Ihre Stimme zitterte. Sie wollte das Podium verlassen.
    „Halt! Dableiben!“ rief jemand aus dem Publikum. Durch die Menge der Zuschauer drängte sich ein großer blonder Mann, übersprang die Balustrade und eilte zum Podium hinüber. Direktor Hütter übergab ihm lächelnd das Mikrophon.
    „Mein Name ist Rolf Ewersen“, stellte er sich vor. „Und meine Familie und ich sind diejenigen, die durch Minis mutige Tat vor großem Schaden bewahrt wurden. Sie alle haben die Geschichte ja in der Zeitung lesen können. Natürlich möchten auch wir uns persönlich bei Mini bedanken. Deshalb haben wir jemanden zu diesem Fest eingeladen, über dessen Gegenwart sich Mini sicher besonders freuen wird. Darf ich meine Gäste auf das Podium bitten?“ Ein Scheinwerfer wurde auf das Reithallentor gerichtet. Aus dem Dunkel trat lächelnd ein Paar ins Licht und verneigte sich nach allen Seiten.
    „Mama! Papa!“ schrie Mini. Sie war wie der Blitz bei ihnen und fiel ihnen um den Hals.
    „Ich habe mir gedacht“, fuhr Herr Ewersen fort, „daß Herr und Frau Martinez sich die Weihnachtsfeier der Schule ihrer Tochter auch gern einmal ansehen möchten und daß ihnen ein paar Urlaubstage in Europa guttun würden. Ich freue mich, daß sie es möglich machen konnten, meiner Einladung zu folgen. Mini, führe deine Eltern bitte zur Reihe der Ehrengäste. Und nun — Manege frei für unsere jungen Reiter!“
    Die Vorstellung begann. Eine Gruppe nach der anderen führte vor, was sie sorgfältig einstudiert hatte. Dressur wechselte ab mit Show-Szenen, eine Spring-Quadrille folgte einem Pas de deux, die Voltigier-Gruppe zeigte ihr Können, und schließlich hatte auch Mini ihren viel bejubelten Zirkusauftritt. Noch drei Nummern bis zu Billes Auftritt! Ungesehen von den anderen machte sie sich bereit.
    Hannes kam zu ihr herüber. „Moment noch, Bille! Einen schönen Gruß von Tom, du möchtest in die Halle kommen. Jetzt ist nämlich eine Überraschung für dich an der Reihe. Ich kümmere mich solange um Raissa!“
    Bille ging nur zögernd hinüber. Als sie leise die Zuschauertribüne betrat, war die Halle dunkel bis auf drei einzelne Scheinwerfer, die die Reitbahn in sanftes blaues Licht tauchten. Klänge von Mozarts Kleiner Nachtmusik erfüllten den Raum. Jetzt erschienen drei Reiter in der Tür und trabten im Takt in die Mitte der Bahn. Dort wurden sie von den Scheinwerfern erfaßt, links Simon auf San Pietro, rechts Tom mit Troilus , und zwischen ihnen Lena auf ihrer kleinen Panja.
    Das Licht verstärkte sich gerade genug, um den Tanz
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