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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne
Autoren: Linda Lael Miller
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es schaffen werde.“

2. KAPITEL
    Obwohl Amy einen straffen Terminplan hinter sich hatte, brachte sie es noch fertig, Oliver und Ashley selbst vom Daycamp abzuholen. Zu Hause ging sie gleich in die Küche und legte ein paar Würstchen in den Backofengrill, als das Telefon klingelte.
    Oliver war, wie immer, als Erster am Apparat. „Ja?“, keuchte er in den Hörer.
    Mit einem erstaunten Blick hörte er dem Anrufer einen Moment zu, dann drückte er Amy den Hörer in die Hand. „Ich glaube, das ist für dich.“
    Amy zog die Augenbrauen zusammen. „Hallo?“, meldete sie sich.
    „Mrs Ryan?“ Die Stimme des Anrufers war tief, melodisch und besaß einen leichten australischen Akzent „Hier spricht Harry Griffith. Ich war ein Freund Ihres Mannes …“
    Amy fiel der Hörer aus der Hand, der laut schmetternd gegen die Wand krachte. Harry Griffith? Harry Griffith! Der Mann, von dem Tyler letzte Nacht gesprochen hatte!
    „Mom!“, rief Ashley besorgt aus. Sie hatte schon früh die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass ein Unglück sich selten vorher ankündigte.
    „Alles in Ordnung, Schätzchen“, versicherte Amy ihr schnell und zog sie an sich, während sie mit der anderen Hand den Hörer wieder aufnahm. „Hallo? Mr Griffith?“
    „Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt.“
    Amy lehnte sich gegen die Küchentheke und atmete tief durch. „Nein, überhaupt nicht“, log sie.
    „Sie werden sich sicher nicht an mich erinnern …“
    Amy konnte sich tatsächlich nicht erinnern, Harry Griffith schon einmal begegnet zu sein, auch nicht bei der Beerdigung. Sicher hatte sie schon Fotos von ihm gesehen, und sie wusste, was Tyler über ihn gesagt hatte. „Sie kannten Tyler“, sagte sie und schloss für einen Moment die Augen, um das leichte Schwindelgefühl wieder loszuwerden.
    „Ja“, antwortete Harry. Seine sanfte Stimme wirkte beruhigend auf Amy. „Ich würde Sie morgen Abend gern zum Essen ausführen, wenn Sie gestatten.“
    Wenn Sie gestatten! Dieser Harry Griffith redete wie Cary Grant in einem jener netten alten Schwarzweißfilme. „Ach … äh, warum kommen Sie nicht einfach hierher, sagen wir um sieben?“
    „Gut, um sieben“, bestätigte er, und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Mrs Ryan? Es tut mir sehr leid, wegen Tyler, meine ich. Er war einer der besten Freunde, die ich je hatte.“
    Amy brannten die Augen. Sie räusperte sich. „Ja“, sagte sie. „Ich weiß, was Sie meinen. Ich … ich sehe Sie dann also morgen Abend um sieben. Sie wissen, wo wir wohnen?“
    „Ja“, antwortete er, dann war das Gespräch beendet.
    Amy stand so lange reglos da, bis Oliver ihr den Hörer aus der Hand nahm und auflegte.
    „Wer war das?“, wollte Ashley wissen. „Ist irgendetwas mit Oma und Opa?“
    „Nein, Schätzchen.“ Amy beugte sich zu ihrer Tochter hinab und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf das dichte braune Haar. „Das war nur ein Freund deines Vaters. Er wird morgen mit uns zu Abend essen.“
    „Okay“, entgegnete Ashley und setzte sich wieder an den Tisch.
    Amy nahm die Würstchen vom Grill und servierte sie zusammen mit einer Schüssel Kartoffelsalat. Sie selbst konnte nichts essen, sie war viel zu durcheinander. Stattdessen ging sie auf die Terrasse hinaus und setzte sich in ihrem teuren Anzug an den Gartentisch. Während sie dem Rasensprenger zusah, der eintönig seine Kreise zog, versuchte sie, darüber nachzudenken, was eigentlich geschehen war.
    Letzte Nacht hatte sie von Tyler geträumt. Oder war es überhaupt kein Traum gewesen? Amy glaubte nicht an Geister und Reinkarnation. Wie war es dann jedoch zu erklären, dass er ihr Harry Griffiths Besuch angekündigt hatte? War das nur Zufall gewesen?
    Amy rieb sich die Schläfen und stand seufzend wieder auf. Sie wollte die Kinder nicht allzu lange allein lassen. Um sie nicht weiter zu verunsichern, zwang sie sich, wenigstens ein kleines Würstchen zu essen. Dann zog sie sich zurück, um zu duschen und sich umzuziehen.
    Als Amy eine Stunde später ins Wohnzimmer kam, stritten Oliver und Ashley lautstark ums Fernsehprogramm. Solange ihre Streitereien nicht in Handgreiflichkeiten ausarteten, ging Amy grundsätzlich nicht dazwischen. Sie war der Meinung, dass Kinder selbst lernen mussten, sich durchzusetzen, ohne das elterliche Schiedsgericht.
    In dem eingebauten Mahagoniregal neben dem offenen Kamin standen die Fotoalben. Amy zog einen älteren Band heraus und machte es sich damit auf der Couch bequem. Langsam schlug sie die erste Seite
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