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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne
Autoren: Linda Lael Miller
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Augen. Als sie sie wieder öffnete, war es dunkel im Zimmer und Tyler nirgendwo zu sehen.
    Abrupt setzte sie sich auf in ihrem Bett und knipste die Nachttischlampe an. Nichts hatte sich verändert, nichts deutete darauf hin, dass sie Besuch gehabt hatte. Tyler. War alles nur ein Traum gewesen?
    Amy machte das Licht wieder aus und sank langsam auf ihr Kissen zurück. Verzweifelt versuchte sie weiterzuschlafen, aber die Erinnerungen an Tyler ließen sie nicht mehr los.
    Als sie sich zum ersten Mal trafen, in der Mensa der Washingtoner Universität, hatte Amy ihr Studium gerade begonnen, während Tyler bereits im dritten Semester Jura belegte. Er lächelte, als er auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz nahm, und sie verliebten sich so spontan ineinander, dass sie von diesem Moment an jede freie Minute miteinander verbrachten.
    Zum Erntedankfest nahm Tyler sie mit nach Hause, nach Mercer Island, um sie seinen Eltern vorzustellen, und zu Weihnachten schenkte er ihr einen dreikarätigen Verlobungsring. Amy mochte Tylers Eltern vom ersten Augenblick an. Sie waren freundlich und warmherzig, und in ihrem großen, noblen Heim war stets fröhliches Gelächter zu hören. Der Lebensstil der Ryans stand in krassem Gegensatz zu dem von Amys Familie; Amys Vater, einer der angesehensten Herzchirurgen des Landes, war ein recht verschlossener, unzugänglicher Mann, dessen ganze Energie und Aufmerksamkeit seiner Arbeit galt. Sicher liebte er seine Tochter, doch war er nie in der Lage gewesen, es ihr zu zeigen.
    Umso mehr wusste Amy die offene Herzlichkeit zu schätzen, die sie bei den Ryans erfuhr. Auch heute, zwei Jahre nach Tylers Tod, hatte sie noch engen Kontakt zu seinen Eltern.
    Jetzt lag sie allein in jenem Bett, in dem sie und Tyler sich einst geliebt und manchmal auch gestritten hatten, und sie weinte. „Das Leben ist so ungerecht“, schluchzte sie.
    Mit den ersten Sonnenstrahlen kehrte auch Amys Optimismus zurück. Warum sollte ich nicht ab und zu von Tyler träumen? sagte sie sich. Er war nun einmal der Vater meiner Kinder, und ich habe ihn von Herzen geliebt.
    Amy war gerade dabei, das Frühstücksbrot zu toasten, als Oliver und Ashley in die Küche gerast kamen. Während der Schulzeit kamen die beiden morgens meist nur mit Mühe aus den Betten, doch jetzt, da die großen Ferien begonnen hatten und interessante Tagesaktivitäten im Sommercamp auf sie warteten, waren sie schon in aller Frühe munter und abfahrtbereit.
    „Morgen, Mom!“, rief Oliver. Er trug kurze Hosen und ein T-Shirt mit dem Aufdruck seines Lieblingscartoons und hatte sich ein gelbes Band um den Kopf gebunden. „Jaaa!“, schrie er, sprang kampfbereit auf den Tisch zu und fuchtelte dabei mit einem Plastikschwert in der Luft herum. „Seid ihr bereit?“
    Ashley verdrehte die wunderschönen braunen Augen. „Ist der kindisch!“ Sie war acht und schon über alles erhaben.
    „Vorsichtig, Oliver“, mahnte Amy. „Das kann leicht ins Auge gehen.“ Sie legte den Kindern die getoasteten Weißbrotscheiben auf die Teller und trat an den Kühlschrank, um Butter, Marmelade und etwas Belag herauszuholen. „Hört mal, ihr zwei, es könnte sein, dass es heute Abend später wird. Sollte ich nicht rechtzeitig wegkommen, wird Tante Charlotte euch aus dem Sommercamp abholen.“ Charlotte war Tylers Schwester und eine von Amys besten Freundinnen.
    Ashley sah zu, wie Amy sich eine Tasse Kaffee einschenkte und sich dann zu ihnen an den Tisch setzte. „Hast du letzte Nacht Selbstgespräche geführt, Mom?“, fragte sie dann in ihrer typisch direkten Art.
    Amy war froh, dass sie bereits saß, denn ihre Knie begannen bedrohlich zu zittern. „Ich muss wohl geträumt haben“, sagte sie, aber das Erlebnis von Tylers Besuch in ihrem Schlafzimmer war ihr nur allzu deutlich in Erinnerung geblieben.
    Ashley zog die Stirn in Falten, stellte jedoch keine weiteren Fragen. Glücklicherweise.
    Nachdem Amy das Geschirr gespült und weggeräumt hatte, brachte sie die Kinder ins Daycamp, wo ihnen die ganzen Ferien über täglich interessante Aktivitäten geboten wurden. Das Camp lag im Wald am Stadtrand, und Amy ertappte sich dabei, zwischen den Bäumen heimlich nach Tyler Ausschau zu halten.
    Als sie wieder nach Hause kam, machte sie die Betten, duschte und zog sich an. Sie überprüfte den Sitz ihres besten Hosenanzugs im Spiegel, ehe sie sich noch einmal aufs Bett setzte und unschlüssig das Telefon ansah. Einige Minuten später wählte sie die Nummer ihrer besten
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