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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne
Autoren: Linda Lael Miller
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auf. Sie wusste, dass es immer noch wehtun würde, in Tylers lächelndes Gesicht zu blicken.
    Nachdem Amy eine Weile in dem Album geblättert und zum hundertsten Male versucht hatte, sich mit der Tatsache abzufinden, dass Tyler nicht mehr unter ihnen war, begann sie, die Bilder etwas genauer zu betrachten.
    Am nächsten Tag saß Amy auf der Terrasse eines gut besuchten Restaurants am Meer und warf den gierigen Möwen ein paar Stücke Weißbrot zu. Dann seufzte sie. „Ich kenne ihn ja gar nicht“, vertraute sie sich ihrer besten Freundin an. „Ich meine, genauso gut könnte Harry Griffith ein gesuchter Verbrecher sein. Und ich habe ihn zum Abendessen eingeladen.“
    Amüsiert sah Debbie sie an. „Ganz so schlimm wird es wohl nicht sein. Schließlich war er Tylers bester Freund, oder? Und dein Mann besaß eine ausgezeichnete Menschenkenntnis.“
    Amy nickte und schob den Teller mit dem restlichen Salat von sich weg. „Das stimmt“, gab sie widerwillig zu.
    Debbie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Also, was quält dich wirklich? Dass du Tyler in einem Traum gesehen hast und er dir sagte, dass ein Mann namens Harry Griffith in dein Leben treten würde? Und dass genau das jetzt wahr wird?“
    „Könntest du das denn einfach so wegstecken?“, rechtfertigte Amy sich. „So etwas passiert einem schließlich nicht jeden Tag.“
    Debbie wurde nachdenklich. „Das Unterbewusstsein ist schon eine bemerkenswerte Einrichtung“, sann sie.
    „Du bist davon überzeugt, dass ich Tyler aus irgendeiner Ecke, meines Unterbewusstseins herbeiprojiziert habe, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Okay, gut. Nehmen wir einmal an, es war so. Wie aber erklärst du die Tatsache, dass Tyler ausdrücklich von Harry Griffith sprach und mir seinen Namen nannte? Wie kann das meinem Unterbewusstsein entstammen, wenn ich den Mann nicht einmal kenne?“ Fragend sah Amy ihre Freundin über den Tisch hinweg an.
    Debbie zuckte mit den Schultern. „Du hast Fotos von ihm in deinem Album. Und sicher hat Tyler öfter von ihm gesprochen. Auch seine Eltern scheinen von ihm erzählt zu haben. Weißt du, wir nehmen täglich eine Unmenge von Nebensächlichkeiten auf, die wir bewusst gar nicht alle verarbeiten könnten. Diese werden irgendwo in unserem Unterbewusstsein gespeichert, und manchmal treten sie durch besondere Umstände an die Oberfläche.“
    Debbies Theorie klang überzeugend. Dennoch wünschte sich Amy, wirklich übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen. Dann würde sie sich Tyler nämlich öfter herbeizaubern, sich von ihm umarmen und küssen und in die Geheimnisse dieser sogenannten vierten Dimension einweihen lassen. Auf keinen Fall würde sie solche kostbaren Momente mit Gesprächen über einen Fremden aus Australien verschwenden.
    Debbie griff nach Amys Hand. „Hör mal, Amy. Ich glaube, du brauchst dringend Urlaub. Du stehst ganz schön unter Stress und hast auch Tylers Tod noch nicht völlig überwunden. Bring die Kinder bei Tylers Eltern unter und fahr irgendwo hin, wo die Sonne scheint. Geh schwimmen, kauf dir ein paar sündhaft teure Kleider, genieße das Leben …“
    Amy erinnerte sich vage daran, dass sie Australien schon immer einmal kennenlernen wollte. Doch schob sie diesen Gedanken schnell wieder beiseite. Allein würde ihr so eine Reise keinen Spaß machen. „Ich muss arbeiten“, sagte sie nur.
    „Ach ja, richtig!“, spöttelte Debbie. „Du bist ja dringend auf das Geld angewiesen, nicht wahr? Schließlich hat Tyler dir nichts außer einer großzügigen Lebensversicherung hinterlassen, und dann war da noch die Erbschaft von deiner Großmutter. Ganz zu schweigen von dem kleinen Vermögen, das du durch die Immobilienvermittlung bereits erwirtschaftet hast.“
    „Ja“, unterbrach Amy sie, „du hast ja recht. Ich bin auch froh darüber, dass ich mir über unsere finanzielle Zukunft keine Sorgen zu machen brauche. Aber meine Arbeit bringt mir mehr als nur das nötige Einkommen, weißt du?“
    Debbie verschränkte die Arme auf dem Tisch und wartete darauf, dass ihre Freundin sich noch tiefer in Ausreden verstrickte.
    „Hör mal“, raunte Amy ihr so leise zu, dass die Gäste an den Nachbartischen sie nicht hören konnten, „ich weiß, was du mir eigentlich sagen willst, okay? Ich bin jung, ich bin gesund, ich brauchte mal wieder ein bisschen … Sex. Und dafür soll ich mir wahrscheinlich irgendeinen jungen Typ angeln. Aber falls es dir entgangen sein sollte, Debbie, so etwas kann man sich heutzutage nicht mehr
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