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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne
Autoren: Linda Lael Miller
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Freundin.
    „Debbie?“
    „Hallo, Amy“, antwortete Debbie, und ihre Stimme klang, als sei sie in Eile. „Wenn es ums Mittagessen geht, ich habe frei. Um zwölf bei ‘Ivar’?“
    Amy zögerte. „Ich kann nicht. Heute nicht. Ich habe den ganzen Tag Termine. Debbie …“
    Debbie schien augenblicklich ruhiger zu werden. „Hey, du klingst so komisch. Ist irgendetwas?“
    „Ich weiß nicht“, gab Amy zurück.
    „Nun erzähl schon.“
    „Ich habe letzte Nacht von Tyler geträumt. Aber der Traum war unheimlich echt, Debbie. Ich lag nicht etwa im Bett mit geschlossenen Augen, ich war auch auf und lief im Zimmer herum. Wir hatten ein sehr ernstes Gespräch.“
    Debbies Stimme klang gefasst, aber schließlich war Psychologie ihr Fachgebiet. Amys Einbildung, ihrem verstorbenen Mann begegnet zu sein, konnte Debbie nicht erschüttern. „Gut. Worüber?“
    Amy kam sich langsam etwas komisch vor. „Das Ganze ist so dumm.“
    „Ja. Erzähl’s mir trotzdem.“
    „Er sagte, sein Freund würde mich bald besuchen, ein gewisser Harry. Ich soll mich in diesen Typ verlieben, ihn heiraten und zwei Kinder von ihm bekommen.“
    „Heute noch?“, fragte Debbie zynisch.
    „So ungefähr. Wie Tyler sich ausdrückte, scheine ich irgendwelche himmlischen Pläne zu durchkreuzen, nur weil ich mich noch nicht wieder liiert habe.“
    Debbie seufzte. „Das ist ein klassischer Fall. Du bist eine gesunde, junge Frau und hast seit Tylers Tod keinen Mann mehr gehabt. Du bist körperlich und seelisch vereinsamt. Wenn du mit irgendjemandem darüber sprechen möchtest, könnte ich dir einen Arzt empfehlen …“
    Amy schüttelte den Kopf. „Nein“, unterbrach sie ihre Freundin. „Vergiss es. Es ist mir schon peinlich genug, mit meiner besten Freundin darüber zu reden.“
    „Aber …“
    „Mach dir keine Sorgen um mich, Debbie. Schließlich bin ich noch nicht völlig durchgedreht“, unterbrach Amy sie erneut, diesmal etwas bissiger. Sie wusste auch nicht genau, was sie von ihrer Freundin eigentlich erwartet hatte, dennoch fühlte sie sich ein wenig im Stich gelassen. Kurz darauf verabschiedete sie sich von ihr und machte sich auf den Weg zu ihrer ersten Hausbesichtigung an diesem Tag.
    Amy war stolz auf das, was sie erreicht hatte. Obwohl sie ihr Studium frühzeitig abgebrochen hatte, um sich ganz ihrer Aufgabe als Ehefrau und Mutter zu widmen, war sie nach Tylers Tod eine überaus erfolgreiche Immobilienmaklerin geworden. Es war der Wunsch nach Ablenkung gewesen in jenen schrecklichen Tagen der Trauer und des Schmerzes, der sie dazu veranlasst hatte, an einem Fernkursus für selbstständige Makler teilzunehmen. Das war eine Tätigkeit, die eine freie Zeiteinteilung erlaubte, und Amy brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben, ihre Kinder zu vernachlässigen.
    Dabei hatte sie es keineswegs nötig zu arbeiten, denn für ihren Lebensunterhalt war ausreichend gesorgt. Tyler hatte ihr eine hohe Lebensversicherung und einige Ersparnisse hinterlassen, und auch von ihrer Großmutter hatte Amy einiges geerbt. Aber der Gedanke, selbst Erfolg zu haben, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, hatte sie nicht mehr losgelassen, an ihm hatte sie sich wieder aufgerichtet. So hatte sie eine Aufgabe, die sie zumindest davon abhalten würde, Ashley und Oliver mit ihrer Liebe zu überschütten.
    Nach dem erfolgreichen Abschluss des Fernstudiums stürzte sie sich sofort in die Arbeit. Sie begann zu kaufen, zu verkaufen, zu vermitteln und zu handeln – und hatte Erfolg damit.
    Aber, dachte Amy auf der Fahrt zu ihrem Termin, Tyler hatte recht: Sie war nicht glücklich. Jetzt, nachdem die Trauer und das Gefühl der inneren Leere nachgelassen hatte, wurden alte Bedürfnisse und Sehnsüchte wieder wach. Und Amy erkannte, dass der berufliche Erfolg allein diese Bedürfnisse nicht befriedigen konnte.
    Harry Griffith nahm den Kopfhörer ab und reichte ihn seinem Kopiloten, Mark Ellis. „Hier, Herr Kollege“, sagte er, „bringen Sie sie runter.“
    Mark nickte und übernahm diensteifrig die Kontrolle über das Flugzeug, während Harry das Cockpit verließ. Er durchquerte das Konferenzabteil des Privatjets, das oft voll besetzt war mit Bankern, Managern und anderen Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, und trat in sein komfortabel eingerichtetes Schlafabteil, um sich umzuziehen. Er war zu einer wichtigen Besprechung in San Francisco gewesen, doch jetzt konnte er wieder in etwas Bequemeres schlüpfen.
    Wie schon den ganzen Morgen, musste er auch jetzt an
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