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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies
Autoren: Hans Dominik
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Doktor Max Belian.«
    Erschüttert starrten sie auf das Blatt. Wann hatte der Alte das geschrieben? Wann war dieses Buch an Bord der ›Möwe‹ gekommen?
    Sie blätterten weiter, und Blatt um Blatt gab ihnen Aufschluß über das Lebenswerk des Toten. Versuche, Formeln, neue Versuche. So ging es vom ersten Tag an, da die Arbeiten auf der Insel begannen, und war fortgesetzt bis zu dem letzten gelungenen Versuch, den sie noch vor wenigen Tagen gemeinsam gemacht hatten. Überall dabei genaue Angaben über die Feldstärken und die Frequenzen, die der Alte bisher geheimgehalten und nur diesen Blättern anvertraut hatte. Seitenlang danach – offensichtlich erst vor ganz kurzem geschrieben – genaue Schilderungen der Gefahren, die bei diesen Versuchen drohten, und ausführliche Angaben über ihre Verhütung.
    Die Stunden verrannen, während die Freunde mit fliegenden Pulsen und bebenden Lippen das Tagebuch des Toten lasen. Fritz schlug es zu und schloß den Deckel.
    »Das Vermächtnis eines großen, eines unendlich tiefen Geistes. Mir vermacht, auch euch, meinen Freunden, vermacht. Wir wollen beweisen, daß wir des Vermächtnisses würdig sind. Morgen geht’s in See, zurück nach Europa. Da wollen wir schaffen und arbeiten, wollen wuchern mit dem Pfund, das uns der Tote hinterließ.«
    Am nächsten Morgen lief die ›Möwe‹ mit geschwellten Segeln aus der Barre in die offene See.
    In der Kombüse stand Heinz und waltete hinter Töpfen und Pfannen seines Amtes als Koch. Am Steuerruder stand Klaus und hielt die ›Möwe‹ in vollem Wind, den Kurs nach Westen gerichtet, auf die zehntausend Inseln, den australischen Kontinent zu. In der Kajüte saß Fritz, den Kopf in die Hand gestützt. Vor ihm aufgeschlagen lag Professor Belians Tagebuch. Wieder und immer wieder las er die Seiten, rechnete nach, prüfte, studierte.

Nachwort
    von Susanne Päch.
    Der Name Hans Dominik (1872-1945) ist jedem ein Begriff, der sich mit deutscher Science-fiction befaßt. Schon zu seinen Lebzeiten erfreuten sich seine Romane höchster Beliebtheit. Im Gegensatz dazu kennen die hier veröffentlichten Kurzgeschichten heute nur sehr wenige – Dominiks erste Gehversuche auf dem Gebiet der Science-fiction, die alle aus einer Zeit stammen, in der sein Name in anderem Zusammenhang bekannt war.
    Eigentlich wollte Hans Dominik nicht wie sein Vater, er war Chefredakteur, journalistisch oder gar schriftstellerisch tätig werden. Denn von klein auf richtete sich sein Interesse mehr auf die Naturwissenschaften. Trotzdem mußte er ein humanistisches Gymnasium besuchen, was ihn in seinen Lebenserinnerungen Vom Schraubstock zum Schreibtisch zu der Aussage veranlaßte:
    »Auf dem Gymnasium mit zwei toten Sprachen und einem Übermaß an philologischem Kleinkram bin ich nur ein mittelmäßiger und stellenweise ein miserabler Schüler gewesen.«
    Zumindest eine gute Seite sollte sich daraus ergeben: es ermöglichte Dominik den Besuch etlicher Schulen, so des Gymnasiums in Gotha. Dort unterrichteten der Vater des späteren Konstrukteurs des Rohrbach-Romar-Großraumflugzeugs, Dr. Karl Rohrbach, und Kurd Laßwitz, durch seinen Roman Auf zwei Planeten den Science-fiction-Freunden bestens bekannt. Seine Ideen und Ansichten machten auf den Schüler Dominik einen bleibenden Eindruck. Dazu braucht man nur einen Blick in Die Reise zum Mars zu werfen, eines Themas, dem sich beide, wie so viele Science-fiction-Autoren dieser Zeit, nicht entziehen konnten. Allerdings sind hier die Gemeinsamkeiten weitergehend. Wie bei Laßwitz ermöglicht die Erfindung der AntiSchwere, beide Male ›Abarie‹ genannt, Flüge in den Weltraum.
    Nachdem Dominik 1893 sein Abitur abgelegt hatte, faßte er den Entschluß, Elektriker zu werden. Da es für diese erst aufstrebende Wissenschaft noch kein eigenes Studium gab, mußte er an der Technischen Hochschule in Berlin mit Maschinenbau unter besonderer Berücksichtigung der Eisenbahntechnik beginnen.
    Als sein Vater 1895 schwer erkrankte, zudem dessen Zeitung ›Der neue Kurs‹ bankrott war, sah sich Dominik gezwungen, sein Studium aufzugeben. Durch die Vermittlung eines Bekannten konnte er eine Stellung als Techniker bei der kleinen AEG-Filiale in Köln erwerben. Das geringe Gehalt von 90 Mark im Monat veranlaßte ihn, weitere Einnahmequellen zu suchen.
    Während der letzten Jahre im Elternhaus hatte er schon für die Zeitung seines Vaters einige populär-wissenschaftliche Aufsätze verfaßt. Warum es also nicht damit versuchen? Bald konnten
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