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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies
Autoren: Hans Dominik
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Telefon.
    »Noch nicht!« kam die Antwort von Jefferson zurück, »es sind noch einige Feststellungen zu machen.«
    Unnatürlich weiteten sich die Augen in dem starren, bleichen Gesicht des Alten. Nicht mehr gütig und verstehend blickten sie. Ein feindlicher Glanz schimmerte aus ihnen. Marionettenhaft waren die Bewegungen, mit denen er den Schalter für die Erregung der Dynamos über die Kontaktknöpfe zog. Automatisch vollführte er die Griffe an der Frequenzregelung.
    Ein Schrei drang vom anderen Ende der Halle an sein Ohr – ein dumpfes Brausen, und dann –
    »Swinskram!« rief Klaus, während ihm der Schweiß in Strömen von der Stirn lief. Das alte Eichenholz der Türbohle war viel härter und widerstandsfähiger, als es anfangs schien. Sein Messer wurde stumpf. Schon hatte er ein paar tüchtige Blasen an den Händen, und noch immer war der Riegel nicht zu erreichen.
    »Wenn du nicht kannst, laß mich mal!« versuchte Fritz zu scherzen, nahm ihm das Messer aus der Hand und arbeitete an Klaus’ Stelle weiter.
    Nach einiger Zeit kam Heinz als Ablösung an die Reihe, und dann fing es von neuem mit Klaus an. So arbeiteten sie nun schon viele Stunden, schnitten und brachen mühselig Span um Span von dem knorrigen Holz los. Ins Unerträgliche steigerte sich dabei ihr Durst. In der dumpfen, heißen Luft des engen Raums wurde ihnen das Atmen schwer. Die Kleider klebten ihnen am Leib. Mit verbissener Wut arbeiteten sie weiter. Span um Span fiel zu Boden. Immer breiter wurde der Spalt und immer tiefer dabei. Endlich war das Eisen des Riegels zu sehen und mit dem Marlspieker zu fassen. Ein Rucken, ein Zucken. Das Riegeleisen schob sich zurück, die Tür sprang auf.
    Taumelnd drangen sie aus ihrem Gefängnis, gerieten in einen Gang und kamen an eine Treppe, die nach oben führte.
    »Die Messer zur Hand!« schrie Klaus. »Wehe dem ersten Schuft, der mir vor die Klinge kommt!«
    Die Waffen stoßbereit, zum Äußersten entschlossen, schritten sie die Stufen hinauf und kamen an eine Tür, die unverschlossen war. Sie stießen sie auf und standen im grellen Licht der Nachmittagssonne auf dem Verdeck der ›Dorothea‹.
    Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Das Schiff schien verlassen zu sein. Die Segel waren heruntergelassen. Kaum merklich wiegte sich der Schoner in dem ruhigen Wasser an seinen Ankerketten. Er lag zwischen Barre und Insel. Kaum fünfzig Meter seewärts tobte die Brandung über die Barre.
    Fritz blickte sich suchend um.
    »Was zu trinken, Klaus! Ein Königreich für einen Schluck Wasser!«
    Sie suchten weiter, kamen unter Deck in die Kombüse und entdeckten ein paar Flaschen Mineralwasser.
    »Ah! Das tut gut!« stöhnte Heinz, während er sich den Inhalt der zweiten Flasche in die Kehle rinnen ließ.
    Sie tranken sich satt, fanden eine Handvoll Zwieback und gingen, während sie ihn kauten, wieder auf Deck.
    »Ja, wat nu?« fragte Klaus mit einem Blick nach der Insel hinüber.
    »Ja, wat nu?« echote Fritz ihm nach.
    Klaus warf prüfende Blicke auf die Takelage.
    »Junge, Junge! Wir sind drei. Wenn wir den Kahn flottmachen, mit dem durch die Barre gehen – dat wär ein Spaß!«
    Fritz schüttelte den Kopf.
    »Wäre schon ganz schön, Klaus, aber mein Oheim! Du vergißt, daß er in der Gewalt der Banditen ist. Mag der Himmel wissen, was die im Schilde führen, etwas Gutes sicherlich nicht.« —
    In den Sekunden, wo Fritz diese Worte sprach, stand der alte Professor im Maschinenhaus, den Schalter für die Erregung in der Rechten, den Griff des Frequenzreglers in der Linken. —
    »Wir müssen zur Insel, ihm zu Hilfe kommen. Kein Boot hier! Wie kommen wir rüber?«
    Die Worte blieben Fritz im Mund stecken, die Stimme verschlug ihm.
    Dort drüben hinter dem Uferrand, dort, wo Bungalow und Maschinenhaus lagen, hob es sich empor wie eine schwarze, düstere Explosionswolke, wie der Ausbruch eines Vulkans, eben noch eine Wolke, von feurigen Blitzen durchzuckt, dann ein Feuermeer, das hoch und immer höher zum strahlend blauen Himmel empordrang, ein Glutmeer, das auch nach den Seiten weiterfraß, im Augenblick den grünen Wald auf weite Entfernung hin verkohlte und veraschte.
    Der Berg, halb durch die Feuergarbe verdeckt, schien zu wanken. Die ganze Insel erbebte in ihren Grundfesten. Mit aufgerissenem Mund, mit weitgeöffneten Augen starrten die drei auf das Fürchterliche, das Entsetzliche, auf das in seiner Schrecklichkeit doch so majestätisch schöne Schauspiel. Dann folgte dem Blitz der Donner.
    Ein
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