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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies
Autoren: Hans Dominik
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zuverlässige Kunde von Ihrem früheren Mitarbeiter, daß Ihnen tatsächlich die Wasserstoffvernichtung schon gelegentlich gelungen ist. Doktor Schaffer vermochte das Experiment jedoch nicht zu wiederholen.«
    Professor Belian runzelte die Stirn.
    »Doktor Schaffer ist ein Esel von Überlebensgröße, ein Schuft außerdem noch! Es gehört mehr als die Kenntnis der Feldstärke dazu, wenn das Experiment gelingen soll. Auch die Wechselzahl des Feldes muß genau auf die Eigenschwingung der Wasserstoffatome abgestimmt sein. Daran hat er nicht gedacht, dieser Herr Doktor Schaffer; ein recht ungeschickter Dieb, meine Herren, den Sie da in Ihren Diensten haben.«
    »Well, Herr Professor«, nahm Jefferson das Wort. »Zeigen Sie uns den Versuch! Gelingt er, dann ist unser Konzern bereit, Ihnen zehn vom Hundert von allen Gewinnen zu garantieren, die jemals durch Ihre Entdeckung erzielt werden. Jemals, das heißt natürlich, solange diese Gewinne dem Konzern zufließen, solange wir Patentschutz auf ihre Entdeckung haben. Wir können einen richtigen Vertrag abschließen, sobald Sie durch das Experiment den Beweis für Ihre Behauptungen erbracht haben.«
    Professor Belian saß schweigend auf seinem Lager. Seine Gedanken begannen sich zu jagen. Der Versuch mußte gemacht werden, und zwar so, daß der gläserne Spulenbau durch die freiwerdende Energie vollkommen zerstört wurde, bevor sich diese Eindringlinge Einzelheiten davon merken oder gar abzeichnen konnten. War das geschehen, dann mochten sie machen, was sie wollten. Keine menschliche Gewalt sollte ihm die genauen Feldstärken und Schwingungszahlen des Feldes entreißen, die für den Versuch notwendig waren. Aber nicht ganz ungefährlich war das. Genau mußten die Größen bemessen werden, wenn die Zerstörung im gewollten Umfang eintreten sollte, nicht zu schwach, daß die aus den Trümmern noch etwas lernen konnten, auch nicht zu stark.
    »Nun! Wie ist’s, Professor?«
    »Ich bin bereit, Ihnen den Versuch zu zeigen, aber ich brauche Gehilfen dazu, meine Gehilfen.«
    Mister Jefferson schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Die Herren Stokes und Belgrave sind, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, Kollegen von Ihnen, ebenfalls Physiker.«
    Eine kurze Pause des Schweigens, Überlegens. Dann erhob sich der Alte.
    »Ich bin bereit, meine Herren! Gehen wir zu dem Maschinenhaus!«
    Professor Belian gab seine Anordnungen und verteilte die Posten. Diesmal wollte er die Bedienung der Elektrozentrale übernehmen, um die Feldstärken und Schwingungszahlen selbst unmittelbar kontrollieren zu können. Die WasserstoffVerflüssigungsanlage wurde Mister Stokes übergeben. Bei dem gläsernen Spulenbau standen Belgrave und Jefferson. Ein neues Thermometer war vor dem Wasserstoffrohr aufgebaut, um die Energieentwicklung messen zu können.
    Ordnungsgemäß begannen alle Maschinen zu laufen, alle Apparate zu spielen. Brodelnd flutete der flüssige Wasserstoff durch den Glasbau und kühlte die Spule nieder. Neugierig, wie etwa Urwaldaffen dem Treiben einer weißen Forschungsexpedition zuschauen, blickten sechs braune, zerlumpte Gestalten, die ehrenwerte Besatzung der ›Dorothea‹, auf das rätselhafte, unheimliche Maschinenspiel.
    »Narr!« rief der Professor, sprang auf einen von denen zu, riß ihm die brennende Zigarette aus dem Mund und trat sie mit dem Fuß aus. »Nicht rauchen!« schrie er, während er ein Stück weiter durch den Raum lief, auf Stokes zu. »Es werden große Knallgasmengen frei. Ein Funke genügt, um den ganzen Bau in die Luft gehen zu lassen.«
    Er sah, wie Belgrave am Spulenbau ein paar anderen Leuten von der Besatzung die Zigaretten wegriß. Aber er sah noch etwas anderes, was ihm bisher auf seinem entfernteren Standpunkt in der Elektrozentrale entgangen war. Neben Belgrave und Jefferson stand noch ein Dritter neben der Spule: Doktor Schaffer, den er seit Jahresfrist nicht gesehen hatte. Der stand dort, hatte einen Zeichenblock und skizzierte sorgsam den ganzen Glasbau, arbeitete mit einem Zollstock, nahm Maße und schrieb sie in seine Zeichnung ein.
    Einen Augenblick wollte der Alte weitereilen, sich auf Schaffer stürzen, ihn niederschlagen, ihm die Skizze entreißen. Zögernd stand er dort, mit sich selbst kämpfend. Tiefe Röte und leichenhafte Blässe wechselten auf seinen Zügen. Totenblaß war er, als er mit zusammengepreßten Kiefern zu der Elektrozentrale zurückkehrte.
    »Ist der Wasserstoffstrom durch das Kohlenrohr angestellt?« fragte er durch das
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