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Ein moerderisches Geschaeft

Ein moerderisches Geschaeft

Titel: Ein moerderisches Geschaeft
Autoren: Julie Garwood
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überzeugen, als sie unter die Dusche trat.
    Carrie hatte gerade das Wasser voll aufgedreht, als Avery von zuschlagenden Wagentüren geweckt wurde. Sie hörte ein tiefes Lachen und stand auf, um nachzusehen, wer da draußen so einen Lärm machte. Sie sah einen Mann und eine Frau. Sie standen neben einem alten, verbeulten Auto, steckten die Köpfe zusammen und redeten und lachten.
    Die Frau hatte goldenes Haar. Der Mann war dunkel. Er hielt etwas in der Hand. Avery spähte durch einen Spalt in der Gardine, damit die beiden sie nicht entdeckten und möglicherweise ausschimpften, weil sie so neugierig war. Der Mann hob eine Flasche an die Lippen und trank einen großen Schluck. Dann hielt er der Frau die Flasche hin, und sie legte den Kopf zurück und trank auch.
    Was hatten sie vor Grandmas Haus zu suchen? Avery kauerte sich hin und versteckte sich hinter der Gardine. Sie duckte sich, als die Frau sich jetzt umdrehte und den Bürgersteig entlangging. Der Mann mit dem gemeinen Gesicht folgte ihr nicht. Er lehnte sich an den Kotflügel des Wagens und schlug ein Bein über das andere. Er trank erneut, dann warf er die leere Flasche auf die Straße. Das Klirren des zersplitternden Glases war so laut, dass Avery erschrocken nach Luft schnappte. Es war nicht richtig, Abfall in die Gegend zu werfen. Das sagte Grandma Lola immer wieder.
    Der Mann betrachtete das Haus. Dann sah er die Straße hinauf und hinunter, und Avery dachte, sie könnte gefahrlos aufstehen, um ihn ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. Als er sich zur Fahrertür umdrehte, sah sie, dass etwas in seiner Gesäßtasche steckte. Was war das? Noch eine Flasche?
    Der Mann mit dem gemeinen Gesicht und dem schmutzigen T-Shirt musste unglaublich durstig sein, denn er fasste nach hinten und zog die Flasche aus der Tasche. Aber es war gar keine Flasche! Wieder musste Avery nach Luft schnappen. Der böse Mann hielt eine schimmernde schwarze Pistole in der Hand. Genau so eine, wie sie sie im Fernsehen schon oft gesehen hatte.
    Sie war viel zu aufgeregt, um Angst zu haben. Sie konnte es kaum erwarten, Peyton zu erzählen, was sie beobachtet hatte. Sollte sie Grandma und Carrie wecken und ihnen sagen, dass ein Mann mit einer Pistole vor dem Haus stand? Vielleicht würden sie auf der Polizeiwache anrufen und Officer Friendly würde herkommen und den bösen Mann abführen.
    Avery zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich jemand an die Haustür hämmerte. Das muss die Frau sein, dachte sie. Wieso will sie Grandma mitten in der Nacht besuchen?
    Die Frau schrie furchtbare Worte. Avery lief zurück zum Bett und versteckte sich unter der Decke, für den Fall, dass ihre Großmutter nach ihr sah, bevor sie hinunterging, um der Frau klar zu machen, dass sie nicht so einen Lärm machen durfte. Großmutter würde bestimmt sagen: »Wollen Sie Tote aufwecken?«, denn das sagte sie auch immer zu Carrie, wenn sie den Fernseher oder die Musik zu laut aufgedreht hatte. Aber wenn Großmutter erst in ihr Zimmer schaute und sah, dass sie nicht im Bett lag, würde Avery nie erfahren, was vor sich ging.
    Manchmal musste man eben ein bisschen ungezogen sein, um wichtige Dinge herauszufinden. Peyton hatte gesagt, dass es gar nicht so schlimm wäre, wenn man andere Leute belauschte, solange man niemandem weitererzählte, was man gehört hatte.
    Das Hämmern wurde immer lauter, und die Frau verlangte, dass Grandma sie ins Haus ließ.
    Grandma machte die Tür auf, und Avery hörte, dass die Frau weiterschrie. Sie verstand jedes Wort. Mit einem Mal war Avery gar nicht mehr neugierig. Sie hatte höllische Angst. Sie schleuderte die Decke von sich und sprang auf, dann ließ sie sich auf den Bauch fallen und kroch unter das Bett. Sie rutschte ganz hinauf zum Kopfteil und zog die Knie bis zum Kinn hoch. Sie war schon ein großes Mädchen, zu groß, um zu weinen. Und die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, waren nur da, weil sie die Augen zu fest zusammenkniff. Sie presste die Hände auf die Ohren, um das fürchterliche Geschrei nicht zu hören.
    Avery wusste, wer die Frau war: Ihre nichtsnutzige Mama Jilly, und sie war hier, um sie mitzunehmen.

1
    Das Warten machte Avery verrückt. Sie saß in ihrem kleinen Kabuff, lehnte mit dem Rücken an der Wand, hatte ein Bein über das andere geschlagen und hielt einen Eisbeutel an ihr verletztes Knie. Mit den Fingern der anderen Hand trommelte sie auf die Schreibtischplatte. Was dauerte so lange? Warum hatte Andrews nicht angerufen? Sie starrte aufs
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