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Ein moerderisches Geschaeft

Ein moerderisches Geschaeft

Titel: Ein moerderisches Geschaeft
Autoren: Julie Garwood
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informierte Margo sie.
    »Ich weiß. Ich dachte, ich hätte noch eine Ersatzstrumpfhose in der Schublade, aber da ist keine mehr.«
    »Ich habe eine.«
    »Danke, Margo. Aber die wäre mir zu klein. Mel, Lou, dreht euch um oder setzt euch hin.«
    Sobald sie ihr den Rücken zugekehrt hatten, fasste Avery unter ihren Rock und zog sich die kaputte Strumpfhose aus. Dann stieg sie barfuß in ihre Pumps.
    Jetzt tat es ihr Leid, dass sie sich am Morgen für das Kostüm entschieden hatte. Normalerweise trug sie Hose und Bluse, aber sie wollte heute zum Mittagessen ausgehen, deshalb hatte sie sich herausgeputzt und das wunderschöne graubraune Armani-Kostüm angezogen, das ihr ihre Tante Carrie vor zwei Jahren geschenkt hatte. Ursprünglich hatte der Rock einen unzüchtigen Schlitz an der Seite gehabt, aber den hatte Avery zugenäht. Es war ein tolles Kostüm, aber ab heute würde es das Kostüm sein, das sie an dem Tag getragen hatte, an dem sie gefeuert worden war.
    »Fang auf«, rief Margo und warf ihr eine originalverpackte Strumpfhose zu. »Das ist eine Einheitsgröße. Sie passt jedem. Du musst Strümpfe anhaben. Du kennst die Kleiderordnung.«
    Avery las das Etikett. Da stand tatsächlich, dass die Strümpfe für jede Größe geeignet waren. »Danke«, sagte sie und setzte sich wieder. Ihre Beine waren lang, und sie fürchtete, die Strumpfhose zu zerreißen, als sie sie über die Hüften zog, aber sie passte tatsächlich.
    »Du kommst zu spät«, mahnte Mel, als sie aufstand und den Rock zurechtzupfte. Warum war ihr bisher noch nicht aufgefallen, wie kurz er war? Der Saum reichte kaum bis zu den Knien.
    »Ich hab noch fünf Minuten.« Sie legte Lipgloss auf und fasste ihr Haar im Nacken mit einer Spange zusammen, dann schlüpfte sie wieder in ihre Pumps. Erst jetzt merkte sie, dass der rechte Absatz ziemlich locker war. Offenbar war er bei dem Sprung auf die Motorhaube gebrochen.
    Das kann ich jetzt auch nicht ändern, dachte sie. Sie holte tief Luft, straffte die Schultern und hinkte durch den Mittelgang. Das Knie tat bei jedem Schritt weh.
    »Wünscht mir Glück.«
    »Avery«, schrie Mel. Er wartete, bis sie sich zu ihm umdrehte, dann warf er ihr ihre ID-Karte zum Anstecken zu. »Vielleicht solltest du das besser dabeihaben.«
    »Stimmt. Sie werden sie mir wegnehmen wollen, bevor sie mich aus dem Gebäude eskortieren.«
    Margo rief ihr nach: »Hey, Avery, sieh’s mal so: Wenn du gefeuert wirst, brauchst du dir keine Gedanken über die Arbeit machen, die sich hier anhäuft, während du dich mit deiner Tante in der schicken Wellnessfarm entspannst.«
    »Ich weiß noch gar nicht, ob ich hinfahre. Meine Tante denkt, ich begleite die Kids durch D. C.«
    »Aber jetzt, wo das gestrichen ist, solltest du dich ein bisschen verwöhnen lassen«, wandte Margo ein.
    »Stimmt, du solltest hinfahren«, bekräftigte Lou. »Du könntest einen ganzen Monat in Utopia bleiben und deinen Lebenslauf verfassen.«
    »Ihr seid mir wirklich eine große Hilfe, Leute«, sagte Avery ohne einen Blick zurück.
    Carters Büro war im dritten Stock. An jedem anderen Tag hätte Avery die Treppe genommen, um sich körperlich zu betätigen, aber ihr linkes Knie schmerzte zu sehr und der rechte Absatz war zu wackelig. Als sie vor dem Aufzug ankam, war sie schon fast am Ende ihrer Kräfte. Während sie darauf wartete, dass der Lift herunterkam, überlegte sie, was sie zu Carter sagen würde, wenn er sie fragte, was sie sich in Gottes Namen bei ihrer Entscheidung gedacht hatte.
    Die Türen glitten auf. Avery trat einen Schritt vor und spürte, wie etwas knackte. Sie senkte den Blick und sah, dass der Absatz in dem Spalt der Aufzugtür stecken geblieben war. Da sie allein war auf weiter Flur war, zog sie den Rock hoch und ließ sich auf das gesunde Knie nieder, um das vermaledeite Ding herauszuziehen. Die Lifttüren schlossen sich und knallten ihr an den Kopf.
    Avery fluchte ausgiebig und fiel zurück. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, und sie grabschte nach der Haltestange. Sie hielt den abgebrochenen Absatz fest in einer Hand und zog sich in dem Moment mit der anderen auf die Füße, als der Lift im Erdgeschoss stoppte. Als der Aufzug in der dritten Etage anhielt, war er voll mit Leuten, und Avery stand in der hintersten Ecke. Sie kam sich idiotisch vor, als sie sich nach vorn drängelte und davon-humpelte.
    Zu ihrem Pech war Carters Büro am Ende eines langen Flurs. Die Glastüren waren so weit weg, dass Avery nicht einmal den Namen über der
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