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Ein moerderisches Geschaeft

Ein moerderisches Geschaeft

Titel: Ein moerderisches Geschaeft
Autoren: Julie Garwood
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gesagt habe. Jilly liebt niemanden außer sich selbst. Sie liebt Grandma nicht, sie liebt mich nicht und dich liebt sie auch nicht. Hast du jetzt verstanden?«
    Avery nickte. »Darf ich jetzt wieder mit dem Schmuck spielen, Carrie?«
    Carrie lächelte. Wie es schien, hatte das Kind Wichtigeres im Sinn. Sie sah der Kleinen zu, wie sie sich wieder an den Toilettentisch setzte und in der Schuhschachtel kramte. »Weißt du, was das Beste ist, was dir jemals passiert ist?«
    Avery wandte sich ihr nicht zu, als sie antwortete. »Dass ich dich als Tante habe?«
    »Findest du, das ist das Beste?«, fragte Carrie überrascht und erfreut. »Warum?«
    »Weil du mir gesagt hast, dass es das Beste ist.«
    Carrie lachte. »Ja, aber es gibt sogar noch was Besseres.«
    »Was?«
    »Du wächst nicht in ständiger Angst auf wie ich. Jilly wird nie wieder zurückkommen. Du brauchst sie niemals zu sehen … nie. Das ist eindeutig das Beste.«
    Ein Schauer lief Carrie über den Rücken, sobald sie die Worte ausgesprochen hatte. Forderte sie das Schicksal heraus, wenn sie solche Sachen sagte? Konnte man einen Dämon heraufbeschwören, indem man behauptete, dass er nicht existierte? Das Frösteln fühlte sich an wie eine böse Vorahnung. Aber das war es natürlich nicht. Sie war nur eine Schwarzseherin. Sie schüttelte das ungute Gefühl ab und machte sich wieder an die Arbeit.
    In der nächsten Woche hatten sie viel zu tun. Avery wollte ihre Wände rosa haben und Carrie setzte sie weiß ab. Sie fand, dass ihr ehemaliges Zimmer aussah, als wäre eine Flasche Pepto-Bismol darin explodiert, aber Avery gefiel es. Am Sonntagnachmittag hatten sie Carries großes Schlafzimmer für sie eingerichtet und all ihre Sachen eingeräumt. Carries Gepäck war schon im Kofferraum des Autos verstaut. Ihre letzte Nacht verbrachte sie auf der furchtbar unbequemen Bettcouch in Averys altem Zimmer.
    Zum Abendessen gab es nur Carries Lieblingsspeisen -Sachen, die laut Diätplan verboten waren: gebratenes Hühnchen. Kartoffelbrei mit Sauce, grüne Bohnen mit ausgelassenem Speck. Lola hatte auch einen frischen Salat zubereitet, den sie im eigenen Gemüsegarten geerntet hatte, aber den rührte Carrie kaum an. Da sie sich schon dazu durchgerungen hatte, einen Tag lang zu sündigen -einen wundervollen Tag ohne Schuldgefühle –, nahm sie sich von allem anderen gleich zweimal und aß mit uneingeschränktem Genuss.
    Nachdem Grandma Lola Avery ins Bett gebracht und ihr eine Geschichte vorgelesen hatte, ging Carrie zu der Kleinen, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben. Sie schaltete das Nachtlicht ein, machte die Tür zu und ging hinunter, um noch den letzten Papierkram zu erledigen.
    Eines führte zum anderen, und es war schon nach elf, als sie ans Zubettgehen dachte. Lola schlief bereits in ihrem Zimmer auf der Rückseite des Hauses. Carrie schaute noch einmal nach Avery – oh, das Würmchen würde ihr fehlen! – und wäre fast in schallendes Gelächter ausgebrochen, als sie ihre Nichte in dem großen Bett sah. Das Kind hatte sich mit mindestens fünf Halsketten und vier Armbändern behängt. Das angelaufene Diadem, bei dem die meisten Strasssteinchen fehlten, saß schief auf dem Kopf und hatte sich in einigen Haarsträhnen verheddert. Avery lag auf dem Rücken und hielt einen abgenutzten Teddy im Arm. Carrie setzte sich auf die Bettkante und nahm Avery vorsichtig, um sie nicht zu wecken, den Schmuck ab, legte ihn in die Schachtel und schlich dann wieder zur Tür. Sie zog sie eben leise zu, als Avery flüsterte: »Gute Nacht, Carrie.«
    Carrie drehte sich zu ihr um. Das kleine Mädchen hatte die Augen geschlossen und sah im sanften Schein der Straßenlaterne aus wie ein Engel. Carrie war überzeugt, dass sie Avery nicht mehr lieben könnte, wenn sie ihr eigenes Kind wäre. Der Wunsch, sie zu beschützen, war überwältigend. Sie hasste den Gedanken, von ihr wegzumüssen, und kam sich vor, als würde sie sie im Stich lassen.
    Aber ich muss weg, rief sie sich ins Gedächtnis. Averys Zukunft hing von ihr ab. Wenn Carrie finanziell abgesichert war, konnte sie ihre Mutter und ihre Nichte in dem Stil unterstützen, den sie beide verdienten. Schuldgefühle waren ein wirksamer Hemmschuh, aber Carrie ließ nicht zu, dass sie ihre Pläne durchkreuzten. Sie hatte ihre Ziele und Träume, und Avery und Lola waren fest in ihre Zukunft eingebunden.
    »Ich tue das Richtige«, flüsterte sie, während sie durch den Flur zum Badezimmer ging. Und sie versuchte immer noch, sich davon zu
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