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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns
Autoren: Carter Brown
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einsamer übergewichtiger und
alternder Cherubim. Ich kletterte also auf einen Hocker und lud ihn zu einem
Glas ein.
    »Das ist sehr nett von Ihnen,
Mr. Holman «, sagte Joe Friberg bedrückt, »aber ich schulde so vielen Leuten substantielle Dinge, vorwiegend
große Geldsummen — ich würde Sie äußerst ungern meiner Liste hinzufügen, nur um
mir einen Whisky zu sparen .«
    »Wie steht’s mit Ihrem Stück ?« fragte ich.
    »Geplatzt!« Seine Kinne bebten
in kurzer Wehklage. »Wie die Araber haben wir unsere Zelte abgebrochen und sind
dabei, uns wegzuschleichen — wenigstens mit dem, was befördert werden kann .« Er schüttelte traurig den Kopf, »vielleicht versuche
ich’s eines Tages noch einmal — es ist ein gutes Stück. Aber erst Maxine Barr
zu verlieren und dann die arme Babs Duane! Gegen soviel Pech kann kein Mensch an !«
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    Er zuckte die Schultern.
»Kehren Sie jetzt an die Küste zurück ?«
    »Ja.« Ich nickte. »Ich nehme
den letzten Zug von hier nach New York und dann die Neunuhrmaschine .«
    »All diese Schlagzeilen auf der
ersten Seite in den Zeitungen heute«, sagte er, »und Ihr Name wird noch nicht
einmal erwähnt .«
    »Man erwartet von mir, daß ich
diskret bin und niemals den Namen eines Kunden an die Öffentlichkeit dringen
lasse, Joe. Was würde es für einen Eindruck machen, wenn mein eigener Name
überall in den Zeitungen herumgeschmiert würde ?«
    »Natürlich, klar .« Er trank sein Glas aus. »Na, ja, ich verdrücke mich
besser von hier, bevor mich einer meiner Gläubiger entdeckt. Wir sehen uns ja
wohl gelegentlich einmal wieder, Rick, was ?«
    »Hoffentlich.« Ich schüttelte
ihm die Hand. »Ich möchte mich gern bei Ihnen für Ihre Gefälligkeit in den
beiden letzten Tagen bedanken, Sie haben wegen mir eine Menge Scherereien auf
sich genommen .«
    »Keine Ursache, Sie haben es
sich redlich verdient !« Er grinste über meines verdutzten Gesichtes . »Lester Knight hat mich darum
gebeten — und er war zu sechzig Prozent an der Sache beteiligt !«
    »Ein absonderlicher Bursche,
dieser Lester«, sagte ich.
    »Sie haben recht«, sagte Friberg . »Was er an dem Stück verloren hat, holt er mit dem
Film wieder herein. Wir sehen uns wahrscheinlich in jedem Fall. Ich bin nächste
Woche selber an der Küste .«
    »Gut«, sagte ich.
    Ich hatte ein nettes,
gemächliches Abendessen mit einer großen eleganten Blonden, die sich über das
dicke Make-up beschwerte, das aufzutragen sie gezwungen gewesen war, um den
blauen Flecken an ihrem Kinn zu verbergen. Nach dem Essen war noch Zeit für ein
paar Drinks, bevor sie mich zum Bahnhof fuhr, und so ließen wir uns in einer
ruhigen Ecke nieder.
    »Eines möchte ich Ihnen sagen,
Rick«, bemerkte Sonia leise, »für Ihre freundlich gemeinte Grausamkeit in bezug auf Onkel Irving im Auto gestern
nacht bin ich Ihnen zutiefst dankbar. Sie hat mir später sehr geholfen .«
    »Ich lasse es mir immer
angelegen sein, Freude und Glück unter all den schönen Frauen zu verbreiten,
die ich kenne, Süße«, sagte ich.
    »Rick?« Sie blickte auf ihr
Glas hinab, während ihre Finger mit einem Päckchen Zigaretten spielten, das vor
ihr auf dem Tisch lag. »Ist es unbedingt erforderlich, daß Sie heute nacht wegfahren? Ich meine —
würde es nicht auch noch morgen früh reichen ?«
    »Es ist nicht unbedingt
erforderlich«, sagte ich. »Ich möchte nur gern in mein Büro zurückkehren, das
ist alles .«
    Sie nippte an ihrem Glas und
kicherte plötzlich laut. »Mir ist gerade etwas eingefallen! Ich glaube, es ist
sehr komisch .«
    »Also lassen Sie uns darüber
lachen .«
    »Sie erinnern sich doch an gestern nacht , als ich meinen ganzen Mut zusammenraffte, um
Ihnen dieses unmoralische Angebot zu machen? Ich habe mich sogar ganz deutlich
ausgedrückt, für den Fall, daß Sie dächten, ich erwartete, daß Sie auf dem
Teppich schliefen ?«
    »Klar«, sagte ich. »Ich
erinnere mich .«
    »Dann, als wir zum Haus meines
Onkels hinausfuhren, war ich ganz schüchtern .«
    »Ich fand das reizend«, sagte
ich.
    »Erst vor zwei Stunden wurde
mir plötzlich klar, was für eine Zeitverschwendung all diese mädchenhafte
Verwirrung war! Sie kamen doch mit mir zurück, weil Sie dachten, Charlie würde
nicht bis zu der Party am folgenden Abend warten — nicht wahr ?«
    »Mehr oder weniger«, stimmte ich
zu.
    »Eben das finde ich drollig .« Sie nahm ihr Glas und leerte es auf einen Zug. »Das war
gut«, sagte sie beiläufig. »Kann ich noch eines
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