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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben
Autoren: Daniela Felbermayr
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Kein Mann, der sie belog und kein Mann, der ihr das Herz brach.
     
    Den Nachmittag hatte sie damit verbracht, sich auf einige Fälle vorzubereiten, die in den nächsten Tagen verhandelt werden sollten, und da es sich bei keinem um etwas wahnsinnig Brenzliges handelte und sie auch keinen Mandantentermin mehr wahrnehmen musste, beschloss sie, ausnahmsweise einmal pünktlich Feierabend zu machen und das Büro um halb fünf zu verlassen. Ein paar Akten hatten es dann aber doch noch in ihre Tasche geschafft, sodass von Feierabend im herkömmlichen Sinne wohl keine Rede sein konnte. Sie wollte den Abend auf ihrer Terrasse verbringen und die paar Fälle durchgehen, die sie mitgenommen hatte. Das sollte nicht länger als zwei, drei Stunden dauern. Dann würde sie sich vor dem Fernseher eine Pizza oder etwas vom Chinesen gönnen und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
     
    Für die Terrassen-Überstunden hatte sie sich selbst belohnt und auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher zu Macys gemacht, sodass sich in den Tüten, die sie trug ein Paar schwarze Stiefel, ein dazu passendes Kleid und zwei Hosen befanden.
     
    Vicky bog um die Ecke zu Ihrem Appartement, spürte einen stechenden, brennenden Schmerz in ihrem rechten Schienbein und fiel der Länge nach hin. Die Macys-Tüte krachte gegen ihre Eingangstüre zu ihrer linken, sodass die Schachtel mit den Stiefeln herauskatapultiert wurde, der Deckel der Schachtel sich öffnete und ein Stiefel herausfiel. Ihre Louis-Vuitton-Tasche flog in hohem Bogen nach vorne in Richtung Terrassentüre und auch ihr Inhalt, der zum größten Teil aus Make-up, Notizblock, Kugelschreibern, aber auch ihrem Handy und ihrer Brieftasche bestand, bedeckte den Boden. Ihre Knie schmerzten und ihre Handgelenke, die auf dem Teppichboden entlang geschrammt waren, schrien vor Schmerz auf.
    „ Scheiße“, fluchte sie und rappelte sich so schnell wie möglich wieder auf. Sie fischte die Louis Vuitton heran, schaufelte den Inhalt hinein, hob sie auf, strich Rock und Bluse glatt und sah sich peinlich berührt um, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtet hatte. Ihr Schienbein pochte und die Strumpfhose, die sie trug, hatte eine dicke Laufmasche, fast so, als wäre sie durch Stacheldraht geklettert. 
     
    Auf dem Flur, der direkt in ihr Appartement führte, herrschte ein heilloses Durcheinander aus Kisten, Kartons, Möbelstücken und Handwerkszeug. Die Holzkiste, über die sie gestolpert war, war mit einem Kartonschild beklebt, auf dem „Küchenkram“ stand. Von den Besitzern der Gegenstände fehlte hingegen jede Spur.
    Helles Licht fiel durch die Glasschiebetür, die hinaus auf die große Dachterrasse führte, auf der es einen Pool, Liegestühle, eine Hollywoodschaukel und eine Grillmöglichkeit gab, und gewährte einen außergewöhnlichen Blick auf Manhattan. Man konnte bis hinunter zum Hudson River sehen. Besonders abends liebte sie den Ausblick von ihrer Terrasse.
     
    Vicky kletterte über eine breite, fast kniehohe Schachtel, die direkt vor ihrer Eingangstüre abgestellt worden war und die mit dem Wort „Kram“ beschriftet war, zog ihren rechten Zeigefinger über den Scanner neben ihrer Eingangstüre und mit einem kaum hörbaren Klick öffnete sich die Tür. So würde nun endlich jemand in das zweite Appartement einziehen. Es waren schon mehrmals Interessenten für das rechtsseitige Appartement da gewesen, doch bei allen war es letztlich am Preis gescheitert. Zweihundertundzehn neue  Quadratmeter mitten in Manhattan mit Blick auf den Central Park und den Hudson hatten eben ihren Preis. Ihre Freunde hatten sie bereits geneckt und sie „Die Glöcknerin von New York“ genannt, weil sie ganz allein oben im Penthouse wohnte und sich bislang kein Nachbar für sie gefunden hatte. Sie war ein kleines bisschen aufgeregt, was die neuen Nachbarn betraf und hoffte, dass es nette Leute sein würden. Oft hatte sie, wenn sie abends allein draußen auf der Dachterrasse gesessen hatte, überlegt, wie nett es doch wäre, Nachbarn zu haben, mit denen sie sich gut verstand.
     
    Als sie in das Appartement gezogen war, hatte ihr die Maklerin erklärt, dass die Dachterrasse, wenn dies gewünscht war, in zwei separate Teile getrennt werden konnte, sobald ein neuer Eigentümer einzog. Vorerst aber würde sie Vickys alleiniges Reich sein. Sie hoffte, dass die Terrasse nicht getrennt werden musste. Es war zwar für beide Appartements ein jeweils sehr großer Anteil geplant, doch es wirkte offener und leichter,
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