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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben
Autoren: Daniela Felbermayr
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bei William Torance entschuldigt, als er ihm das Geld abgenommen hatte und ihn sogar gebeten, ihm seine Adresse zu geben, damit er ihm das Geld irgendwann anonym wieder zurückzahlen konnte. Davis war ein armer Kerl, der in eine Situation geraten war, die ihn kurz überforderte und aus der heraus er eine Dummheit beging, sodass Vicky ihm das Gefängnis ersparen wollte. Sie war sicher, eine Bewährungsstrafe für ihn heraushauen zu können, indem sie versuchte, den ihm vorgeworfenen Raubüberfall in „normalen“ Raub abzuwandeln. Außerdem würden die Ausnahmesituation, die bisherige Unbescholtenheit des Täters sowie dessen Wille zur Wiedergutmachung – immerhin hatte er nach der Adresse des Opfers gefragt, um das Geld eines Tages zurückschicken zu können – strafmildernd wirken. Eine Bewährungsstrafe und Sozialstunden waren zwar auch nicht gerade ein Sommerausflug und obendrein mit jeder Menge unangenehmer Auflagen verbunden war, doch wenigstens würde er weiter studieren können und musste nicht ins Gefängnis.
     
    Als sie ihren Laptop ausschaltete, fragte sie sich kurz, was wohl aus den neuen Nachbarn geworden war. Sie hatten zwar ihre Möbel und ihre Kartons im Flur abgestellt, aber seither war nichts von ihnen zu hören oder zu sehen gewesen. Sie fand es merkwürdig, dass jemand seinen ganzen Kram hier mitten am Flur stehen lies, anstatt ihn wenigstens in die Wohnung zu schaffen und ärgerte sich ein klein wenig darüber. Immerhin lebte sie auch auf dieser Etage, und das schon eine ganze Weile länger als die neuen Nachbarn, die sich einfach ausbreiteten, als würde ihnen der ganze Block gehören. Vicky ging durch ihre Terrassentür, stellte ihren Laptop auf dem Schreibtisch gleich hinter der Schiebetür ab und holte sich dann aus der Schublade in der Küche die Speisekarte ihrer Lieblingspizzeria, Hell’s Kitchen. Sie bestellte eine große Salamipizza mit Ei, pflanzte sich vor den Fernseher und sah ein paar Folgen Friends auf Comedy Central, bevor sie zu Bett ging.

2
     
     
    Um kurz nach Mitternacht wurde sie aus dem Schlaf gerissen. Ihre Katzen, mit denen sie sich das Bett teilte, waren ebenfalls aufgewacht und blickten starr, den Geräuschen lauschend und irgendwie fast ängstlich wirkend, in die Nacht. Vicky schaltete benommen ihre Nachttischlampe ein, kniff die Augen wegen der plötzlichen Helligkeit zu und sah auf ihre Uhr. Zwanzig nach Zwölf. Das Appartement war an und für sich wunderbar isoliert und man hörte für gewöhnlich niemanden, der sich draußen am Flur oder im Stockwerk unter ihr bewegte. Doch dieses Mal schien es anders. Es hörte sich an, als würde jemand Kisten rücken…oder…Kisten treten. Verärgert warf Vicky ihre Bettdecke zur Seite und krabbelte aus dem Bett. Auch wenn die neuen Nachbarn alle Hände voll zu tun hatten, sich ihr Domizil einzurichten, so war es doch wohl etwas übertrieben, dieser Aktion mitten in der Nacht nachzugehen, vor allem, nachdem sie den ganzen Tag damit zugebracht hatten, etwas anderes zu tun und ihr Mobiliar auf dem Flur sich selbst überlassen hatten.
    „ Bei meinem Glück sind es Vampire“, murmelte sie und schmunzelte bei der Vorstellung, dass Nosferatu und Graf Dracula eine Wohngemeinschaft bildeten und  da draußen versuchten, ihre Möbel zusammen zu bauen, Schränke einräumten und Fenster putzten.
     
    Sie ging durch ihr in der Dunkelheit liegendes Wohnzimmer, das durch das Mondlicht in einen hellen, fahlen Ton getaucht wurde, hinaus in ihre Vorhalle und bemerkte, dass draußen am Flur Licht brannte.
    „ Was zum Teufel…“, begann sie, doch als sie aus ihrem Türspion blickte, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Sie hatte erwartet, die neuen Nachbarn dabei zu erwischen, wie sie ihre Umzugskartons durch den Flur rückten und in ihr Appartement bugsierten, doch stattdessen waren sie dabei, Sex zu haben. Selbst die Vorstellung mit Dracula wäre ihr wahrscheinlicher vorgekommen, als das, was sie jetzt sah.
    Sie machte einen Satz zurück vom Spion, lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und fühlte ihr Herz klopfen. Das war doch wohl eine Ungeheuerlichkeit. Die stellten ihr Zeug hier einfach so vor die Tür, ließen sich den ganzen lieben langen Tag nicht blicken, tauchten nachts auf, und anstelle das zu tun, was man normalerweise tat, wenn man umzog, hatten sie Sex. Kurz dachte sie darüber nach, den Sicherheitsdienst zu rufen, doch dann besann sie sich eines Besseren. Sie wollte nicht schon am Anfang als die ewig nörgelnde, sich
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