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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Bratley
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was gefasst!«
    »Du machst mir Angst«, erwiderte ich argwöhnisch, denn ich wusste, was immer es auch sein sollte, ich würde wohl seiner Bitte nachkommen, denn er trug den Beinamen »Nettester Mann auf Erden« nicht umsonst. Worum auch immer es sich handelte – solange Gummihandschuhe oder verzinkte Ketten ausgeschlossen waren, würde ich es tun.
    »Also«, fuhr er fort. »Du kennst doch den Saturday Supper Club? Diesen Kochwettbewerb aus unserer Zeitung, wo sich Fremde abwechselnd nach Hause einladen, die anderen bekochen, dann auf einer Skala von eins bis zehn bewertet werden und der Gewinner am Schluss ein Preisgeld von tausend Pfund erhält? Nun, einer der Kandidaten für morgen Abend hat abgesagt …«
    Seine Worte verhallten fast schuldbewusst. Ich kniff die Augen zusammen und hörte die Anspannung in seiner Stimme, die seinen niedlichen irischen Akzent nur noch verstärkte. Ich konnte ihn mir genau vorstellen, wie er da gerade am Schreibtisch saß und mit mir telefonierte. Die schlanke Gestalt vornübergebeugt, während die freie Hand nervös über das kratzige, stoppelige Gesicht fuhr und die blonden Wimpern seiner glänzenden braunen Augen unruhig flatterten.
    »Aha«, stellte ich fest. »Hast du etwa vorgeschlagen, ich könnte für diese Person einspringen?«
    Ich verlieh meiner Stimme einen heiteren Tonfall, doch in mir brodelte es, denn Joe wusste, wie viel ich gerade um die Ohren hatte. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, meine eigenen Freunde zu mir nach Hause einzuladen, geschweige denn für Fremde ein dreigängiges Menü zu kochen, von dem ganz London am nächsten Tag in der Zeitung lesen würde.
    Joe spürte, dass ich sauer war. Er räusperte sich ein paarmal und senkte seine Stimme. Ich musste den Hörer an mein Ohr pressen, um ihn noch zu verstehen.
    »Du kochst doch total gerne, oder?«, wandte er schnell ein, als ob es darum ginge. »Und bist auch eine hervorragende Köchin«, fügte er ebenso schnell hinzu. »Nun, ehrlich gesagt, wenn ich jemanden finden sollte, und damit meine ich dich , könnte sich das positiv für mich auswirken. Vielleicht bekomme ich dadurch einen besseren Job und habe hier bald mein eigenes Büro, Eve.«
    Er hielt kurz inne, um Atem zu holen, und fuhr dann fast flüsternd fort: »Stell dir das doch mal vor! Mein Name in goldenen Buchstaben über der Tür, die Füße auf dem Schreibtisch, erteile ich meinen Untergebenen mit einer Zigarre im Mund Befehle …«
    Er versuchte mich zum Lachen zu bringen, allerdings schwang ein ernster Unterton mit. Joe arbeitete bereits seit mehreren Jahren als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitschriften und wollte unbedingt auf eine Stelle als fester Redakteur bei einer angesehenen Zeitung wechseln, um zu beweisen, dass er genauso gut war wie einst sein Vater. Nicht, dass er das außer mir gegenüber jemals zugegeben hätte. Ich biss mir auf die Wange. Mir würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als zuzustimmen.
    »Außerdem hat sich die Redakteurin bereit erklärt, über dein Café zu schreiben und es namentlich zu erwähnen«, fügte er hinzu. »Und du weißt ja, was eine solche Reklame wert ist. Die Zeitung hat über sechshunderttausend Leser. Was, wenn die alle für einen Kaffee und ein Stück Kuchen bei dir vorbeikommen? Dann wärst du in null Komma nichts Millionärin!«
    Ich seufzte. Mit dem Café hatte er meinen wunden Punkt getroffen. In fünf Wochen sollte es eröffnet werden, wenngleich es sich finanziell betrachtet gerade als ein Strick um meinen Hals entpuppte und nicht als mein lang gehegter, in Erfüllung gehender Traum. Die Aussicht auf kostenlose Reklame war somit zweifelsohne verlockend. Dennoch, der Gedanke, Leute zu bekochen, die ich noch nicht einmal kannte, erschien mir sehr viel verlangt. Mir fielen die Unterhosen und BHs ein, die gerade auf der Heizung zum Trocknen lagen, und die in Kisten verpackten, für das Café gekauften Berge an Geschirr, Lampen und Bildern, die in meinem Flur herumstanden und jegliches Durchkommen zur Haustür in ein schwieriges Unterfangen verwandelten.
    »Und was ist mit all dem Zeug in meiner Wohnung?«, fragte ich. »Ich brauche Stunden, um das wegzuräumen.«
    »Zerbrich dir darüber mal nicht den Kopf! Dein geordnetes Chaos macht doch erst deinen unglaublichen Charme aus«, erwiderte er heiter. »Du bist also dabei?«
    »Was zum Teufel soll ich eigentlich kochen?«, fragte ich verzweifelt und wusste nicht, ob er mir überhaupt zuhörte.
    »Ach, da fällt dir bestimmt was ein«,
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