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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Bratley
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Dünn, mit blondem Haar stand er mit seinen ein Meter fünfundachtzig auf einer Leiter und wickelte eine Lichterkette um die Zweige des Apfelbaums. Er nahm seine dunkel umrandete Brille ab, schloss die haselnussbraunen, mandelförmigen Augen, rieb sie sich kurz, kletterte die Leiter herunter und küsste mich auf den Mund: sein Körper war von der Sonne gewärmt. Ich nahm ihn in die Arme, lehnte mich an seine Brust und schaute hoch in die großen, dunklen Wolken, die sich am Himmel auftürmten.
    »Sind diese Lilien für mich?«, fragte ich. »Ich habe noch nie einen so riesigen Blumenstrauß gesehen.«
    »Sie sollen dir heute Abend Glück bringen«, erwiderte er. »Außerdem sind sie ein Dankeschön dafür, dass du so kurzfristig eingesprungen bist. Du wirst es nicht bereuen! Eines Tages werde ich ein internationaler Medienmogul sein.«
    »Ich mag dich, so wie du bist«, versicherte ich ihm und hielt ihn fest. »Du weißt doch, du musst mir nicht immer Blumen schenken. Ich sollte besser einen Blumenladen eröffnen statt ein Café. Vielleicht wäre das wirklich eine bessere Idee, angesichts des Chaos …«
    »Wenn ich dir keine Blumen mehr schenke, wird der Blumenladen an der U-Bahn pleitegehen«, wandte Joe ein. »Und dafür möchte ich nicht verantwortlich sein. Abgesehen davon schmiere ich dir nur Honig um den Bart, damit du Ja sagst, wenn ich dich bitte, meine Frau zu werden. Ist also nichts weiter als emotionale Erpressung und alles andere als uneigennützig.«
    Joe fragte mich quasi jeden Tag, ob ich ihn heiraten wollte, oder machte eine Andeutung in diese Richtung, doch es war, wie auch jetzt, immer im Scherz gemeint, nie ernsthaft. Ich hatte mich daran gewöhnt, nicht darauf zu reagieren oder eine sarkastische Bemerkung zu machen. Es gehörte zu unserem Geplänkel; ein Witz zwischen uns beiden, wenngleich ich nicht glaube, dass einer von uns ihn besonders lustig fand.
    »Ich sehe mal in meinem Terminkalender nach«, sagte ich scherzhaft. »Vielleicht ist noch ein Zeitfenster in 2020 frei.«
    Ich schaute hoch, um ihn anzulächeln, und sah das Grinsen in seinem Gesicht. Er kniff die Augen zusammen. Ihm war anzusehen, dass er etwas im Schilde führte. Plötzlich packte er mich, hob mich hoch und warf mich über seine Schulter.
    »Joe«, schrie ich lachend und strampelte mit den Beinen. »Lass mich herunter!«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte er und lachte. »Ich trage dich jetzt hoch ins Schlafzimmer.«
    Lachend befreite ich mich aus seinem Griff und schüttelte mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    »Tut mir leid, Joe«, erklärte ich ihm und zog an dem Gummizug seiner Unterhose, der oben aus seiner Jeans ragte. »Ich habe keine Zeit. Ich muss noch so viel erledigen. Aber später, okay?«
    Ich küsste ihn auf die Wange und umarmte ihn noch einmal.
    »Na gut, später«, antwortete er seufzend.
    Ich spürte seine Enttäuschung. In letzter Zeit war ich von morgens früh bis abends spät mit dem Café beschäftigt gewesen, sodass unsere Beziehung darunter gelitten hatte. Ich war kaputt und ausgelaugt, das war alles; einfach nicht in der Stimmung für wilde Nächte und Tangaslips, wenn mir der Rücken vom Tapetenabreißen wehtat und der Ziegelstaub immer noch in meiner Nase kitzelte. Ich hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen.
    »Ich habe eine Idee«, verkündete ich, und schwor mir, mir mehr Mühe zu geben nach heute Abend. »Vielleicht können wir morgen früh zusammen im Bett frühstücken?«
    »Ja«, antwortete Joe sichtlich aufgemuntert. »Das machen wir.«
    Ich wollte Joe nicht das Gefühl geben, er würde mir nichts bedeuten. Ich biss mir auf meine Wange und hoffte, dass dem nicht so war.
    »Vielen Dank für die Lichterkette«, sagte ich und schaute hoch in den Apfelbaum, wo sie sorgfältig um die grünen Zweige gewickelt hing. »Dafür hätte ich niemals Zeit gehabt!«
    »Kein Problem«, antwortete er freundlich.
    Ich hielt Joe ganz fest, drückte ihm dankbar den Arm und ging mit ihm zurück nach drinnen. Für Joe war nichts ein Problem. Er konnte einfach alles und verlieh meinem chaotischen Dasein einen Anflug von Ordnung, wofür ich ihn liebte.
    »Ich sollte diese Lilien besser ins Wasser stellen«, sagte ich. »Ich habe noch einiges zu tun. Die Gäste kommen um sieben, oder?«
    Joe nickte.
    »Ja«, erwiderte er. »Dominique, das Mädel von der Zeitung, das die Geschichte schreibt, meinte, sie käme zusammen mit den anderen.«
    »Hat sie die Namen der
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