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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Bratley
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Gäste erwähnt?«, fragte ich.
    Joe schüttelte den Kopf und kratzte sich am Kinn.
    »Nein«, antwortete er. »Sie wollte sie mir per E-Mail schicken, aber ich habe nichts mehr von ihr gehört. Soll ich ihr eine SMS schreiben? Ich glaube aber, die Namen werden grundsätzlich nicht herausgegeben, bis die Gruppe zusammengekommen ist …«
    »Ach, ist schon okay«, meinte ich achselzuckend. »Ich werde es ja bald erfahren.«
    Wir gingen hinein, ich bekam eine Gänsehaut auf den Armen, da die Wohnung so kühl war. Während meine Augen sich wieder langsam an das Dunkel gewöhnten, nahm Joe mich noch einmal in die Arme und küsste mich, bevor er seine Autoschlüssel und das Handy von dem Tisch nahm, auf dem die Lilien standen.
    »Ich mache mich besser auf den Weg«, verkündete er. »Ich habe deinem Vater versprochen, mit ihm zu diesem Folkclub zu gehen, während du heute Abend deine Gäste bekochst. Weiß der Henker, was mich da erwartet.«
    Er hob seine Augenbrauen und lächelte mich schnell an.
    »Vielleicht führe ich noch einen Morris-Tanz auf«, sagte er.
    »Dafür brauchst du Glöckchen an den Schuhen«, klärte ich ihn auf und umarmte ihn.
    »Danke, dass du dich um Dad kümmerst. Du bist ein echter Schatz!«
    »Nein, bin ich nicht«, erwiderte er. »Ich mag deinen alten Herrn einfach nur.«
    Für einen Augenblick sah Joe niedergeschlagen aus. Ich wusste, dass er gerade an seinen eigenen, ständig betrunkenen Vater dachte, dessen zügelloser Charakter einiges zu wünschen übrig ließ, wohingegen mein Dad das völlige Gegenteil war, nämlich absolut hinreißend. Alle liebten ihn, am meisten ich.
    »Viel Spaß«, wünschte ich Joe zum Abschied und umarmte ihn, da plötzlich das Bedürfnis in mir aufstieg, ihm das Gefühl zu geben, geliebt zu werden. »Ich liebe dich, das weißt du, oder?«
    Joe drückte mich. Sein Geruch stieg mir in die Nase. Minze. Er roch immer danach. Es stammte von seinem Lippenbalsam. Als Joe vor ein paar Monaten für zwei Wochen auf einer Pressetour verreist war, hatte ich mir eine kleine Dose von dem Zeug gekauft, um es mir auf die Lippen zu schmieren, obwohl das eher für Teenager typisch war. Ich hatte diese beiden Wochen gehasst, aber nicht, weil ich das Leben ohne ihn nicht genießen konnte. Das konnte ich. Nein, ich hasste diese Zeit, weil mir währenddessen bewusst geworden war, wie sehr ich ihn als Teil meines Lebens liebte, und mich der Gedanke, ihn verlieren zu können, vor Angst krank gemacht hatte. Ich wusste, dass Menschen innerhalb eines Wimpernschlags verschwinden konnten. Jedes »Auf Wiedersehen« konnte das Letzte sein. Der Gedanke ließ mich erzittern.
    »Zeig ihnen, was ’ne Harke ist!«, rief er von der Tür. »Aber leg keinen dabei um! Obwohl – das würde dir bestimmt Aufmerksamkeit einbringen. Bis später, meine Hübsche.«
    »Hübsche? Na, wohl kaum«, widersprach ich ihm und verzog das Gesicht, da ich mir vorkam wie eine Zwölfjährige. Trotzdem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Joe war der einzige Mensch auf der Welt, der mich ungestraft und ohne sich wie ein testosterongeschwängerter Sportler anzuhören »Hübsche« nennen durfte, als wär’s mein Geburtsname. Vielleicht lag es an seinem Akzent. Mit einer Stimme wie der seinen konnte man so ziemlich alles sagen, ohne dass es lächerlich klang. Er winkte zum Abschied, schloss die Haustür und ließ mich allein in der stillen Wohnung zurück.
    Nicht mehr viel Zeit übrig, sagte ich mir, ging in die Küche und griff nach meiner rot-weißen Rüschenschürze aus Gingan hinter der Tür. Oh mein Gott, schau nur auf die Uhr!
    Ich grübelte über das Menü nach, da ich vorhatte, etwas für die Jahreszeit Typisches zu kochen, einfach, aber lecker. Ich hatte Spargel und Parmesan für die Vorspeise eingekauft, Miesmuscheln, Schellfisch und Venusmuscheln für den Fischeintopf, den es als Hauptgang zusammen mit Rosmarin- und Thymianbrot geben würde, und süße wilde Erdbeeren und frische Bio-Crème double für meinen Baiser-Nachtisch. An das Dessert musste ich mich zuerst machen. Die Baisers sollten aussehen wie perfekte süße Wolken aus Vanille. Brauner Zucker, überlegte ich, öffnete schwungvoll eine Schranktür und schob mehrere Pakete Mehl und eine Flasche Vanilleextrakt beiseite. Wo ist der braune Zucker …? Ach ja, und Essig, ich brauche auch noch Essig.
    Den Trick mit dem braunen Zucker und dem Essig für die Baisers hatte mir meine Mutter beigebracht, die eine fantastische Köchin gewesen war. So
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