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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Bratley
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war Ethan. Mein Ex. Die frühere Liebe meines Lebens. Der Kerl, der mein Herz in zwei Teile zerbrochen hatte, als wäre es eine Brechbohne gewesen.
    »Oh Gott!«, stieß er keuchend hervor, schwankte nach hinten und taumelte in das Rankgitter, von dem die zarten, lilafarbenen Blüten des Blauregens in Kringeln herabhingen.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, sämtliche Farbe wich mir aus dem Gesicht. Ich musste mich an der Tür festhalten, um aufrecht stehen zu bleiben. Er war’s. Ethan Miller. Ich schluckte und biss mir so fest auf die Lippe, dass ich Blut schmeckte.
    »Allmächtiger«, sagte er und schaute mich aus seinen großen Augen an.
    »Das gibt’s doch nicht! Das muss inzwischen fast drei Jahre her sein.«

2. Kapitel
    J oe und ich haben uns über eine Badewanne voller eingelegter Zwiebeln kennengelernt. Wie man sich halt so kennenlernt. Er war damals elf und ich zehn. Meine Mum, fest entschlossen, so eine riesige Menge davon zu machen, dass wir ein ganzes Jahr genug davon hätten, hatte sich für dieses Vorhaben die Badewanne ausgesucht. Ihre Badewanne. Auf die sie ein Vorrecht hatte und in der die hellen Schalotten in einem halben Meter hohen Sud aus dunklem Essig und zwei Handvoll Pfefferkörnern mariniert wurden. Gott sei Dank waren wir eine äußerst reinliche Familie. Ich schaute ihr in stiller Ehrfurcht beim Einlegen der Zwiebeln zu, das sie betrieb, als hinge ihr Leben davon ab, so viele wie möglich zu machen, um eine ganze Armee damit versorgen zu können, was, so fand ich später heraus, in gewisser Hinsicht auch zutreffend war.
    »Mein Schatz, das ist eine großartige Idee«, hatte mein Dad zu ihr gesagt und heimlich die Augenbrauen in meine Richtung hochgezogen. »Eve, warum fragst du nicht den Jungen von nebenan, ob er sich mit dir zusammen das verrückte Treiben hier anschauen mag? Ich habe ihn gerade wieder draußen im Garten gesehen.«
    Mir war bereits aufgefallen, dass Joe, »der Junge von nebenan«, häufig, viel zu häufig, von seinem Vater angeschrien wurde, weshalb seine Mutter oft weinte. Einmal hatte ich auch gesehen, wie er ihren Schuppen mit Steinen bewarf, bis das Glas zersplitterte und zerbrach, worauf wieder lautes Schimpfen und Tränen folgten. Meine Eltern sprachen offen darüber, dass sie sich Sorgen um Joe machten, und fanden, er hätte keine Kindheit. Sie meinten, sein Vater sei ein böser Mensch, und seine Mutter würde am Leben verzweifeln. Daisy erzählte mir, sie seien in einer lieblosen Ehe gefangen, eine mir völlig fremde Vorstellung, da meine Mutter sich anscheinend jeden Nachmittag »kurz hinlegen« musste, obwohl sie zuvor noch voller Energie gewesen war. So hatten Joe und ich etwas gemeinsam, noch bevor wir Freunde wurden: Wir wollten uns mit den unangenehmen Wahrheiten zu Hause nicht auseinandersetzen.
    Ich rief aus dem Badezimmerfenster in den Nachbargarten hinüber und fragte Joe, ob er herüberkommen wollte, sich die eingelegten Zwiebeln in unserer Badewanne anschauen, was er natürlich wollte. Er kletterte so flink wie ein Wiesel über den Zaun und bewunderte die Zwiebeln. Unsere Freundschaft war geboren.
    »Ich habe schon immer gewusst – und gehofft –, dass wir eines Tages ein Paar werden würden, aber ich konnte mir nie vorstellen, wie«, hatte Joe mir erzählt, als es sechzehn Jahre später dann wirklich dazu kam. »Man lebt nicht einfach mal so neben einem Mädchen wie dir und vergisst sie dann schnell wieder. Ich habe sogar versucht, mir mit einem Zirkel deine Initialen in die Haut zu ritzen, verrückt wie ich war. Kannst du dich an meine Brille erinnern? Oh Gott, was bezweckten meine Eltern nur damit? Nein, sag’s besser nicht!«
    Es war an einem späten Winterabend. Wir saßen bei gedämpftem Licht auf Joes Doppelbett in seiner Wohnung in Kentish Town, einen Stapel Kissen im Rücken, hörten eine Platte von Johnny Cash, tranken Apfelwein und aßen gemeinsam die Maronen, die ich geröstet und mit Seesalz bestreut hatte. Joe, um dessen Augen sich Fältchen bildeten, wenn er mich anlächelte, hielt eine brennende Kerze in der Hand, deren geschmolzenes Wachs auf seinen Handrücken tropfte. Er zeigte mir den Wachsfleck, der fast wie ein Herz aussah. Unsere Blicke trafen sich, und er lachte leichthin. Ich kuschelte mich an ihn, legte meinen Kopf auf seine kantige Schulter, die allerdings kein besonders gutes Kopfkissen war.
    »Du hast süß ausgesehen«, sagte ich und knuffte ihn in die Rippen. »Aber das mit dem Zirkel ist echt gruselig. Du hättest
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