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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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Abscheu zu deutlich Ausdruck verliehen habe. Ich habe das Duell ausgetragen, um mein Gewissen zu beruhigen, Rosalyn, und dabei ist ein Schuldloser gestorben.“
    „Schuldlos war er nicht“, widersprach sie. „Er hat sie in die Kutsche gedrängt. Ihn trifft ebenso viel Schuld wie seinen Bruder.“
    „Hatte er es verdient zu sterben?“ Damian schaute der Gattin in die Augen und las in ihnen die Antwort. „Nein, mein Schatz, das hatte er nicht.“ Er lächelte verlegen.„Begreifst du jetzt, warum ich solche Angst davor hatte, dich zu verlieren, und wieso ich das Glück nicht verdiene, das du mir schenkst?“
    „Ich habe begriffen, dass dein Vater dir sehr wehgetan hat, als er dich einen Mörder nannte und verstieß“, antwortete Rosalyn ernst. „Roderick Harrington ist selbst an dem schuld, was ihm passiert ist, Damian. Mrs. Forrester hat mir bestätigt, was damals geschehen ist. Nachdem er dich nicht getroffen hatte, wolltest du ihn am Leben lassen. Du bist weggegangen, doch er hat auf dich geschossen. Du hast ihn aus Notwehr getötet. Wenn jemanden die Schuld an seinem Tod träfe, wäre er selbst derjenige!“
    „Ich habe im Zorn getötet“, erwiderte Damian und war entschlossen, der Gattin die ganze Wahrheit zu sagen. „Den Duellregeln zufolge bin ich kein Mörder, aber das Gewissen lässt mir keine Ruhe. Ich hätte Roderick Harrington für das, was er getan hatte, verprügeln oder ihn in die Schulter schießen sollen. Ich habe mir jedoch die Zeit genommen, genau auf ihn zu zielen. Ich wollte, dass er stirbt, weil er Helen, die damals noch ein halbes Kind war, etwas so Verdammenswertes angetan hat. Er hatte die Strafe verdient, Rosalyn, wenngleich ich später alles getan hätte, um das Geschehene ungeschehen zu machen. Ich habe mutwillig einem Menschen das Leben genommen, und die Erinnerung daran hat mich in all den Jahren verfolgt.“
    „Du tust dir unrecht!“, rief Rosalyn aus. „Du gehst zu hart mit dir ins Gericht!“
    Sie begriff, worauf seine Probleme zurückzuführen waren. Sein Vater hatte ihn einen Mörder genannt, und da er auf sich gestellt und von allen ihm vertrauten Menschen getrennt gewesen war, hatte er zu glauben begonnen, er sei wirklich ein Verbrecher. Aber er war kein Mörder. Das Schicksal hatte ihm übel mitgespielt, doch Rosalyn fand, er habe genug gelitten.
    „Du hast nun schon seit langem für deinen Fehler gebüßt“, fuhr sie fort. „Ist es nicht an der Zeit, Damian, mein Allerliebster, dir zu verzeihen, die Vergangenheit zu begraben und nur noch an die Zukunft, an uns beide zu denken?“
    „Vielleicht hast du recht. Um das jedoch tun zu können, muss ich nach England zurück. Ich muss mich meiner Vergangenheit stellen, ganz gleich, zu welchen Folgen das führt. Versuch bitte, mich zu verstehen, Rosalyn.“
    „Ja, ich begreife dich.“ Es hatte keinen Sinn, ihn von seinem Vorhaben abbringen zu wollen. Wenn er der Stimme seines Gewissens nicht folgte, würde er die Schuldgefühle nie loswerden. „Ja, du musst zurück, aber ich komme mit dir. Und nun musst du dich ausruhen.“
    „Dann läute, damit ein Lakai mir die Treppe hinaufhilft, und lass uns zu Bett gehen“, erwiderte Damian. „Das verdammte Bein tut höllisch weh.“
    Am nächsten Morgen, als man sich im Salon befand, fragte Jared mit verärgertem Blick auf die Countess: „Warum sollen wir nach England zurückkehren?“ Er stand auf, entfernte sich von ihr und drehte sich zu ihr um. „Ihr Mann hat versprochen, mit uns nach Spanien zu reisen. Und Sie haben gesagt, Sie würden dort ein Gestüt gründen.“
    „Das können wir auch in England tun“, erwiderte Rosalyn. „Es tut mir leid, dass Sie jetzt enttäuscht sind. Auch ich bin enttäuscht, aber mein Gatte muss sein Vorhaben ausführen. Das ist besser für ihn.“ Sie sah, dass Prinz Jared nicht überzeugt war. Vielleicht befürchtete er, dass man ihm seine Freiheit so beschneiden würde wie früher. „Möglicherweise halten wir uns nur kurze Zeit in England auf.“
    „Ihr Gatte hat sein Wort gebrochen“, murrte Jared. „Ich gehe zu ihm und kläre diese Sache.“ In stolzer Haltung verließ er den Raum.
    Rosalyn wollte ihm folgen und vernahm plötzlich Lärm aus dem Entree. Unschlüssig blieb sie stehen, und nur einen Moment später kam ein Hausmädchen in den Salon. Es trug einen großen Korb voller wunderschöner Blumen – lange Lilien, Rosen, Kamelien und mehrere Blüten, die Rosalyn noch nie gesehen hatte. „Das wurde für Sie abgegeben, Madame
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