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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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la Comtesse. Außerdem sind Besucher hier, die Sie zu sprechen wünschen.“
    „Vielen Dank, Isabelle“, erwiderte Rosalyn. „Legen Sie die Blumen dort hin und bitten Sie die Besucher herein.“
    Ein Billett war dem Gebinde beigegeben. Sie nahm es an sich. Der Blumenstrauß war vom Comte Devere. Sie sah noch immer stirnrunzelnd den Text auf dem Kärtchen an, als sie sich bewusst wurde, dass jemand den Raum betreten hatte. Sie schaute auf und sah verblüfft den Bruder mit seiner Frau vor sich. Beide machten etwas verlegene Mienen.
    „Beatrice!“, rief sie aus und erhob sich rasch. Unsicher blickte sie dann den Bruder an. „Ich begreife nicht, Frederick … Warum bist du hergekommen?“
    „Hast du meinen Brief nicht erhalten?“, fragte Beatrice bestürzt. „Ich habe ihn dir vor einigen Tagen geschickt und dir darin mitgeteilt, dass wir heute zu dir kommen würden. Ich hoffe, es stört dich nicht, Rosalyn, dass wir hier sind. Die Erklärung für unser Kommen stand in dem Brief.“
    „Natürlich stört es mich nicht. Ich bin überrascht und erfreut, dich zu sehen, Beatrice. Natürlich freue ich mich.“ Die Schwägerin eilte zu Rosalyn und schloss sie in die Arme. Sie wirkte innerlich so aufgewühlt, dass Rosalyn verwundert war. „Stimmt etwas nicht, meine Liebe? Bist du krank?“
    „Nein, ich bin nicht krank“, antwortete Beatrice, und Tränen rannen ihr über die Wangen. „Aber der Streit zwischen dir und meinem Mann hat mich so aufgeregt. Es war sehr ungehörig von Freddie, dich damals in Paris bewusst zu übersehen. Ich versichere dir, dass ich ihm seither dauernd Vorhaltungen gemacht habe.“
    Rosalyn sah ihn an. Er schien sich zu schämen und konnte ihrem Blick nicht standhalten.
    „Freddie?“
    „Es ist verdammt unangenehm, dass du Beatrices Brief nicht gelesen hast“, meinte er. „Ich nehme an, du denkst noch immer, ich hätte Bernard Harrington getötet?“
    „Nein“, antwortete Rosalyn. „Ich habe einmal daran gedacht, dass du vielleicht der Mörder sein könntest, Freddie. Aber ehrlich gesagt habe ich dir nie zugetraut, dass du so etwas tun könntest.“
    „Du hast mich des Mordes bezichtigt!“, erwiderte er indigniert. „Ich sage dir, Rosalyn, dass ich sehr wütend darüber war. Beatrice meint, ich sollte mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich dich in Paris ignoriert habe. Ich finde jedoch, dass auch du dich entschuldigen musst.“
    „Selbstverständlich entschuldige ich mich, falls ich dich des Mordes bezichtigt haben sollte“, sagte Rosalyn und schaute dem Bruder in die Augen. „Aber auch du hast Damian unterstellt, er könne ein Mörder sein. Du hast geäußert, dass du nicht mehr mit der Frau eines Mörders verkehren möchtest. Du hast mir an den Kopf geworfen, nicht mehr den Wunsch zu haben, mir jemals wieder zu begegnen.“
    „Oh, Rosalyn!“, rief Beatrice aus und schaute sie bekümmert an. „Es war sehr ungehörig von Freddie, so mit dir zu reden. Ich hatte ihm schon vorher gesagt …“ Sie hielt inne und sah ihn an. „Erzähl Rosalyn, was geschehen ist, Freddie. Wir kennen jetzt die Wahrheit. Wir wissen, wer Mr. Harrington erschossen hat.“
    „Wie könnt ihr das wissen?“ Rosalyn starrte die Schwägerin an und empfand plötzlich eine lähmende innere Kälte. „Oder hat deine Tante euch das erzählt?“
    „Du weißt Bescheid?“ Beatrice war erstaunt und riss die Augen auf. „Wie kannst du das wissen, wenn du meinen Brief nicht gelesen hast? Wir haben die Wahrheit erst nach ihrem Tod erfahren.“
    „Sie lebt nicht mehr? Oh, das tut mir leid“, sagte Rosalyn. „Ist sie an ihrer Krankheit gestorben? Vor meiner Abreise aus Lyston House schien sie sich sehr viel wohler gefühlt zu haben. Daher dachte ich, dass sie wieder gesund würde.“
    „Sie … sie hat sich umgebracht“, erklärte Beatrice und weinte in ihr Taschentuch. „Ach, es war so schrecklich! Nachdem wir von ihrem Tod erfahren hatten, mussten wir Paris verlassen und nach Haus fahren. Dort stellten wir fest, was sie getan hatte“, setzte Beatrice aufschluchzend hinzu.
    Rosalyn legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zum Sofa. Dann nötigte sie die weinende Schwägerin, Platz zu nehmen. Beatrice schaute sie an und barg das Gesicht an ihrer Schulter. Rosalyn tröstete sie und sah dabei fragend den Bruder an.
    Er räusperte sich. „Beatrices Tante hat Gift genommen. Ich glaube, die dumme Person hat zu viel Laudanum getrunken. Hätte sie sich mir oder Beatrice anvertraut, wären wir
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