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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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dort doch nicht die ganze Nacht bleiben. Der Comte wollte, dass ich bei ihm übernachte, aber irgendwie erschien mir das unter den gegebenen Umständen nicht passend.“
    Rosalyn sah ein belustigtes Funkeln in den Augen des Gatten. Damian war wieder der Alte, der Mann, in den sie sich so heftig verliebt hatte. Er war zu ihr zurückgekehrt. Die Ereignisse des Abends hatten ihn irgendwie von den ihn belastenden Schatten der Vergangenheit befreit.
    „Ja, dieser Meinung bin auch ich“, erwiderte Rosalyn schmunzelnd. „Also hast du den Comte nicht getötet?“
    „Wenn ich jeden Mann, der dich begehrt, erschösse, hätte ich die halbe männliche Bevölkerung des Landes zu eliminieren, in dem ich mich gerade befinde“, antwortete Damian erheitert. „Ich wollte den Comte ohnehin nicht erschießen, ihm nur klarmachen, dass er dich nicht beleidigen darf.“
    „Aber du hast deine Pistolen mitgenommen, nicht wahr? Du wolltest ihn zum Duell fordern.“
    „Wer hat dir das erzählt?“ Damian versuchte, sich zu erheben, und stöhnte laut. „Hat Nessa dir das gesagt? Dauernd spioniert sie hinter mir her. Zum Teufel mit ihrer Vermessenheit! Sie wird das Haus verlassen müssen, Rosalyn. Der Prinz wird nicht damit einverstanden sein, aber das kann ich nicht ändern.“
    „Rajib hat bereits beschlossen, mit ihr abzureisen“, verkündete Rosalyn. „Das hat er mir heute Abend erzählt. Er meinte, Seine Hoheit sei seiner und Nessas Aufsicht entwachsen, und ich gebe ihm recht.“
    „Es wird mir nicht leidtun, wenn beide nicht mehr hier sind“, erwiderte Damian und furchte die Stirn. „Rajib hat seinen Wert unter Beweis gestellt, aber beide haben mich von Anfang an abgelehnt. Für uns alle ist es besser, wenn sie nach Indien zurückkehren.“
    Im Stillen stimmte Rosalyn dem Gatten zu. Ihre größte Sorge galt jetzt jedoch seiner Verwundung.
    „Wenn du dich auf mich stützt, Damian, kann ich dir vielleicht die Treppe hinaufhelfen. Dann könnte ich den Verband wechseln.“
    „Du wirst nichts dergleichen tun“, entgegnete Damian. „Sitz still und hör mir zu. In einigen Minuten kannst du dann einen Lakai herrufen, der mich nach oben bringt. Der Arzt hat dir gesagt, du sollst dich ausruhen. Warum warst du nicht im Bett?“
    „Ich konnte nicht schlafen“, antwortete Rosalyn. „Ich wollte mit dir reden. Wir müssen uns aussprechen, Damian. Ich weiß nicht, warum du in der letzten Zeit so ruhelos warst, aber …“
    „Schuldbewusstsein“, unterbrach er ehrlich. „Dein Bruder hatte recht, Rosalyn. Ich habe dich deinem Heim und deinen Angehörigen entrissen und dadurch erst ermöglicht, dass Männer wie der Comte dich beleidigen können. Ich gebe zu, dass ich daran gedacht habe, mich mit ihm zu duellieren, aber als ich bei ihm war, fand ich den Gedanken lächerlich. Ich kann keinen Mann töten, der dich begehrt. Ich wollte die Sache mit dem Comte klären und habe verlangt, dass er sich bei dir, nicht bei mir, entschuldigt. Ich fühlte mich versucht, ihn zu verprügeln, aber er war betrunken. Und dann hat er auf dem Duell bestanden. Natürlich habe ich in die Luft geschossen, und er hatte das Gleiche vor. Danach entschuldigte er sich, weil er mich verwundet und dich beleidigt hatte. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass ich die Schuld an allem trage. Ich habe dich hergebracht. Hätte ich das nicht getan, wäre das alles nicht passiert.“
    „Ich habe dich aus freien Stücken begleitet, weil ich dich liebe“, warf Rosalyn ein.
    „Dadurch wird mein Verhalten nicht richtiger“, entgegnete Damian und zuckte zusammen. „Dieses verdammte Bein schmerzt höllisch. Könntest du mir bitte Cognac einschenken?“
    „Ja, natürlich.“ Rosalyn ging zur Anrichte, füllte ein Glas zur Hälfte mit Cognac und brachte es dem Gatten. „Du musst mich die Wunde ansehen lassen, Damian.“
    „Später“, lehnte er das Ansinnen ab und trank einige Schlucke Cognac. Dann schaute er zu Rosalyn hoch, die sichtlich darauf wartete, ihm das Glas abnehmen zu können. „Vielen Dank! Das hat mir gutgetan. Hast du seit der Abreise aus England deinen Bruder wiedergesehen?“
    Der plötzliche Themenwechsel verwirrte Rosalyn so, dass sie den Gatten anstarrte.
    „Ja. Er hat mir, als wir in Paris waren, Dokumente zum Durchlesen gebracht. Mrs. Forrester hatte ihm erzählt, wo wir wohnen. Offenbar kennt er ihren Mann. Warum hast du das gefragt?“
    „Wieso hast du mir nicht erzählt, dass er dich aufgesucht hat?“
    „Ich hielt es nicht für
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