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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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bösen Vorahnungen sich zu bewahrheiten schienen, erschüttert den Diener an. „Woher wissen Sie das?“
    „Ihr Gatte hat seine Duellpistolen mitgenommen. Außerdem ist es ein Ehrenhandel. Der Comte hat Sie heute belästigt. Der Sahib muss ihn töten. Das ist sein Schicksal.“
    „Nein!“, rief Rosalyn aus und hatte das Gefühl, vor Schreck stocke ihr das Herz. „Bitte, sagen Sie so etwas nicht. Er darf sich nicht mit dem Comte Devere duellieren. Er könnte getötet werden.“
    „Er wird nicht sterben“, entgegnete Rajib und verbeugte sich. „Wir werden uns nie wieder begegnen, Memsahib. Morgen früh sind Nessa und ich nicht mehr hier.“ Er wollte sich abwenden, doch Rosalyn hielt ihn auf.
    „Ich möchte Ihnen für das, was Sie heute getan haben, danken“, sagte sie freundlich.
    „Sie haben mir das Leben gerettet“, erwiderte er.
    „Ich habe nur meine Schuld bei Ihnen abgetragen.“
    Rosalyn merkte, dass zwischen ihr und Rajib wieder eine unsichtbare Schranke war. Diese war immer vorhanden gewesen, jedoch einige Augenblicke lang gehoben worden. Aber sie und Rajib stammten aus zwei verschiedenen Welten.
    „Leben Sie wohl“, sagte sie leise. „Ich wünsche Ihnen und Nessa viel Glück, Rajib.“
    Er verbeugte sich wieder. Der Ausdruck in seinen Augen war unergründlich. Dann wandte er sich ab und verschwand.
    Plötzlich fühlte sie sich schwindlig. Sie war so müde. Sie setzte sich auf das elegante Sofa und legte die Kissen so hin, dass sie den Kopf darauf betten konnte.
    Sie machte sich Sorgen um Damian, wusste jedoch, dass sie nichts anderes tun könne, als für seine Sicherheit zu beten. Sie musste an ihr ungeborenes Kind denken und sich ausruhen. Sie wollte jedoch noch eine Weile im Salon bleiben, ehe sie sich wieder zu Bett begab.

11. KAPITEL

    Das Geräusch eines umfallenden Stuhls weckte Rosalyn. Sie schrak hoch, blinzelte ins Dämmerlicht und fragte sich, wer außer ihr noch im Raum sein mochte.
    Sie strengte sich an, um etwas zu erkennen, und erhob sich, als sie einen halb unterdrückten Fluch hörte. „Wer ist da?“, fragte sie. „Wer ist da?“
    „Ich bin es“, antwortete Damian.
    Sie war erleichtert, als sie ihn hörte.
    „Verdammt! Bleib, wo du bist, Rosalyn. Ich muss erst eine Kerze anzünden. Ich dachte, du seist längst im Bett und würdest schlafen. Warum sitzt du hier im Dunklen?“
    Eine Kerzenflamme flackerte auf. Die Anstrengung, den Leuchter zu holen, war für Damian fast zu viel gewesen. Er war verwundet! Rosalyn sah ihn auf das Sofa fallen und vor Schmerzen das Gesicht verziehen. Blut drang durch seine Hosen. Sie unterdrückte einen Entsetzensschrei. Jetzt war nicht der richtige Moment, um hysterisch zu werden. Damian brauchte ihre Hilfe.
    Oh, der dumme, dumme Mann! Wie konnte er einer solchen Bagatelle wegen ein Duell austragen!
    „Damian!“ Sogleich war Rosalyn klopfenden Herzens an seiner Seite. „Was hast du getan? Hast du dich mit dem Comte duelliert und ihn getötet?“ Sie beugte sich über den Gatten und merkte, dass er Cognac getrunken hatte. „Du hast getrunken!“
    „Ja, einige Gläser Cognac“, murmelte er mit schwerer Zunge. „Das hat den Schmerz gelindert, als der Arzt die mir vom Comte verpasste Kugel aus meinem Bein entfernte. Zum Teufel mit dem Comte! Er ist ein so schlechter Schütze!“
    „Wäre er das nicht, könntest du jetzt tot sein!“
    Damian lachte auf. Er wirkte sehr belustigt, und Rosalyn fragte sich, ob er betrunken sei.
    „Keinesfalls! Der Comte wollte ins Gras schießen, doch seine Pistole ging los. Er riss den Arm hoch und hat mich zufällig getroffen.“
    „Woher weißt du, dass er dich nicht treffen wollte?“
    Damian zog eine Grimasse. „Es wäre nicht von Bedeutung gewesen, hätte er das gewollt. In seiner Verfassung hätte er mich nicht treffen können. Er war betrunken und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Verdammt! Wäre er nüchtern gewesen, hätten wir uns überhaupt nicht duelliert.“
    „Du hast ihn nicht zum Duell gezwungen?“
    Damian schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat darauf bestanden. Ich habe versucht, ihm Vernunft zu predigen, konnte ich jedoch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er bestand darauf, dass wir die Sache regeln, wie es sich für Ehrenmänner gehört, und zwar unverzüglich.“
    Rosalyn betrachtete die verbundene Wunde. Blut drang durch den Verband.
    „Du gehörst ins Bett“, sagte sie. „Die genähte Wunde ist aufgeplatzt.“
    „Ich musste herreiten“, erklärte Damian. „Ich konnte
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