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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Niederhöllen geholt worden.«
    Aus Snarks’ Richtung kam ein gedämpfter Jubelschrei. Der Rest unserer Gruppe sah ihn verstört an.
    »’tschuldigung«, sagte der Dämon, der sich sichtlich unbehaglich fühlte. »Alte Gewohnheiten sterben langsam.«
    »O Wuntie!« Alea rannte atemlos auf mich zu. »Was bist du doch für ein Diplomat!«
    Ich lächelte etwas dümmlich vor mich hin. Alea war eine überaus attraktive junge Frau und als professionelle Variete-Künstlerin bei weitem welterfahrener als ich. Und doch – vor langer Zeit, als ich meine ersten Lehrwochen bei Ebenezum verbrachte, hatte eine junge, unschuldige Liebe Alea und mich verbunden. Sogar jetzt noch, wenn ich nur tief genug in diese unergründlichen blauen Augen blickte…
    »Wuntvor!« Norei stand nun auch an meiner Seite. »Wir brauchen einen Plan. Was sollen wir tun?«
    »Ja, Wuntie!« säuselte nun auch Alea. »Du hast uns hierher geführt. Was nun?«
    Ich räusperte mich. Die beiden jungen Frauen preßten sich, jede auf einer Seite, dicht an mich – viel zu dicht an mich. Norei hatte manchmal Probleme mit den Kosenamen, mit denen Alea mich belegte, oder wie sie auf Dinge anspielte, die uns beide vor langer Zeit verbunden hatten. Es nützte mir nichts, immer und immer wieder zu betonen, daß alles, was je zwischen mir und Alea geschehen war, lange vor dem Zeitpunkt lag, als ich Norei kennengelernt hatte. Nun, fast alles. Konnte ich denn etwas dafür, daß Alea eine liebenswerte und warmherzige junge Frau war? Noreis Antwort auf diese Frage wollte ich lieber nicht hören.
    Norei kniff mich härter in den Oberarm, als daß man es noch spielerisch hätte nennen können. Doch ich wußte ja, daß die vergangenen Ereignisse auch einen großen Tribut von der jungen Hexe gefordert hatten, und genauso sicher wußte ich, daß sie meine einzige, wahre, große Liebe war. Denn, ganz im Gegensatz zu der kindlichen Neigung, die ich zu Alea verspürt hatte, waren meine Gefühle für Norei die einer wahrhaft reifen Zuneigung – hatte ich doch im Verlauf unserer gefahrvollen Reise Gelegenheit genug gehabt, Erfahrung, Verantwortungsgefühl und Einsicht zu entwickeln.
    »Verdammnis!« sprach Hendrek uns an. »Was sollen wir jetzt tun?«
    Ich hatte nicht die geringste Idee.
    »In der Tat«, sagte ich in dem Bemühen, Zeit zu schinden.
    Ein Geräusch wie von einer Trompete erscholl in meinem Rücken. Ich wirbelte herum, bereit, meinen Eichenstab als Waffe zu unserer Verteidigung einzusetzen. Doch es war nur Ebenezum, der sich mächtig in seine Roben schneuzte.
    »In der Tat«, sagte nun auch der Magier, der über unsere Gruppe hinweg auf den etwas perplexen Snorphosio blickte. »Also, wenn ich Euch nicht mißverstanden habe, haben die Niederhöllen Vushta gekidnappt?«
    Der betagte Gelehrte nickte heftig. »So jedenfalls lautet meine Vermutung. Natürlich basiert diese meine Theorie nur auf unvollständigen Fakten. Vielleicht erweisen sich meine Befürchtungen auch als unbegründet. Vielleicht ist meiner Stadt auch etwas weniger Schreckliches widerfahren, und es gibt eine ganz einfache logische Erklärung für alles. Denn seht…«, Snorphosio unterbrach sich kurz und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Geflüster, »… es steht noch ein letzter Beweis aus, der, sollte er nicht eintreffen, mich als den unverbesserlichen Pessimisten hinstellen würde, der ich nun einmal bin. Ohne diesen finalen Beweis besteht immer noch Hoffnung. Vielleicht kann Vushta immer noch gerettet werden. Vielleicht sind doch nicht alle Bewohner dazu verurteilt, dieser unaussprechlichen Verdammnis, deren wahre Ausmaße das menschliche Vorstellungsvermögen überschreiten, anheimzufallen. Wenn diese letzte Katastrophe nicht eintrifft, können wir uns immer noch an den dünnen Faden der Hoffnung klammern, daß die große Stadt mit all ihrem Wissen, ihren so verschiedenen Bewohnern und ihren tausend verbotenen Lüsten immer noch gerettet werden kann. Doch sollte dieses Ereignis eintreten…« Snorphosios Stimme verlor sich, als seien diese letzten Konsequenzen zu schrecklich, um sie laut auszusprechen.
    Die nun folgende Stille wurde durch ein lautes Rumoren zu unseren Füßen unterbrochen. Wir hatten bereits einige Erfahrung in niederhöllischen Erdbeben. Ich sah mich nach einem festen Halt um, doch nichts als Sanddünen türmten sich in unserem Umkreis auf.
    Das Beben endete, bevor ich die Gelegenheit bekam, umzufallen. Als ich mich zu den anderen umblickte, ertönte ein anderes,
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