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Ein Magier auf Höllentrip

Ein Magier auf Höllentrip

Titel: Ein Magier auf Höllentrip
Autoren: Craig Shaw Gardner
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noch an meinen grundlegenden Fragesatz der Gesamten Magielehre: ›Zieht ein Magier ein Kaninchen aus einem Hut, doch da ist kein Hut, ist dann ein Nicht-Kaninchen?‹ Das könnt Ihr mir glauben, ich habe schon immer ein Gespür für markige Überschriften gehabt!«
    »Vielleicht«, setzte mein Meister unbeirrbar fort, »könntet Ihr uns mitteilen, was in bezug auf Vushta vor sich gegangen ist?«
    »Vushta?« Der Professor hustete. »Du liebe Güte, es ist halt verschwunden. Die ganze Stadt, alle Gebäude, Straßen, Bewohner, Tiere, jede einzelne der verbotenen Lüste, einfach in die Erde gesaugt. Ich konnte ihre Schreie hören, als es geschah. Entsetzlich!«
    »In der Tat.« Mein Meister fixierte seinen alten Professor mit dem durchdringendsten Blick, dessen er fähig war. »Wie gelang es Euch, dem zu entkommen?«
    »Ganz einfach.« Snorphosios Lächeln kehrte zurück. »Ich war nicht da. Ich stattete gerade Ost-Vushta einen Besuch ab. Reizendes kleines Städtchen.« Der alte Mann starrte nun seinerseits Ebenezum an. »Hmm. Ihr kommt auch in die Jahre. Seid Ihr mittlerweile auch einer der Alt-Magier? Ost-Vushta war noch ganz klein, als Ihr studiertet, nicht wahr? Liebenswerter Ort. Viele haben sich dort kleine Chateaux gebaut, um der Hektik des Stadtlebens zu entgehen. Das war ja schon immer das Problem mit Vushta, wie Ihr wißt. Es ist keineswegs leicht, inmitten tausend verbotener Lüste zu leben, das laßt Euch gesagt sein!«
    »Wenn Ihr eventuell«, fuhr Ebenezum fort, »bezüglich des Verschwindens der Stadt noch ein wenig mehr ins Detail gehen könntet?«
    Das Stirnrunzeln nahm wieder seinen Platz auf Snorphosios Gesichtszügen ein.
    »Ich werde Euch das wenige, was ich weiß, berichten. Es war so: Ich saß in einer Taverne in Ost-Vushta, als es passierte. Natürlich ist das, was ich über die Angelegenheit weiß, wahrscheinlich weit mehr als das, was andere Leute wissen, doch Wissen ist immer relativ, findet Ihr nicht auch? Es ruft mir die Parabel von dem Blinden und dem Drachen in Erinnerung…«
    Hubert schnaubte von seinem etwas entfernten Standpunkt am Strand. »Muß das sein? Ich hasse diese alten Geschichten. Nichts als Rassenvorurteile!«
    Der Professor winkte dem Drachen fröhlich zu. »Verzeiht. Habe Euch gar nicht gesehen. Meine Augen, müßt Ihr wissen, sind nicht mehr die besten… Trotzdem, ich glaube, daß das keine Entschuldigung dafür ist, alte Geschichten wieder aufzuwärmen.« Snorphosio seufzte.
    »Die Welt hat sich seit meiner Jugend so verändert. Früher taten Drachen nichts anderes, als sich in Höhlen zu verstecken und Jungfrauen einzusammeln. Aber heutzutage«, – der alte Herr schüttelte sich vor Lachen – »könnt Ihr Euch das vorstellen, ich habe tatsächlich gesehen, wie eine dieser Rieseneidechsen versuchte, in einem Variete zu singen!«
    »Große Eidechse?« brummte Hubert. »Alea, würdest du mir bitte die Satteltasche reichen?«
    Die schöne Assistentin des Drachen sprang zu ihm herüber, und ihre blonde Lockenpracht glitzerte in der Sonne. Hubert wühlte sich in aller Eile durch seine Utensilien durch, um ihnen schließlich mit einer purpurroten Klaue einen Zylinder zu entnehmen. Er plazierte die Kopfbedeckung auf die Spitze seines Schädels und blies eine Rauchwolke aus.
    »Kommt Euch das hier bekannt vor?« bemerkte Hubert in seiner trockensten Art.
    Snorphosio kratzte seine Pergamenthaut; er war offensichtlich überaus peinlich berührt. »Drache und Maid?« Er räusperte sich und blickte sich um, als wolle er sich am liebsten wieder in die Staubwolken, aus denen er gekommen war, zurückfallen lassen. »Oje. Nun, vielleicht habe ich eine Vorstellung von Euch gesehen, wo Ihr nicht ganz auf der Höhe Eures Könnens wart. Und zudem ist allgemein bekannt, daß jede Kritik durch und durch subjektiv bedingt ist. Die Ansichten eines einzelnen Menschen…«
    »In der Tat!« fuhr ihm Ebenezum wiederum ins Wort. Der Magier hatte sich erneut etwas zurückgezogen, als sich der Drache furios steppend genähert hatte. Der Natur seiner Behinderung gemäß mußte Ebenezum sich unbedingt von dem Drachen fernhalten. Doch hier handelte es sich offenkundig um einen Notfall. Ließe man den alten Herrn ungestört abschweifen, würden wir nie erfahren, was nun wirklich in Vushta passiert war.
    »Ich bin davon überzeugt, daß die beiden Herren die Vorzüge der Bühnen von Vushta erschöpfender werden diskutieren können, wenn wir erst einmal herausgefunden haben, was Vushta zugestoßen ist!
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