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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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vorbeigeschliddert“, fuhr Marc fort. „Dabei wollte ich doch nur eine
Antwort auf die Frage finden, warum man mir diese Auszeichnung gerade heute
verleiht. – Ja, bekomme ich den Preis, weil ich in diesem Jahr mit vier
Nummer-Eins-Hits in Folge mein beruflich Erfolgreichstes absolviert habe?“
    Das geht ihm ’runter wie Öl!, konnte Christina an seinem
Gesichtsausdruck erkennen. „War es dann doch eher die Tatsache, dass ich
beinahe nicht mehr für eine Auszeichnung für mein Lebenswerk zur Verfügung
gestanden hätte? Oder liegt es vielmehr daran, dass ich mit meiner Pubertät
abgeschlossen habe und endlich erwachsen geworden bin?“
    Das Publikum lachte. „Wenn ich auf das vergangene Jahr
zurückschaue und es bewerten soll, dann muss ich sagen, dass es nicht nur das
Erfolgreichste meiner Karriere war, sondern auch das Aufregendste, Emotionalste
und Bedeutendste. Sosehr wie in den letzten Monaten hat sich in meinem Leben
noch nie etwas in so kurzer Zeit verändert. Und so viel wie in der letzten Zeit
habe ich in meinem kompletten Leben noch nicht gelernt. Ich habe erfahren, was
im Leben wirklich wichtig ist, was Ehrlichkeit bedeutet, tja ... und ich weiß
jetzt auch, was es bedeutet, aufrichtig zu lieben und wie es sich anfühlt,
seiner selbst wegen geliebt zu werden. Ich weiß jetzt, wie sehr ich für einen
Menschen kämpfen kann und was ich bereit bin, für eine wirklich wichtige Sache
herzugeben, nämlich mein letztes Hemd.  – Meine lieben Zuschauer, hier im Saal
und auch an den Bildschirmen zu Hause. Ich möchte mich nun bei dem wichtigsten
Menschen in meinem Leben bedanken ... Sie kann diesen wunderbaren Moment leider
nicht mit mir teilen, das macht mich einerseits sehr traurig. Andererseits
macht mich der Grund für ihre heutige Abwesenheit zu dem wahrscheinlich
glücklichsten Mann der Welt.“
    Die Kamera zoomte Marc so nah wie es gerade ging heran.
Diesen emotionalen Augenblick wollte man den Fernsehzuschauern zu Hause in
ihren Wohnzimmern offenbar ganz genau präsentieren. „Was machst du denn bloß
wieder für einen Unsinn?“, rief Christina.
    „Ich möchte mich bei meiner Frau bedanken, für alles das,
was sie für mich bedeutet. Ich habe das große Glück, dem Menschen meines Lebens
begegnet zu sein. Wir haben in relativ kurzer Zeit bereits die höchsten Höhen
und abgründigsten Tiefen gemeinsam durchgestanden. Das Schicksal hat uns nicht
nur sehr lange aufeinander warten lassen, sondern auch einige Steine in den Weg
gelegt. Aber als eine Einheit haben wir diese Steine beiseite geräumt. So
mühsam das auch war, wir haben uns gegenseitig geholfen und uns aneinander
festgehalten. Ohne meine Frau, hätte ich mich aufgegeben und würde
wahrscheinlich heute noch im Rollstuhl sitzen.“
    Er schaute jetzt ganz bewusst in die Kamera. „Christina,
wenn ich manchmal über mein Leben nachdenke, komme ich immer wieder zu demselben
Schluss: Es ist einfach nur schade, dass wir uns nicht viel früher begegnet
sind. Ich weiß gar nicht, wie ich es so lange ohne dich ausgehalten habe ... Du
bist der größte Segen und das Beste, was mir jemals hat passieren können. Jede
Minute gemeinsam mit dir ist ein Geschenk für mich. Du bist das Glück meines
Lebens ... Danke, dass du diese Schwangerschaft so prima über die Bühne
bringst, ich weiß, was du damit auf dich genommen hast ...  Danke, dass es dich
gibt, Prinzessin ... Ich liebe dich!“ Er nahm seine „Goldene Tonleiter“ und
verließ die Bühne.
    Christina saß beinahe ohnmächtig da und schluchzte leise vor
sich hin. „Dito, cariño, dito! Das weiß ich doch! Das hättest du doch nicht
extra sagen müssen! Du zeigst es mir doch jeden Tag, jede Stunde, jede Minute
und einfach jede einzelne Sekunde, die du bei mir bist.“ Sie konnte sich kaum
wieder beruhigen, sosehr hatte Marc sie durch seine Worte aufgewühlt.
    Es wurde noch kurz gezeigt, wie Marc an seinen Platz
zurückging, und einige der Leute, die in seiner Nähe saßen, aufstanden und ihm
per Handschlag oder mit einer Umarmung persönlich gratulierten. Martin Hauck
sprach noch ein paar abschließende Worte in die Kamera, und der zweite Teil der
Sendung wurde aus dem Ballsaal übertragen, wo nun die After-Show-Party
stattfinden sollte. Die Prominenten wurden wieder für die Kamera befragt.
Christina wartete todmüde auf ein Interview mit Marc, doch er schien noch nicht
im Saal eingetroffen zu sein.
     
    Marc fühlte sich vollkommen ausgetrocknet und brauchte
nichts dringender als ein
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