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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter
Autoren: Jodi Picoult
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mir drei Ampullen FSH und hMG – Follistim und Repronex – jeweils zweimal am Tag injiziert, ein Mann, der früher schon beim Anblick einer Nadel in Ohnmacht gefallen ist und der mir inzwischen, nach fünf Jahren, mit der einen Hand eine Spritze gibt, während er sich mit der anderen eine Tasse Kaffee einschenkt. Sechs Tage nach Beginn der Injektionen wurden meine Eierstöcke mittels eines intravaginalen Ultraschalls gemessen, und der Estradiol-Spiegel in meinem Blut wurde bestimmt. Dann folgte Antagon, ein neues Medikament, das dazu dient, die Eizellen im Eierstock zurückzuhalten, bis sie reif sind. Drei Tage später folgten dann ein weiterer Ultraschall und noch eine Blutprobe. Die Follistim- und Repronexdosen wurden zurückgefahren – ich bekam nur noch morgens und abends je eine Ampulle –, und schließlich ging es zwei Tage später noch einmal zum Ultraschall und zur Blutabnahme.
    Einer meiner Follikel maß einundzwanzig Millimeter, einer zwanzig Millimeter und einer neunzehn Millimeter.
    Um exakt 20.30 Uhr injizierte mir Max zehntausend Einheiten hCG, und genau sechsunddreißig Stunden später wurden mir die Eizellen entnommen.
    Dann wurden die Eizellen mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion befruchtet, kurz ICSI genannt. Drei Tage später hielt Max meine Hand, während wir auf einem Computermonitor zuschauten, wie der Embryo mit einem Vaginalkatheder in die Gebärmutter gepflanzt wurde. Die Gebärmutterwand sah aus wie Seegras in der Strömung. Dann schoss ein weißer Funke, ein kleiner Stern, aus der Nadel und fiel zwischen zwei Gräser. Und zur Feier der potenziellen Schwangerschaft bekam ich einen Schuss Progesteron in den Hintern.
    Wenn man sich dann vorstellt, dass einige Menschen nur Liebe machen müssen, um ein Baby zu bekommen …
    Meine Mutter sitzt am Computer, als ich in ihr Haus komme, und ergänzt ihr kürzlich angelegtes Facebook-Profil. DARA WEEKS, besagt ihr Status, WÜNSCHT SICH, IHRE TOCHTER WÜRDE IHRE FREUNDIN SEIN WOLLEN. »Ich rede nicht mit dir«, verkündet sie schnippisch, »aber dein Mann hat angerufen.«
    »Max?«
    »Hast du noch einen anderen?«
    »Was wollte er denn?«
    Sie zuckt mit den Schultern. Ohne weiter auf sie zu achten, gehe ich zum Telefon in der Küche und wähle Max’ Handynummer. »Warum ist dein Handy nicht an?«, will Max wissen, kaum dass er abgehoben hat.
    »Ja, Liebling«, erwidere ich, »ich liebe dich auch.«
    Im Hintergrund höre ich einen Rasenmäher. Max hat eine Landschaftsgärtnerei. Im Sommer ist er mit Rasenmähen beschäftigt, im Herbst mit Laubfegen und im Winter mit Schneeräumen. Und was machst du in der Schlammsaison? , habe ich ihn bei unserer ersten Verabredung gefragt.
    Mich im Dreck rumwälzen , hat er geantwortet und gelächelt.
    »Ich habe gehört, dass du verletzt worden bist«, sagt er.
    »Peinliche Nachrichten verbreiten sich schnell. Wer hat dich überhaupt angerufen?«
    »Ich denke nur … Ich meine, wir haben so hart dafür gearbeitet, dass wir jetzt da sind, wo wir sind.« Max stolpert über die Worte, aber ich weiß, was er mir damit sagen will.
    »Du hast doch gehört, was Dr. Gelman gesagt hat«, entgegne ich. »Wir sind auf der Zielgeraden.«
    Es ist schon irgendwie komisch, dass nach all den Jahren des Versuchens ausgerechnet ich diejenige bin, die jetzt so entspannt ist, und nicht Max. Es gab Zeiten, da war ich so abergläubisch, dass ich von zwanzig rückwärts gezählt habe, bevor ich aus dem Bett gestiegen bin, oder ich habe eine Woche lang ein Glücksmieder getragen, um sicherzustellen, dass ein bestimmter Embryo sich auch wirklich einnisten würde. Aber so weit wie jetzt habe ich es noch nie geschafft. Meine Knöchel sind wunderbar geschwollen, mir tun alle Knochen weh, und ich kann meine Zehen in der Dusche nicht mehr sehen. Ich war noch nie so schwanger, dass irgendjemand eine Babyparty für mich hätte planen können.
    »Ich weiß, dass wir das Geld brauchen, Zoe, aber wenn deine Patienten derart gewalttätig sind …«
    »Max. Mr. Docker ist neunundneunzig Prozent der Zeit katatonisch, und meine Brandopfer liegen für gewöhnlich im Koma. Ehrlich, das war nur Zufall. Mir könnte genauso gut etwas zustoßen, wenn ich die Straße überquere.«
    »Dann überquere keine Straßen«, sagt Max. »Wann kommst du nach Hause?«
    Ich bin sicher, er weiß von der Babyparty, aber ich spiele mit. »Ich muss mir noch einen neuen Patienten ansehen«, scherze ich. »Mike Tyson.«
    »Sehr lustig. Schau mal, wir
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