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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition)
Autoren: Juliet Ashton
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dann voller, dann überfüllt. Motorräder dröhnten. Die Ampel piepte. Der Betrunkene – immer noch da, immer noch betrunken – sang.
    Es klingelte an der Tür.
    Orla ging langsam die Treppe hinunter und öffnete. Noch nie zuvor hatte sie so viele rote Rosen auf einmal gesehen. Sie raschelten leise und wurden dann zur Seite geschoben, um den lächelnden Mann freizugeben, der sie in der Hand hielt.
    Sein Lächeln verblasste. «Oh. Ich dachte, es sei …»
    «Maude? Treten Sie ein, George.» Orla trat einen Schritt zurück, und die Verschmelzung von Mann und Busch eilte an ihr vorbei. «Was für eine Überraschung.»
    «Ich habe nachgedacht. Ich bin ein alter Dummkopf.»
    «Nein, es war eine einigermaßen natürliche Reaktion», sagte Orla. Das hier war der Stoff, aus dem ein Valentinstag gemacht war, nicht eine E-Mail an Radio  2 mit der Bitte, einen Song von Celine Dion abzuspielen. Endlich das einzig Wahre: Cupidos Triumph über die Vernunft. «Sie ist die Mühe wert, glauben Sie mir.»
    «Mag sie Rosen?»
    «Sie ist ganz vernarrt in Rosen.»
    «Werde ich willkommen sein? Haben Sie ihr von unserer Unterhaltung erzählt?»
    «Das ist eine Sache zwischen uns beiden gewesen. Sie werden sehr willkommen sein. Oberstes Stockwerk. Klopfen Sie laut.»
    Als sie George mit seinem enggeschnürten Mantel die Treppe hinaufsteigen sah – wirklich, wie bekam dieser Mann noch Luft? –, freute sich Orla, dass der Valentinstag für Maude Wunder bewirkte. Kleinlaut gestand sie sich ein, dass sie nur Augenblicke zuvor eifrig zu glauben bereit gewesen war, dass jemand ganz anderes vor der Tür stehen könnte.
    Das Telefon klingelte. Sie fand erneut zu ihrem Glauben und überholte George in einem ungeschickten Manöver auf der obersten Treppenstufe.
    «Orla, Mäuschen, hier ist Ma. Wie geht es dir? Du musst am Boden zerstört sein. Geh heute nicht arbeiten, mein Schatz. Ich sage für dich ab.»
    «Ma», sagte Orla mit geschlossenen Augen und lehnte sich rücklings an die Kommode. «
Ma, Ma, Ma
. Nein, ich bin nicht am Boden zerstört. Ich bin im Grunde sogar glücklich.»
    «Ich habe für Sim ein Gebet gesprochen, eine Kerze angezündet, und Father Gerry hat seinen Namen in der Frühmesse verlesen. Später gehe ich ans Grab.»
    Orla erschauerte und dankte ihrer Mutter.
    «Das ist sehr lieb von dir, Ma. Ich denke auch an ihn, auf meine Weise.»
    «Das ist gut. Einem wie ihm werden wir so schnell nicht mehr begegnen», seufzte Ma.
    Eines Tages würde Orla ihr die ganze Geschichte erzählen. Aber noch nicht jetzt. Ma beging einen schönen Gedenktag. «Nein, wohl nicht. Hör mal, Ma, ich muss die Leitung freihalten.»
    «Warum?»
    Für den Fall, dass er anruft. Für den Fall, dass sein Tag ihm um die Ohren fliegt. Für den Fall, dass ich an der Reihe bin.
    «Arbeit, du weißt schon.»
    «Ah ja. Gut. Also, wenn dir die Tränen kommen, richte ein kurzes Gebet an den heiligen Judas, den Schutzheiligen der hoffnungslosen Fälle. Er ist der Richtige für dich.»
    Sobald Orla auf den kleinen roten Knopf gedrückt hatte, klingelte das Telefon erneut.
    «Juno. Was kann ich an diesem schönen Valentinsmorgen für dich tun?»
    «Ich wollte nur mal hören, ob es dir gutgeht.»
    Es könnte mir gutgehen, wenn mich nicht die gesamte gottverdammte Republik Irland anrufen würde.
    «Danke.» Orla wurde weicher. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie solch starke, anständige Frauen hatte, die sich um sie sorgten. «Ich bin die Ruhe selbst.»
    «Sim war heute Morgen mein erster Gedanke.» Juno seufzte oder lachte, es war schwer zu sagen. «Trotz allem, was dieser Mistkerl angestellt hat, bin ich traurig darüber, was ihm passiert ist.»
    «Ich auch», sagte Orla.
    Dabei beließen sie es.
     
    Heute würde es um die Zukunft gehen. Wenn Orla aus dem Desaster der letzten zwölf Monate irgendetwas hinüberretten wollte, dann musste sie mit neuem Werkzeug an ihnen schrauben, ein Happy End an ihnen befestigen.
    Orla musste noch Zeit totschlagen und klappte ihren Computer auf. Wer hätte gedacht, dass ein Morgen so lang sein konnte. Orla surfte die Seiten der Tageszeitungen ab und erstarrte bei einem unerwarteten Anblick. Böse Erinnerungen wurden wach. Sie hatte sich erst vor kurzem wieder ins Internet getraut und musste sich nun versichern, dass es sich nicht um einen Rückfall handelte, sondern um Zufall.
    VALENTINSÜBERRASCHUNG FÜR DIE EHEFRAU VON TOM BEST lautete die Überschrift.
    «Oh nein.» Orla las den Artikel.
    Die aus dem Fernsehen
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