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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition)
Autoren: Juliet Ashton
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du? Hofft, dass ich bald zu Verstand komme.»
    «Ich weiß, wie es ist, von der Hoffnung zu leben. Sei nett zu ihm, Ju. Er wird mal selbstbewusst sein und am nächsten Tag jammern, wenn seine Hoffnung enttäuscht wurde.»
    «Geht es dir so? Marek kommt zurück. Das spüre ich.»
    «Ich aber nicht. Es ist schon zu lange her. Alles hat sich verändert.»
    «Weißt du, was? Diese Gespräche gehören in unsere Teenager-Zeit. Wir brauchen keine Männer, Orla Cassidy. Wir sind starke, unabhängige Frauen. Scheiß auf sie.»
    «Du hast recht, wir
brauchen
keine Männer. Aber ich
will
diesen Mann.»
    «Oh Orla, du Ärmste. Das ist wie damals, als Sim gestorben ist und du …»
    «Nein, Ju. Es ist kein bisschen wie bei Sims Tod.»
    «Okay. Sorry. Ups. Da bin ich wohl aus Versehen auf einer Tretmine gelandet.»
    «Hat Rob damit aufgehört, dich zu belästigen?»
    «Ja. Endlich. Ihn hat es ziemlich zerlegt. Ich bin wirklich Gift. Ich hätte ihm nie Mut machen dürfen. Ich habe mit ihm nur mein Ego gefüttert, das ist alles. Und jetzt blicke ich auf die Hochzeit zurück, unser Haus, die ganzen Bang-&-Olufsen-Geräte und den Designer-Wintergarten und denke, igitt! Ich schäme mich, ich schäme mich wirklich dafür, dass ich dachte, diese Dinge seien wichtig.»
    «Schäm dich nicht zu sehr.»
    «Ach nein. Du kennst mich doch. Ich habe mich einen halben Nachmittag lang so richtig geschämt, und jetzt ist das gegessen. Aber ich hätte mit Monsieur ehrlich sein sollen. Wir sind unter falschen Voraussetzungen gestartet. Er hat mich aus Liebe geheiratet, und jetzt ist er verletzt.»
    «Weißt du, was, du könntest Sim sein, der über mich spricht.»
    «Himmel. Zum zweiten Mal igitt. Ich will nicht wie Sim sein.»
    «Bist du ja auch nicht mehr. Sim hat nicht lange genug gelebt, um sich zu entwickeln. In ein paar Jahren hätte er vielleicht das Gefühl hinter sich gelassen, dass es irgendwo da draußen eine bessere Partie für ihn gibt und er sie finden muss.»
    «Armer Sim.»
    «Ja. Armer Sim.»
     
    Noch zwei Wochen, und schon schmückten wieder Pappherzen die Schaufenster.
    Für jeden, der Sim nahegestanden hatte, war der Valentinstag ein düsterer Jahrestag, dessen Bedeutung nicht mit den Blumen und Bonbons zusammenpasste.
    Für Orla war der vierzehnte Februar nicht nur der Jahrestag seines Todes, sondern auch der vierte Jahrestag ihrer ersten Begegnung und das Ende eines Jahres, das anders gewesen war als alle anderen. Sim und sie hatten größere Dramen überstanden, während einer von ihnen schon tot war, als lebend zusammen.
    Nach zwölf Monaten voller Veränderungen und Erkenntnisse war Orla mit ihrem emotionalen Konto komplett im Minus. Sie hatte Marek gefunden und wieder verloren. Die saubere Effizienz ihrer Dummheit war beeindruckend.
    Sie fand Zuflucht in Tagträumen. In der U-Bahn ließ sie sich in ihren Sitz sinken und plante ihren perfekten Valentinstag mit Marek, auf den er sich jetzt freuen könnte, wenn sie sich an Weihnachten richtig entschieden hätte.
    Sie würde kochen. Er würde es zu schätzen wissen, brav seinen Teller leer essen, sein Resümee würde freundlich ausfallen. Sie würde ihm etwas Kleines, Elegantes kaufen, jedenfalls bestimmt nichts Kitschiges – keinen Teddy mit einem Satinherz für Orla und Marek.
     
    «Schon fertig, Orochi?» All ihre Studenten, sogar der für seine Ausflüchte berüchtigte Orochi, hatten ihre Arbeiten rechtzeitig abgegeben.
    «Die Aufgabe mag ich», sagte er und sah sie unter seinen geraden, pechschwarzen Augenbrauen hervor ernst an. «Ich bin verliebt.»
    «Ah.» Orla lächelte wohlwollend. Sie hatte die Klasse gebeten, einen Liebesbrief zu schreiben. Es war unmöglich, den Valentinstag völlig zu ignorieren. «Mir war gar nicht klar, wie romantisch Sie alle veranlagt sind.» Für Orla handelte dieser Tag in gleichem Maße von Grabsteinen wie von Rosen.
    Das lässt sich ändern
. Der Gedanke war in ihrem Kopf, ohne dass sie ihn eingeladen hatte. Er hatte nicht einmal angeklopft. Und jetzt, wo er da war, richtete er sich gleich häuslich ein.
    Sie hatte wie eine Jungfrau im Turm darauf gewartet, dass Marek sich ihr erklärte, dass er auf einem weißen Ross herangaloppierte.
    Warum so passiv?
Trägheit gehörte gewiss nicht zu den typischen Eigenschaften der Cassidy-Frauen. Wären die Cassidy-Männer gefragt worden, hätten sie das gottergeben bestätigt. Orla war immer eine Macherin gewesen, ein Mensch mit praktischem Verstand, der die Dinge vorantrieb.
    Als sie so auf der
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