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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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Idee und erinnere sie an den morgigen Therapiebeginn.
   »Sie will es heute noch einmal krachen lassen. Trink ruhig noch mein Kind, dann spuckt es sich morgen besser«, sagt Albert und schenkt ihr nach.
   »Danke Paps. Du bist und bleibst der Beste.«
Sie erklärt, dass sie während der Einnahme weniger an Übelkeit sondern mehr unter Schwächezuständen, Schwindel, Sehstörungen und unbändigem Durst leidet.
   »Also nennt mich nicht Faultier, wenn ich euch nicht zur Hand gehen kann.«

Es kommt genau so, wie sie ihren Zustand beschrieben hat. Müde und schlapp liegt sie im Schatten auf einer Liege und trinkt Unmengen an Wasser. Alle dreißig Minuten begleitet sie einer von uns zur Toilette. Zum Ende der zweiten Woche wirkt sie klarer. Vermutlich, weil sich die Dosis nun von Tag zu Tag verringert. Anja meint, sie hätte jetzt das Schlimmste überstanden.

Die Sonne brennt so heiß, dass es selbst im Schatten kaum auszuhalten ist. Caruso schlägt vor, ans Meer zu fahren und wir stimmen alle zu. Zu fünft quetschen wir uns in meinen Wagen und machen uns auf den Weg zum zwanzig Kilometer entfernten Badeort. Auf der Küstenstraße geht es nur im Stopp and Go Tempo voran. Die kleinen Sandstrände sind gut besucht. Caruso sagt, ich möge mir einen Parkplatz suchen. Das kleine weiße Gebäude, das in rund dreißig Metern zu sehen ist, soll unser Ziel sein.
   »Eine nette Strandbar«, sagt Albert.
   »Eine nette Schwulenbar«, verbessert Linde ihn und zwinkert Anja frech zu.

Die Männer werden vom Wirt und den Kellnern freudig begrüßt. Auch wir Frauen erhalten ein Küsschen auf die Wange. Während Albert und Caruso am Tresen Platz nehmen, folgen wir Linde an den Strand. Sie zeigt auf drei freie Liegestühle und sagt dem Strandboy, er möchte doch bitte Sonnenschirme für uns aufstellen. Wenig später serviert er uns einen Fruchtcocktail und Anja ruft laut aus
   »Hier bleibe ich. Keine zehn Pferde kriegen mich von diesem herrlichen Ort wieder weg.«
Ich betrachte die vielen Segelboote, die in der Bucht vor Anker liegen und genieße die Meeresbrise, die zumindest ein wenig Abkühlung bringt.
   »Schau mal, der sieht doch lecker aus. Der könnte mir gefallen«, sagt Anja und deutet auf einen braungebrannten Badehosenträger.
   »Der könnte dein Sohn sein«, antworte ich kopfschüttelnd.
   »Ist er aber nicht und ich könnte dem Jüngling noch einiges beibringen.«
   »Anja bitte!«
   »Wieso Lotte? Anja hat doch Recht. Als ich in eurem Alter war, hatte ich auch nur jüngere Liebhaber.«
Nun hat Linde uns aber neugierig gemacht und wir fordern sie auf, zu erzählen.
   »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war schon weit über vierzig und lebte in Scheidung, als mir ein jüngerer Mann meinen ersten Höhepunkt bescherte. Ihm war das gelungen, was mein Ehemann, dem ich fast zwanzig Jahre lang zu Diensten war, nicht zu Stande brachte. Erst danach traute ich mich, meine Wünsche und Vorlieben auch auszusprechen. Und ab fünfzig ging die Post erst richtig ab.«
Zu gern würde ich ihr weiter zuhören, aber mein Handy klingelt. Es ist Martin, der wissen will, was ich gerade mache, wo ich stecke und wie es mir und vor allem Anja geht.
   »Es geht uns gut. Wir Frauen liegen am Strand vor einer Schwulenbar, trinken einen Fruchtcocktail und unterhalten uns gerade angeregt über Sex im Alter.«
   »Sehr witzig, Lotte.«
   »Er hält es für einen Witz, Linde. Dein Sohn hält es tatsächlich für einen Witz«, lache ich laut.
   »Na, dann will ich bei eurem Fachgespräch nicht länger stören«, sagt er und legt auf. Ich ziehe ein Gesicht und vermute, dass er mal wieder beleidigt ist.
   »Das war ja ein kurzes Gespräch.«
   »Seine Majestät schmollt mal wieder, weil ich ihm nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt habe.«
   »Beschwere dich nicht über Martin. Ich würde auf der Stelle mit dir tauschen«, sagt Anja.
   »Gegen wen willst du ihn denn eintauschen. Etwa gegen Gerald? Ich stehe auch nicht auf Kuschelrock«, gackere ich. Linde will wissen, was ich damit meine und Anja berichtet haarklein vom öden Sexleben mit ihrem Noch Ehemann. Nun richtet Linde sich auf und macht ein ernstes Gesicht.
   »Und du hältst Fremdgehen für die Lösung? Da stimme ich dir nicht zu. Du hättest deinen Mann besser anlernen müssen. Echte Erfüllung gibt es nur, wenn Herz und Vagina im Einklang schwingen. Zur Liebe gehört auch Lust. Aber Lust
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