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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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Tag genau hat diese Zicke......«
   »Hör jetzt auf, Lotte. Und bekomme deine lächerliche Eifersucht auf Corinna endlich in den Griff. Sie war nicht schuld daran, dass unsere Hochzeit ausgefallen ist.«
Nochmal frage ich ihn, seit wann er wieder Kontakt zu ihr hat und warum er es mir verschwiegen hat.
   »Schon länger! Und außerdem bin ich dir, was die Firma angeht, keine Erklärung schuldig.«
Gut zu wissen, Seibert. Sehr gut, zu wissen.

Es ist nach drei Uhr morgens, als Sunny die Haustür aufschließt.
   »Du bist noch wach, Lotte?«
   »Ja, ich hatte bis eben in der Küche zu tun. Aber ich gehe jetzt auch schlafen. Gute Nacht.«
Als Sunny ins Gästezimmer entschwindet, nehme ich mir eine Decke und lege mich aufs Sofa. Endlich. Bis acht Uhr werde ich mich hier lang machen. Vorher wird sie hoffentlich nicht aufstehen und bemerken, dass wir die Nacht getrennt verbracht haben.

Sie hat es nicht gemerkt. Als ich um neun Uhr fertig aus dem Bad komme, schlafen Vater und Tochter noch fest. Ich decke den Tisch und bereite die Lieblingsspeisen meiner Enkel zu, verstecke die Nester im Garten und winke King Kong und Lennard zu, die bereits im Vorgarten herumlungern.
   »Meine Güte, Lotte. Das sieht aber alles lecker aus«, werde ich von Sunny gelobt.
   »Dieses Jahr hast du dich selbst übertroffen«, staunt Julian und Valentin und Elias freuen sich, dass ich extra für sie kleine Mini Frühlingsrollen zubereitet habe. Der Einzige, der stumm am Tisch sitzt, ist Martin. Sein »Guten Morgen, Schatz« habe ich lautlos mit dem Stinkefinger beantwortet. Damit sollte ihm klar sein, dass es gesünder ist, mich heute nicht wieder anzusprechen.

Gegen halb vier verlassen unsere Gäste das Haus. Ich bekomme noch Küsse von den Enkeln, als das Telefon klingelt.
   »Wenigstens Frohe Ostern wollte ich euch durchs Telefon wünschen«, sagt Linde und ich bin hoch erfreut, ihre Stimme zu hören.
   »Hättest du nur eine Minute früher angerufen, dann hättest du noch mit Sunny sprechen können. Sie ist gerade aus der Tür.«
Martin macht eine abwehrende Handbewegung. Es soll wohl heißen, dass er für seine Mutter nicht zu sprechen ist. Während er den Geschirrspüler bestückt, telefoniere ich ausführlich mit ihr. Ich berichte über das kalte Wetter und das gemütliche Brunchen im Kreise der Familie.
   »Hier scheint die Sonne und wir haben schon über zwanzig Grad. Ich hätte euch an Ostern auch wirklich gern zu Besuch gehabt. Martin frage ich erst gar nicht. Aber hast du keine Zeit für einen Kurztrip? Ich würde dich liebend gern meinen Männern vorstellen. Sie sind schon ganz neugierig. Soviel habe ich ihnen von dir schon erzählt.«
Ich gehe mit dem Telefon nach draußen. Hinter verschlossener Tür sage ich leise
   »Doch ich habe Zeit. Ich komme sogar sehr gern. Gleich morgen früh fahre ich los. Aber Linde, kein Wort zu Martin. Und rufe mich nicht auf dem Handy an. Mein Telefon bleibt hier. Ich melde mich von unterwegs. In Ordnung?«
   »À demain, Lotte! Und gute Fahrt.«

Am Ostermontag stelle ich meinen prall gefüllten Koffer in den Wagen.
   »Du fährst doch? Das ist eine gute Entscheidung. So verfällt die Reise wenigstens nicht ganz. Aber wo willst du denn jetzt schon hin? Das Zimmer ist erst ab morgen frei.«
   »Weißt du Seibert, was meine Urlaubspläne angehen, bin ich dir keine Erklärung schuldig. Ja, ich werde Ferien machen. Und zwar von dir. Wie lange und wohin die Reise geht, ist allein meine Sache. Du brauchst mir auch nicht hinterher zu telefonieren. Mein Handy liegt auf dem Küchentisch. Ich wünsche dir eine angenehme Zeit.«
Nach meiner kurzen Ansprache steige ich in meinen Wagen und lasse ihn fassungslos zurück.

Ja, er ist perplex, aber ich bin unbeschreiblich verletzt darüber, wie er mich verbal abgebügelt hat. So nicht, mein Bester. Ja, ich hab dich lieb, nur im Moment gerade gar nicht. Noch nie hat sich ein Mann mir gegenüber so äußern dürfen. Und in meinem hohen Alter fange ich auch gar nicht damit an, dieses Verhalten zu billigen. Du spinnst wohl!

Bis Hannover habe ich mich wieder unter Kontrolle. In Frankfurt tanke ich das erste Mal. In Freiburg das letzte Mal in Deutschland. Kurz vor Marseille muss ich das dritte Mal meinen Tank mit Gazole füllen. Nach siebzehn Stunden bin ich endlich angekommen.

Es ist drei Uhr nachmittags und außer lautem Kläffen regt sich an der Eingangspforte zum Maison de la fleur nichts. Ich bin von
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