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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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mich seit zehn Jahren nur mit dieser Olivenölseife. Und was sagst du?«
   »Dass du keinen Tag älter als 78 aussiehst.«
   »Naja, für eine Hamburgerin war das schon ein ziemlich tolles Kompliment.«
Wir verlassen beide lachend den Schuppen und gehen zurück ins Haus.

»Heute bin ich für das Mittagessen zuständig. Magst du Fisch, Lotte?«
   »Ich liebe Fisch. Sag, darf ich dir schnell zur Hand gehen. Im Kochen bin ich nicht die Schlechteste.«
   »Gern. Aber schnell geht es hier nicht zu. Warum auch? Wir haben alle Zeit der Welt.«
Während Caruso Klaus die Fische schuppt, bereite ich l.a.n.g.s.a.m. einen gemischten Salat zu. Er scheint, die Frage, die mir unter den Nägeln brennt, zu erahnen und fordert mich auf, sie endlich zu stellen.
   »Wie denn nun? Du und Linde. Oder Linde und Albert?  Oder Linde, Albert und du?«
Er lacht schallend laut.
   »Auch wenn ich deine Fantasie enttäuschen muss, ein Paar sind nur Albert und ich.«
Danach beginnt er italienische Arien zu trällern und ich bekomme eine Gänsehaut. Meine Güte, haben die Drei es sich hier schön gemacht. Lesen, Musik hören, gutes Essen, ein bisschen Arbeit und Hobby nebenher und fast 300 Tage Sonne. Ja, so könnte ich mir meinen Lebensabend auch vorstellen.

Nach dem Essen reicht Linde einen Joint herum. Ohne mich, da bin ich mir sicher. Ich habe selten etwas ausgelassen, aber Drogen gehörten eindeutig dazu. Danach verziehen sich die Drei auf ihre Liegestühle und ich pfeife die Hunde heran und mache mich auf, die Gegend zu erkunden.

Als wir abends gemütlich zusammensitzen, schlägt Albert vor, ein wenig Musik zu spielen. Oh, mein Gott. Nicht die Bee Gees. Ich kann ihre Musik noch immer nicht ertragen. Meine Hände krampfen sich zu Fäusten zusammen und mein ganzer Körper erstarrt.
   »Alles, aber bitte nicht die Bee Gees«, rufe ich hysterisch. Mich starren sechs Augen ungläubig an, bis Linde sich endlich erhebt und den CD Player ausstellt.   »Es tut mir leid«, entschuldige ich mich und breche in Tränen aus. Ich schäme mich und will Carusos Aufforderung nicht folgen, darüber zu sprechen.
   »Ich bin nicht gekommen, um meinen seelischen Altmüll bei euch abzuladen.«
   »Das musst du nicht, wenn du nicht willst. Aber du kannst es jederzeit tun. Wir haben immer ein offenes Ohr für dich. Und was immer du uns erzählen magst, unsere Lippen bleiben verschlossen.«
   »Ist es wegen Martin?«, will Linde wissen. Sie vermutet, dass die Sehnsucht zu ihrem Sohn, der Grund für meine Traurigkeit ist.
   »Kalt. Eiskalt. Martin ist bestimmt nicht der Grund. Es hat mit meinem Polterabend zu tun. Zwar ist es schon Monate her und ich dachte, ich hätte das Geschehene verarbeitet. Aber bei dieser Musik......«
  »Du hast es nicht verarbeitet, du hast es lediglich verdrängt. So etwas braucht Zeit.«
Caruso stimmt Albert zu.
   »Darüber reden hilft! Aber vermutlich war mein dauerabwesender Sohn, keine große Stütze für dich.« Ich will nicht über Martin sprechen und verziehe mürrisch das Gesicht.
   »Dunkle Wolken im Paradies?«
   »Von welchem Paradies sprichst du? Du meinst doch wohl nicht etwa mein trostloses Leben in Hamburg.«
   »Trostlos?«
Jetzt habe ich die Drei neugierig gemacht und ich verspreche ihnen davon zu erzählen, wenn ich noch ein Glas Wein bekomme. Zwei Gläser trinke ich, während ich ihnen von Anja erzähle. Ein weiteres Glas brauche ich, um von meinen Kündigungen zu berichten.
   »Wisst ihr. Es sind nicht nur Mitarbeiter. Mir sind diese Menschen so ans Herz gewachsen. Und dann auch noch Maria....«
Schon wieder heule ich und der kleine Terriermischling springt auf meinen Schoß und leckt tröstend meine Hand. Mit meinem linken Auge schaue ich Linde an. Das rechte Auge kneife ich zu und kann sie noch recht klar und deutlich erkennen. Ich meine, ein Glas geht noch und Albert öffnet eine weitere Flasche.
   »Da ist in den letzten Monaten eine Menge zusammengekommen. Du hast dich binnen kürzester Zeit von vielen geliebten Seelen verabschieden müssen. Natürlich haben dich die Ereignisse aus dem Gleichgewicht gebracht. Du solltest länger bei uns bleiben, um deine innere Mitte wiederzufinden. Hier ist der perfekte Platz dafür.«
   »Ich muss zurück. Martin vermutet mich auf Sylt und erwartet mich morgen zurück.«
   »Und schon wieder so ein Unwort aus dem Mund deiner Schwiegertochter. Du musst! Du musst gar nichts. Und schnell
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