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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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Dankeschön für die wunderbare Zeit, die ich hier verbringen durfte.«
Ich erhalte allgemeine Zustimmung. Zusammen mit Linde verstaue ich unsere Einkäufe und sage ihr, dass ich nur kurz mit Hamburg chatten will.

Hi, bist du da?
Lotte, mein Schatz. Ich warte schon seit Stunden, dass du dich meldest. Wann kommst du endlich nach Hause? Ich mag nicht mehr ohne dich sein.
Ich vermisse dich auch. Kuss.
Du hast Post von Liebermann. Ich habe den Brief allerdings nicht geöffnet. Soll ich?
Was schreibt der Idiot?
Glückwunsch ! Er will den Vertrag verlängern.
Ha! Das fällt ihm ja früh ein.
Er bittet um dringenden Rückruf.
Da wird er sich gedulden müssen. Vor Freitagabend bin ich nicht zurück.
Warum erst in zwei Tagen?
Solange brauche ich für die Fahrt.
Willst du mir nicht endlich sagen, wo du bist.
Hm. ...Ich bin bei Linde .
Rühr dich nicht von der Stelle. Ich nehme den nächsten Flieger und hole dich ab.
Warum?
Weil ich es bis Freitag nicht mehr ohne dich aushalte.
Du bist ein Spinner!
Warte einen Moment, bitte!....Der Spinner landet um 21.25 Uhr. Holst du mich vom Flughafen ab?
Du bist verrückt! Aber ja. Bis später

»Leute, mein Abschiedsessen wird auf morgen verlegt. Martin kommt! Er fliegt ein, nur um mich auf der Rückfahrt zu begleiten. Was sagst du dazu, Linde?«
   »Ich sage, dass wir schnellstens das Gras verschwinden lassen müssen und ich mir dringend ein Nachthemd bügeln muss.«

Mein Navi leitet mich durch die Dunkelheit und ich erreiche den Flughafen nach dreißig Minuten Fahrtzeit. Ich bin aufgeregt und kann es kaum erwarten, dass wir uns in die Arme schließen. Da kommt mein Riese. Er ist blass, aber als er mich entdeckt, lächelt er breit. Seine Hände umgreifen mein Gesicht und er führt seine Nase zwischen meine Augenbrauen. Sein schwerer Atem, zeigt mir, wie aufgewühlt er ist. Als ich ihn küsse, flüstert er, ich soll auf der Stelle damit aufhören, wenn ich nicht will, dass wir wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet werden wollen.
   »Du bist erregt?«, lache ich.
   »Worauf du dich verlassen kannst.«
Mit der rechten Hand zieht er seinen kleinen Koffer und seine linke liegt zärtlich über meinen Schultern.
   »Du siehst prima aus. Tolle Farbe hast du bekommen.«
   »Und du bist blass. Jetzt hab ich ein richtig schlechtes Gewissen.«
   »Zu Recht! Mach das nie wieder! Hörst du! Schrei mich an oder maule mit mir, aber fahre nie wieder fort, ohne mir zu sagen, wohin.«
   »Ja, versprochen.«
   »Überlege dir schon mal, wie du das wieder gut machen willst.«
   »Da habe ich schon eine Idee!«
   »Aber nicht im Freudenhaus meiner Mutter!«
   »Wieso sagst du Freudenhaus.«
   »Wie nennst du denn ihre Ménage à trois ?«
   »Ich nenne sie zwei Männer plus eine gute Freundin. Albert und Klaus sind ein Paar. Mehr nicht! Dass ich dir das sagen muss, ist schon erstaunlich. Du scheinst ja wirklich keinen Schimmer von deiner Mutter zu haben.«
   »Du bist ja schon ein richtiger Fan von ihr. Ich sehe schon, es wird Zeit, dich unverzüglich aus ihren Fängen zu befreien. Noch eine Woche länger und du sprichst auch mit Engeln und betest den Mond an.«

Bei unserer Ankunft liegt der »Aschram« schon im Dunkeln. Allerdings nur weil das Feingefühl dieser »durchgeknallten Esoterikspinner« sie bewogen hat, frühzeitig schlafen zu gehen, um uns einen ungestörten Abend zu bescheren. Endlich beginnt mein Riese zu begreifen. Hunger hat er keinen mehr. Bereits vor dem Abflug hat er noch eine Kleinigkeit gegessen. Seine Gelüste sind anderer Natur und er flüstert mir zu, dabei bitte leise zu sein.
   »Ich kann auch leise. Kannst du es auch?«

Nach dem Mittagessen, das ich für uns bereitet habe, verabschieden wir uns.
   »Ein guter Zeitpunkt, um aufzubrechen. Dann könnt ihr unbeobachtet euren Joint zum Dessert rauchen«, flüstere ich Linde zu und verspreche, bald wiederzukommen.
   »Vielleicht schon zu Pfingsten«, rufe ich ihr durch das geöffnete Fenster der Beifahrertür zu.
   »Und Liebermann? Du wirst kaum Zeit haben, im Juni schon wieder Urlaub zu machen, wenn ihr wieder voll in der Produktion steckt.«
   »Ach Martin. Wer sagt dir denn, dass ich den Auftrag überhaupt annehme.«
   »Etwa nicht?«
   »Geld ist nicht alles. Es gibt viel Wichtigeres. Oder etwa nicht?«

Auf der Fahrt nach Hause lösen wir uns alle zwei Stunden ab. Nach vierzehn Stunden sind wir am Ziel.
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