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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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deinen breiten Hintern, du altes Brauereipferd.«
Sie wirft mir noch ein Küsschen zu und fährt lachend ab.

Im Juni viel Donner, bringt einen trüben Sommer

Martin hatte mal wieder die richtige Vorahnung. Um über Pfingsten nach Frankreich zu Linde zu reisen, fehlt mir die Zeit. Vielleicht kommen die Drei mich zu meinem Geburtstag besuchen. In wenigen Tagen werde ich zweiundfünfzig und der Sterbetag meiner Schwiegertochter Larissa jährt sich zum zweiten Mal. Zwischen Julian und seiner Assistentin Antje ist es nichts geworden. Schade. Mein Sohn ist zu jung für die Rolle eines trauernden Witwers.
   »Geh endlich wieder unter Menschen. Gönne dir neben der Arbeit auch ein Privatleben. Das Leben besteht nicht nur aus Job und Business.«
   »Mach dir keine Sorgen um mein Liebesleben, Mum. Ich komme schon klar.«
Na, dann! Wir sitzen beide in einem Bistro an der Alster und essen zu Mittag. Während Julian hektisch nach dem Ober Ausschau hält, genieße ich an meinem freien Tag genüsslich die Sonne.
   »Hau schon ab. Ich übernehme die Rechnung«, sage ich und bestelle mir noch einen Espresso. Während ich die erledigten Punkte auf meiner Einkaufsliste abstreiche, tippt mir jemand auf die Schulter.
   »Frau Talbach? Also doch. Hallo.«
Ach du liebe Zeit. Corinna!
   »Frau Seibert?«
   »Sind Sie ganz allein?«
   »Jetzt schon. Mein Sohn ist gerade weg.«
   »Trinken wir einen Kaffee zusammen?«
Warum denn das, denke ich noch, als sie sich bereits zu mir an den Tisch setzt. Sie streckt den Finger in die Luft und sogleich erscheint die Bedienung.
   »Oder gönnen wir uns einen Cocktail bei diesem schönen Wetter?«
   »Für mich aber ohne Alkohol«, sage ich forsch. Ihr Ton ist deutlich freundlicher als meiner und sie fragt mich, ob wir nicht mit dem förmlichen Sie aufhören wollen.
   »Ist doch albern, wenn wir uns künftig beide mit Frau Seibert ansprechen, oder?«
Ich heiße Talbach, du alte Zicke! Sage aber
   »Ja, das wäre wirklich albern. Besser Martin und ich wählen einen Doppelnamen. Dann kommt es zu keinen Verwechslungen.«
Corinna lächelt. Was grinst die alte Zicke ständig? Aha. Die Freundlichkeit gilt nicht mir, sondern dem Mann, der nun an unserem Tisch steht und den sie mit Küsschen begrüßt.
   »Darf ich vorstellen. Mein Lebensgefährte, Dr. Jochen Brühning.«
   »Angenehm. Charlotte Talbach, aber Sie dürfen auch gern Lady Marmelade zu mir sagen.«
Corinna lacht laut und sagt
»Das wird Charlotte mir wohl nie verzeihen.«
Das schon, aber dass....Ach was soll‘s. Schnee von gestern.
   »Zum Wohl, Corinna.«
Nach wenigen Schlucken erhebe auch ich meine Hand, um die Bedienung heranzuwinken. Wie immer werde ich ignoriert. Nach zehn Minuten bringt der Ober mir endlich die Rechnung und ich kann mich verabschieden.
   »Einen schönen Nachmittag noch.«
   »Ja, Charlotte. Man sieht sich.«
Eilt nicht, denke ich auf dem Weg zu meinem Wagen und kann noch immer nicht fassen, dass ich mit Corinna einen Drink genommen habe.

Ich kann es kaum erwarten, dass Martin endlich nach Hause kommt. Schon im Flur überfalle ich ihn mit meiner Berichterstattung über mein Zusammentreffen mit seiner Ex.
   »Das weiß ich längst. Corinna hat es mir erzählt. Und nun zeig dich mal. Sie meinte, dass du furchtbar dünn geworden bist. Komm mal her zu mir.«
Er tastet mich ab, als wenn er mein Arzt wäre und ich poltere, dass er sofort mit dem Blödsinn aufhören soll.
   »Sie hat einen Neuen!«
   »Ja, Jochen Brühning. Ich weiß.«
   »Was ist er für ein Doktor?«
   »Keine Ahnung. Irgendein Mediziner. Warum?«
   »Und seit wann geht das mit den beiden?«
   »Schon eine Weile.«
   »Dann hättest du mir auch gern früher davon erzählen können.«
   »Erzählst du mir denn immer alles?«
   »Na klar!«
   »Und warum weiß ich dann immer noch nicht, weshalb du und Anja so lange keinen Kontakt hattet?«
   »Meine Güte, Martin. Sie hatte Streit mit Gerald und ich war nicht ihrer, sondern seiner Meinung. Das konnte sie nicht verknusen. Nun ist wieder alles gut zwischen uns. Ende der Geschichte.«
   »Ich glaube, die beiden haben ernste Eheprobleme.«
   »Wie kommst du darauf?«
   »Gerald machte so Andeutungen.«
   »Wann? Was hat er gesagt?«
   »Eigentlich beschwert er sich ständig über Anjas Eigensinn. Ich habe ihm gesagt, dass er eine selbstbewusste und eigenständige Frau
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