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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
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einmal an, es heimlich zu tun.«
   »Falsch! Wir hatten die Tür geschlossen. Sogar abgeschlossen.«
Ich habe die Vermutung, dass Gerald gleich gewalttätig wird und rufe Martin zur Hilfe. Er hört nur die Worte »Nutte, Schlampe und komm du mir in die Finger«, als er erschrocken fragt, was denn hier los ist. O.J. hat sich zwischenzeitlich die Hose wieder angezogen und ist schon auf dem Weg zu seinem Wagen. Ich ziehe meine Freundin zur Seite und schubse sie die Treppe zur Wohnung hinauf.
   »Mein Gott, Anja. Was ist bloß los mit dir?«
   »Ich kann ihn nicht mehr ertragen!«
   »Dann trenne dich von ihm, aber veranstalte doch nicht so einen Zirkus.«
   »Und wohin soll ich? Mein Haus ist weg. Das hat Martin gekauft und zu einer Nobelherberge umgebaut!«
   »Heute Nacht bleibst du erst einmal hier. Du kannst im Gästezimmer schlafen. Und am besten du legst dich gleich hin. Ich schaue später noch einmal nach dir.«
Puh! Was für ein Spektakel.

Gerald ist noch nicht abgefahren. Er steht bei Martin und Julian, die ihn mit aller Kraft davon abhalten, seine Frau an den Haaren nach Hause zu schleifen.
   »Beruhige dich. Sie ist total betrunken und schläft jetzt. Mach keinen Unsinn. Ihr solltet morgen reden, wenn ihr beide wieder zur Vernunft gekommen seid.«
   »Zur Vernunft? Nein Lotte, Anja kommt nicht zur Vernunft. Deine beste Freundin ist verrückt. Komplett durchgeknallt. Sie kann mir gestohlen bleiben. Wenn ich eine Hure gewollt hätte, dann hätte ich mir eine junge Prostituierte aus dem Puff geholt. Tut mir leid, dass wir dein Fest gesprengt haben. Ich fahre jetzt.«

Richtige Stimmung will nicht mehr aufkommen. Wir unterhalten uns noch eine Weile über den Zwischenfall und nach und nach verabschieden sich meine Gäste. Um drei Uhr liege ich wach im Bett. Martin schläft und Anja schnarcht. Einer muss ihr morgen dringend ins Gewissen reden. Nicht irgendeiner. Ich werde es tun.

»Ich gehe nicht zu ihm zurück. Lieber springe ich die Köhlbrandbrücke runter.«
   »Und deine Mädchen?«
   »Er wird Lena und Lisa nichts tun. Ich werde mir eine Wohnung suchen. Und einen Job. Mein Geld aus dem Hausverkauf wird er mir zurückzahlen und dann reiche ich die Scheidung ein.«
   »Das klingt vernünftig.«
   »Lässt du mich die nächsten Tage hier wohnen. Nur so lange bis ich alles geregelt habe.«
   »Na, sicher. Aber sprich mit Gerald. Wenn du willst, komme ich mit.«
   »Ja, begleite mich bitte. Ich muss einige Sachen aus der Alten Mühle holen und allein traue ich mich nicht.«

Während Martin bei Gerald in der Küche ist und ein Gespräch unter Männern versucht, packen Anja und ich ihre Koffer. Lena und Lisa schauen uns ungläubig dabei zu. Immer wieder wollen die Mädchen wissen, was passiert ist, aber Anja schüttelt nur mit dem Kopf.
   »Sobald ich eine Wohnung habe, hole ich euch nach. Ihr erreicht mich auf dem Handy oder bei Lotte. Küsschen meine Mädels, ich hab euch lieb.«
Anja besteigt ihren Wagen und fährt ohne uns ab. Lena befragt nun mich und ich sage, dass die beiden gestritten haben.
   »Macht euch keine Sorgen. Es wird bald alles wieder gut.«
   »Mama benimmt sich echt schräg in letzter Zeit. Kein Wunder, dass Gerald irgendwann die Hutschnur platzt. Er gibt sich solche Mühe, aber er kann ihr nichts recht machen.«
Ich umarme die Mädchen und gehe ins Restaurant. Die beiden Männer stehen am Tresen und trinken einen Kaffee.
   »Es tut mir echt leid, Lotte. Nicht nur wegen deinem Fest gestern. Auch wie ich dich damals angebrüllt habe.«
   »Geschenkt, Gerald. Kopf hoch. Es gibt auch wieder bessere Zeiten.«

Auf dem Nachhauseweg will Martin wissen, wann und warum Gerald mich angeschrien hat.
   »Es war nicht das erste Mal, dass Anja sich so aufgeführt hat. Gerald vermutete, dass ich sie bei ihren heimlichen Amouren decken würde. Mittlerweile denke ich, es ist das Beste, wenn sie wieder getrennte Wege gehen. Sie passen einfach nicht zusammen. Das Leiden muss auf beiden Seiten ein Ende haben.«
Martin wird ganz still und nachdenklich. Kurz vor dem Haus fragt er mich, ob ich ihm so etwas je antun könnte.
   »Niemals! Ich hab dich doch lieb.«

So schnell, wie Anja es sich vorgestellt hat, klappt es mit ihrer Wohnungssuche nicht. Weil sie kein eigenes Einkommen nachweisen kann, hält man sie für nicht solvent genug, um eine Vierzimmer Wohnung oder ein Haus anzumieten.
   »Ich war jahrelang
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