Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr
Autoren: Frieda Lamberti
Vom Netzwerk:
Silberpudel. Lotte, würdest du mir die Haare färben. Ich habe eine Coloration mitgebracht. Die Zeit, um noch vor unserer Abreise zum Friseur zu gehen, habe ich nämlich nicht.«
Natürlich mache ich es und vermische im Bad das Kastanienbraun mit dem Entwickler und trage, die ätzende Paste Strähne für Strähne mit dem Pinsel auf. Für die halbe Stunde Einwirkzeit gehen wir zurück ins Wohnzimmer und Maria zeigt mir Fotos von ihrem Neubau. Ein typischer Bungalow im südlichen Baustil. Wie schön es sein wird, auf ihrer überdachten Terrasse zu sitzen und auf die vielen Obstbäume zu schauen, kann ich mir lebhaft vorstellen. Alfredo will ihr noch eine Außenküche bauen. Dort will sie mit Ausnahme der Wintermonate kochen und backen.
   »In Italien spielt sich alles draußen ab. Ich werde täglich für die Erntehelfer ein Mittagessen bereiten.«
   »So hast du dir deinen Ruhestand vorgestellt?«
   »Ja, Lotte. Genauso. Merke dir, wer rastet, der rostet.«

»Wie sehe ich aus?«, fragt sie mich beim Abschied.
   »Wie die Lollo. Ganz genau wie Gina Lollobrigida.«
   »Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen. Und du versprichst mir, mich bald zu besuchen! Und heirate endlich, bevor du ganz zu Twiggy mutierst. Oder steht Martin etwa auf den Typ Mager Model?«

Maria ist fort. Endgültig fort und ich weiß, dass sie mir fehlen wird. Anja hat sich nach unserem Disput auch nicht wieder gemeldet. Mal wieder hat sie den Bogen deutlich überspannt und kriegt die Kurve nicht wieder zurück. Seit zwanzig Jahren muss ich stets den ersten Schritt auf sie zumachen. Aber diesmal nicht.

Martin hat Gerald an der Tankstelle getroffen. Mit einem gelben Flyer in der Hand berichtet er mir von ihrer Unterhaltung.
   »Wir sollen Samstag zum Osterfeuer kommen. Gerald plant, mehrere Stände mit Glühwein, Bier und Grillwurst aufzustellen. Vielleicht bitten wir O.J. und Buche mit ihren Frauen auch dazu. Das wäre doch eine nette Idee, mal wieder einen gemeinsamen Abend zu verbringen, oder?«
   »Was hat Gerald noch erzählt?«
   »Wie? Was noch? Mehr nicht. Ich hab gesagt, wir überlegen es uns und er meinte nur, es wäre schön, uns endlich mal wiederzusehen. Wir hätten uns seit ihrem Hochzeitstag ganz schon rar gemacht.«
Während ich ihm von Marias letzten Besuch erzähle, tippt er unaufhörlich in sein Iphone. Kurz darauf, piept es ständig.
   »Sunny hätte auch Lust. Sie würde gern bei uns übernachten und am Osterfrühstück teilnehmen. Julian und die Jungs kommen auch. O.J. will mit Maja sprechen und Buche und Ute finden die Idee super.«
Na, ausgezeichnet. Das war mal wieder ein grober Rückfall in alte Seibert Zeiten. Ohne meine Antwort abzuwarten, bestimmt er einfach über meinen Kopf hinweg. Er kann in meinem Gesicht lesen, was ich von seiner Aktion halte und fragt naiv nach.
   »Kein guter Vorschlag?«
   »Nachdem du bereits halb Hamburg mobilisiert hast, ist es ja wohl zu spät, mich nach meiner Meinung zu fragen.«
   »Keine Lust?«
   »Doch. Es wird bestimmt nett.«

Am Donnerstag vor Karfreitag fahre ich in die City. Für unseren Urlaub brauche ich dringend ein, zwei neue Hosen. Ich bitte, die Verkäuferin, mir eine Jeans und das schwarze Modell in Größe 38 zu geben. Normalerweise kaufe ich Hosen von diesem Label blind, ohne sie vorher anzuprobieren. Sie passen immer. Aber die junge Textilfachkraft ist der festen Überzeugung, dass ich mit einer kleineren Größe auskomme. Noch einmal fällt ihr prüfender Blick über meine Beine und sie reicht mir zwei Hosen in 36. Meine Güte. Selbst die schlabbern noch im Bund. Ich kaufe noch einen passenden Gürtel und frage, ob sich etwas an der Schnittführung geändert hat.
   »Die fallen immer unterschiedlich aus«, beruhigt mich die Kassiererin. Ich zahle mit Karte und quäle mich im Schritttempo durch den Reiseverkehr über die Autobahn.
Zu Hause geht mein erster Weg auf die Waage. Schon wieder 2 kg weniger und das, obwohl ich noch komplett angezogen bin. Ich kann mir meinen rapiden Gewichtsverlust nicht erklären. Ich esse doch und die Zeiten der körperlich schweren Arbeit liegen auch schon Wochen zurück. Auf Sylt werde ich mich hemmungslos vollstopfen. Scholle mit Specksalat bei Gosch, ein fettes Stück Torte von Leysieffer, Deichlammrücken mit Kartoffelgratin in der Sansibar und..und..und

Anja steht im Zelt und schenkt Glühwein aus. Lena hat den Posten am Bratwurstgrill und Lisa hilft Gerald im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher