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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss
Autoren: Jane Graves
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Pracht. »Miss Oktober. Hast du irgendwann in deinem Leben schon einmal so eine Frau gesehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte John und bewunderte das Foto. Es war schon verdammt lange her, seit er das letzte Mal überhaupt eine nackte Frau gesehen hatte. Es überraschte ihn, dass er noch wusste, wie so etwas aussah.
    »Hast du Miss September gesehen?«
    »Nein. Die habe ich verpasst.«
    »Huh! Sie war noch besser als diese hier - falls du auf Blondinen stehst.«
    In diesem Augenblick kehrte Marva mit einem Tablett voll Besteck zurück. Sie sah, mit welcher Lektüre sich Harley beschäftigte, und verdrehte die Augen. Sie ließ das Besteck auf den Tresen fallen, dann schlug sie den Centerfold und das Heft mit einem entschiedenen Klatsch-klatsch klatsch zu.
    »Alter geiler Bock«, murmelte sie. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger von diesen Schweinereien lassen?«
    »Ich werde dir zeigen, was Schweinereien sind, Frau«, gab er zurück, und seine Mundwinkel verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns. »Später.«
    Marva verdrehte die Augen. »Nichts als leere Versprechungen!« Sie wandte sich an John und raunte ihm in deutlich verständlichem Bühnenflüstern zu: »Seit er fünfzig geworden ist, ist das alles, was er mir noch zu bieten hat: Versprechungen.«
    Als sie in die Küche zurückkehrte, versetzte Harley ihr einen Klaps auf den ausladenden Hintern. Sie kreischte protestierend, bevor sie durch die Schwingtür verschwand und ihm durch das Fenster mit dem erhobenen Zeigefinger drohte.
    »Frauen!«, murmelte Harley. »Wenn man sie nicht beizeiten bändigt, tanzen sie einem auf der Nase herum.«
    John war sich nicht ganz sicher, wer wen bändigen musste, aber irgendwo tief in sich spürte er das Zucken eines merkwürdigen Verlangens- Nein, er wollte nicht die Hälfte seiner Zähne verlieren, eine Amazone vom Land heiraten und ein schäbiges Restaurant mitten im Nirgendwo betreiben. Aber manchmal, wenn er nachts allein in seinem Doppelbett lag, hatte er ein so heftiges Verlangen nach irgendjemandem , dass er es beinahe schmecken konnte. Aber ein Polizist, der mit seinem Job verheiratet war, eignete sich nicht besonders gut zum Ehemann. Und das galt erst recht für einen Polizisten, der sofort die Beherrschung verlor, wenn er mit der Realität seines Jobs konfrontiert wurde.
    Vielleicht sollte er den Playboy abonnieren und es damit gut sein lassen.
    Renee war ein wenig außer Atem, als sie nach dem Lauf durch die kühle Abendluft den Parkplatz des Restaurants erreichte. Sie sah sich noch einmal nach dem Zug um und stellte zufrieden fest, dass er in der Zwischenzeit offenbar nicht schneller geworden war.
    Sie überlegte, ob sie sich im Wald hinter dem Diner verstecken sollte. Sie konnte im Zickzack laufen und ihre Spur zwischen den dicht stehenden Bäumen verwischen, aber die Kiefernwälder von Texas nahmen kein Ende. Sie hatte nichts zu essen, kein Wasser, keine Jacke und keinen Orientierungssinn, so dass sie früher oder später den Aasgeiern zum Opfer fallen würde. Außerdem war es schon nach Sonnenuntergang und recht dunkel, und vor Schlangen und Pumas und Riesenspinnen hatte sie fast genauso viel Angst wie vor Leandro. Sich in der Nacht an einen Baumstamm zu kuscheln und kräftig zu beten war auch keine Lösung.
    Sie brauchte einen fahrbaren Untersatz.
    Auf dem Parkplatz entdeckte sie eine müde alte Corvette, einen verbeulten roten Chevy-Pick-up und einen waldgrünen Explorer mit schwarz getönten Scheiben. Sie unternahm einen Spaziergang quer über den Parkplatz und hielt unauffällig nach steckenden Schlüsseln Ausschau, bis ihr klar wurde, dass sie ernsthaft darüber nachdachte, sich eines Autodiebstahls schuldig zu machen.
    Nein. Sie konnte kein Auto stehlen. Das wäre ein richtiges Verbrechen, und sie hatte sich vor acht Jahren geschworen, dass sie nie wieder so etwas tun würde.
    Nun ja. Sie hatte das Auto eines gewissen Kopfgeldjägers angezündet, und es war ein Verbrechen, das Eigentum anderer Leute zu beschädigen. Aber wenn man die Sache aus einer anderen Perspektive betrachtete, hatte Leandros Fahrzeug sowieso eine ständige Feuergefahr dargestellt. Früher oder später hätte es ohnehin so kommen müssen. Eine Zigarettenkippe, die neben dem Aschenbecher landete, und wusch - schon stand der ganze Wagen in Flammen. Renee hatte lediglich etwas beschleunigt, das im Grunde unausweichlich war.
    Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Diese Rechtfertigungsversuche machten sie ganz
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