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Ein Konkurrent zum Kuessen

Ein Konkurrent zum Kuessen

Titel: Ein Konkurrent zum Kuessen
Autoren: Nicola Marsh
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beunruhigende Gefühl abzuschütteln, konzentrierte sie sich stärker auf ihre Gäste, lächelte über alles und lachte über nichts Besonderes.
    Nach der Veranstaltung sank sie erleichtert auf einen Hocker – bis ihre Cousine Opal ihr auf die Schulter tippte.
    „Wir haben nicht genug verkauft“, erklärte sie stirnrunzelnd.
    Ruby nahm ihr die Liste aus der Hand und überflog sie, wobei sich ihr vor Angst der Magen zusammenzog. Mit Seaborn’s ging es abwärts, und offenbar konnte das nicht einmal die größte Präsentation der schönsten Stücke verhindern.
    „Es wird alles gut werden“, versuchte Opal sie zu beruhigen.
    Als Ruby Tränen in die Augen traten, blinzelte sie. „Das muss es auch“, sagte sie leise. Wegen Sapphie – und wegen des Familienunternehmens, das sie auf keinen Fall verlieren wollte. Erst seit Kurzem wusste Ruby, dass Sapphie ihrer Mutter im vergangenen Jahr auf dem Sterbebett etwas versprochen hatte. Mathilda Seaborn hatte fünfzehn Jahre lang an der Spitze des Unternehmens gestanden. Trotz ihrer Krankheit und des Morphiums war sie bei klarem Verstand gewesen. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte ihren Körper zerstört, aber ihrem scharfen Geschäftssinn nichts anhaben können. Rubys Mum hatte Sapphire das Versprechen abgenommen, alles zu tun, damit das Familienunternehmen überlebte – für ihre beiden Töchter und für deren Kinder. Mit Letzteren war allerdings kaum zu rechnen, da Sapphie ebenso wie Ruby kaum jemals eine längere Beziehung zustande brachte.
    Nachdem Sapphie vor lauter Stress und Anstrengung zusammengebrochen war, befolgte sie nun die strengen ärztlichen Anweisungen. Und Ruby trug die Last, die sie sich eigentlich hätten teilen wollen. Für sie war es ein doppelter Schock gewesen von Seaborn’s finsterer finanzieller Lage zu erfahren und zu erkennen, dass sie ungewollt den Zusammenbruch ihrer Schwester verursacht hatte. Sie war immer diejenige der Seaborn-Töchter gewesen, der man nachgiebig erlaubt hatte, ihren Träumen nachzugehen und zu reisen. Währenddessen hatte Sapphie alles Wichtige von ihrer Mutter gelernt. Sie studierte und bekam überall Bestnoten, während es bei Ruby stets nur fürs Mittelmaß gereicht hatte. Gewissenhaft und ganz selbstverständlich studierte Sapphie Wirtschaft, während Ruby sich ihrem Studium nur beiläufig widmete und nebenbei schon anfing, markante Schmuckstücke für Seaborn’s zu entwerfen. Sapphie besaß wegen ihrer Verpflichtungen für die Firma praktisch kein Sozialleben, Ruby dagegen hatte das Nachtleben Melbournes in vollen Zügen genossen. Kein Wunder, dass ihre Mutter Sapphie und nicht ihr den Erhalt des Familienunternehmens übertragen hatte. Aber jetzt wollte Ruby ihr beweisen, dass auch in ihr etwas steckte. Sie würde Seaborn’s aus den roten Zahlen holen.
    „Einer der Gäste will offenbar nicht gehen“, bemerkte Opal in diesem Moment.
    Ruby sah, dass einer der Sicherheitsmänner den mürrischen Fremden unter Druck setzte. Dass er tatsächlich geblieben war, ließ ihr Herz schneller schlagen. Fast hätte sie trotz der schlechten Nachricht, die Opal ihr gerade überbracht hatte, gelächelt. Männer waren ja so berechenbar! Nach einem harmlosen kleinen Flirt glaubten sie schon, man würde ihnen sein Herz auf dem Silberteller schenken.
    „Darum werde ich mich kümmern.“
    Besorgt blickte Opal zu dem Fremden, der den Sicherheitsmann um mehr als einen Kopf überragte. „Bist du sicher?“
    „Na klar. Je größer sie sind, umso härter der Aufprall beim Fallen“, versicherte Ruby und fügte hinzu: „Vielen Dank für deine Unterstützung heute Abend. Allein hätte ich das niemals hinbekommen.“
    Nach einem letzten skeptischen Blick auf den Gast machte Opal sich auf den Heimweg.
    Das Collier juckte immer noch, die Füße taten ihr weh, weil sie Stilettos statt der gewohnten Ballerinas trug, und wenn der Satin über ihre Hüften glitt, verspürte sie in den unpassendsten Momenten eine merkwürdige statische Aufladung. Wie zum Beispiel jetzt, als sie auf „Mr Honigkuchenpferd“ zuging, um ihm ordentlich in den Hintern zu treten.
    „Gibt es Probleme, Fritz?“
    Sofort wurde die strenge Miene des langjährigen Sicherheitsmitarbeiters sanfter. Ruby hatte eine besondere Beziehung zu ihm, weil er ihr als Kind immer heimlich ihre Lieblings-Weingummis zugesteckt hatte, wenn ihre Mutter nicht aufgepasst hatte. Als Kind war Ruby wegen der andächtigen Atmosphäre und des funkelnden und glitzernden Schmucks sehr gern im
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