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Ein Konkurrent zum Kuessen

Ein Konkurrent zum Kuessen

Titel: Ein Konkurrent zum Kuessen
Autoren: Nicola Marsh
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glitzernden, diamantbesetzten Hängern schon mehrere Zentimeter länger geworden waren. Während die Gäste die Schmuckstücke bestaunten, musste sie sich zwingen, dem Juckreiz nicht nachzugeben.
    Denn das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse: Ruby Seaborn, Edelsteinschneiderin und geniale Schöpferin der neuesten Frühjahrskollektion, war allergisch gegen ihre eigenen kreativen Meisterwerke!
    Wahrscheinlich war es einfach ihr Unterbewusstsein, das ihr mitteilte: Du gehörst hinter die Kulissen. Schließlich verwendete Ruby nur die hochwertigsten Metalle und Edelsteine. Letztere waren inzwischen allerdings viel schwerer zu bekommen – dank Maroney Mine, dem Minengiganten, der sich alles und jeden einzuverleiben schien. Sollte sie den Geschäftsführer jemals in die Finger bekommen, würde sie ihn eigenhändig erwürgen.
    Bei der Redewendung „in die Finger bekommen“ blickte sie automatisch zu dem mürrischen Adonis, der am anderen Ende des Raums außerhalb der Gästemenge an der Wand lehnte.
    Er trug einen anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug mit hellblauem Hemd, aber da hörte seine Seriosität auch schon wieder auf. Seine unergründlichen dunklen Augen, die rätselhafte Miene und der leicht angewidert verzogene, sinnliche Mund bewiesen eindeutig, dass mit ihm nicht zu spaßen war.
    Warum ist er hergekommen? fragte Ruby sich angesichts seines offensichtlichen Widerwillens. Und wer war er überhaupt? Der Ruf des Hauses Seaborn’s hatte viel mit Exklusivität zu tun. Daher hatten sämtliche anwesenden Gäste eine edle Abstammung und Geld wie Heu. Geld, das das Juwelierunternehmen der Familie Seaborn dringend brauchte, um überleben zu können.
    Sie sah den Fremden einen Moment zu lange an, sodass ihre Blicke einander begegneten. Als er spöttisch eine Augenbraue hob, erschauerte sie leicht. Ruby merkte jetzt erst, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie atmete aus, grüßte mit einem kurzen Nicken und wandte sich um. Plötzlich kam ihre Halskette ihr unerträglich eng vor. Doch auch, als sie diese lockerte, spürte sie noch den heißen Blick des Fremden, der durch ihren Körper jagte wie ein Stromstoß.
    Dieser Mann strahlte etwas Wildes, Ungebändigtes aus, auf das Ruby unwillkürlich reagierte – und zwar heftiger, als ihr lieb war. Normalerweise würde sie mit so einem Mann ein bisschen Spaß haben und die Sache dann beenden. Er war absolut nicht ihr Typ.
    Doch da Sapphie gezwungenermaßen pausierte und sich noch immer nicht erholt hatte, musste Ruby nun zusätzliche Aufgaben und Pflichten übernehmen. Statt die Schmuckstücke zu entwerfen, die sie so liebte, musste sie heute das Unternehmen repräsentieren und seine Kreationen zur Schau stellen.
    Seit ihre Schwester vor einigen Monaten zusammengebrochen war und Ruby die Wahrheit erfahren hatte, wünschte sie, das vergangene Jahr wäre anders verlaufen. Warum hatten ihre Mum und Sapphie ihr nicht vertraut?
    Der Verlust ihrer geliebten Mutter war schmerzlich gewesen. Ruby hatte es sehr beeindruckt, als Sapphire die Geschäftsführung von Seaborn’s übernommen und das Unternehmen nach außen repräsentiert hatte. Auf diese Aufgabe hatte man Sapphie seit ihrer Kindheit vorbereitet.
    Ruby beneidete ihre Schwester nicht und war zufrieden, als leicht Zerstreute, Unbekümmerte der beiden Geschwister ihre kreative Seite ausleben zu dürfen. Aber da Sapphie eine Bombe hatten platzen lassen, bevor sie zwangsweise eine Erholungspause eingelegt hatte, musste Ruby nun mehr Verantwortung übernehmen, als sie je gewollt oder sich vorgestellt hätte. Es ärgerte sie immer noch, dass sie die Wahrheit erst herausgefunden hatte, als ihre Schwester zusammengebrochen war.
    Erschwerend hinzu kam die stetig schrumpfende Gewinnspanne von Seaborn’s. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage eröffneten überall Juwelierfilialen, und Maroney Mine tat alles, um Seaborn’s vom Markt zu drängen. Die letzten Monate waren hart gewesen.
    Ruby blieben nur noch zwölf Wochen, um das Ruder herumzureißen und ihrer Schwester und dem Rest der Geschäftswelt zu zeigen, dass sie keinesfalls das flatterhafte Dummchen war, für das man sie hielt.
    Sie ging durch die Schar der Gäste, die ihr Luftküsschen zuwarf und ihr zu den jüngsten Kreationen gratulierte. Dabei wanderte ihr Blick viel zu häufig zu dem finster dreinblickenden Fremden. Und wann immer sie das tat, sah er sie durchdringend an. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, sie würden einander magisch anziehen. Um dieses
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