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Ein kleiner Ritter um halb vier

Ein kleiner Ritter um halb vier

Titel: Ein kleiner Ritter um halb vier
Autoren: dtv
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der ersten Klasse wäre ich noch drauf reingefallen!«
    »Wir müssen in den Keller«, rief Milli. »Denn die Ritter hatten keine Spülung!«
    Es war gerade halb zwei, als die Kinder grölend die Treppe hinunterjagten und die Wohnungstür hinter sich krachend ins Schloss fallen ließen.
    Kasimir, der gerade frisch gestärkt vom Tisch springen wollte, starrte ihnen fassungslos nach.

Im Treppenhaus konnte man eine empörte Stimme vernehmen. Es klang wie »Wassolldasichmussauchmit!« und »ManwirddochmaleineMausessendürfen!« und »Rausmussichnachoben!«
    Aber Theo hörte nichts, er war im Keller hinter zwei dicken Brandschutztüren mit höchst schweren Rätseln beschäftigt. Denn es war gar nicht so leicht zu sagen, ob Island zu Europa gehört und ob Eichhörnchen Winterschlaf halten.
    So bekam Theo auch nicht mit, wie eine blondeFrau die halb angelehnte Haustür aufschob und stöhnend einen schwarzen Rollkoffer die Treppe hinaufschleifte, um schließlich bei Herzig zu klingeln.
    Und natürlich hörte er durch die zwei dicken Brandschutztüren auch nicht, wie die Stimme, die er sehr gut kannte, von drinnen krächzte: »Theo Bald Herzog! Bist du das? Mein Suchtrupp hat die Schatzkarte nicht bei sich! Ich muss raus!«
    Und er sah auch nicht, wie die blonde Frau stutzte. Noch einmal aufs Namensschild schaute. Und dann zurückrief: »Und ich muss rein!«
    Woraufhin die Stimme im Inneren der Wohnung verstummte.
    »Hallo?«, rief die blonde Frau jetzt. »Da ist doch jemand! Ich habe meinen Schlüssel in Italien verloren! Aufmachen!«
    »Zeig mir erst deine Pfote«, klang es drohend von drinnen. »Du Drachenvieh! Ha! Ich muss das Reich bewachen!«
    Die blonde Frau sah sich unsicher um. »Theo? Milli? Anton? Wer murmelt denn da so wirres Zeug?«
    Sie lauschte. Doch jetzt blieb alles still.
    Ungeduldig klopfte sie gegen die Tür.
    Nichts.
    Sie klingelte Sturm.
    Wieder nichts.
    Schließlich meldete sich die Stimme wieder. »Hier ist niemand! Hinfort! Ich habe Drachenkraut!«
    Die blonde Frau schaute ziemlich beunruhigt. »Aber … es muss doch jemand da sein. Niemand kann nicht sprechen! Das ist meine Wohnung! Aufmachen!«
    »Diese Burg bewohnt der Herzog«, tönte es von drinnen. »Und dies ist nicht seine Stimme!«
    »Herzog? Welcher Herzog? Anton, ist das ein schlechter Scherz von dir?«
    Keine Antwort. Erschöpft setzte sich die blonde Frau auf ihren schwarzen Koffer. Als sie eine Zeit lang nachgedacht hatte, zückte sie ihr Handy, wählte und wartete. »Mist. Geht einfach nicht hin! Ich war doch nur vier Tage weg! Was ist denn passiert?«
    Sie lauschte.
    Plötzlich drang gedämpftes Gebrüll von unten herauf. Kindergebrüll. Jubel.
    Und dann stürmte die Horde Kinder die Treppe wieder hinauf, allen voran Theo und Mara. Nur Milli hatte sich mitten im Heizungskeller auf den Boden geworfen, weil Alva und nicht sie selbst die Schatzkiste entdeckt hatte, und Papa diskutierte gerade noch mit ihr.

    Als die Kinder den Treppenabsatz erreichten, blieb Theo wie angewurzelt stehen.
    »He!« Mit Karacho rannte Mara in ihn hinein, doch dann verstummte sie, denn jetzt sah auch sie die Frau auf ihrem schwarzen Koffer.
    »Theo!«, rief die Frau und sprang auf. »Herzlichen Glückwunsch, mein Großer!«
    »Mama!« Theo fiel ihr um den Hals.

    »Wein doch nicht«, sagte die blonde Frau dann noch, die natürlich Mama war, aber sie schniefte selbst auch ein bisschen.
    »Mama«, flüsterte Theo. »Bist du jetzt wieder da? Wirklich wieder da?«
    »Ja«, nickte Mama und streichelte ihm über das Haar.
    »Aufsperren! Aufsperren!«, grölten Micha und Ludwig und winkten mit ihren Gummischlangen. Sie hatten weder mitbekommen, dass Theos Mama weg gewesen noch dass sie wiedergekommen war. Alva stemmte stolz die Schatzkiste in die Höhe. »Jetzt gibt es Schokoladenessen!«
    »Aufsperren musst du«, sagte Mama zu Theo. »Ich … hab meinen Schlüssel verloren!«
    Theo nestelte sich seinen Schlüssel vom Hals.
    Die Jungen drängelten an ihm vorbei ins Kinderzimmer.
    Mama trat hinter ihnen ein und sah sich um. »Ist da noch einer?«
    »Papa ist im Keller«, sagte Theo schnell.
    »Nein, ich meine jemand anders, mit einer krächzenden Stimme. Er hat Drachenkraut.«
    Theo begriff sofort. »Du meinst Kasimir? Das … ist … na ja …«
    »… ein Ritter!«, ergänzte Mara. »Und ich bin übrigens Mara.«
    »Ach?«, sagte Mama und schaute kariert. »Weißtdu was, ich habe plötzlich das Gefühl, eine halbe Ewigkeit weg gewesen zu sein!«
    »Das warst du ja
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