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Ein kleiner Ritter um halb vier

Ein kleiner Ritter um halb vier

Titel: Ein kleiner Ritter um halb vier
Autoren: dtv
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sagte Milli.
    »Nein«, sagte Papa, aber als er Millis trotziges Gesicht sah, sagte er: »Naja«, und als sich Milli kurz auf den Boden warf, sagte er schließlich: »Na gut, ein bisschen« – und so trottete Theo allein ins Kinderzimmer. Plan B und Plan C waren gescheitert. Papa ließ sich nicht von ihm belehren. Er würde Mama nichts vorsingen. Und Gedichte interessierten ihn überhaupt kein bisschen.
    Kasimir erwartete Theo schon in der immer noch halb zerstörten Legoburg. »Endlich! Endlich! Es ist schon Abend, ist dir das aufgefallen? Wirmüssen weitersuchen! Drum suche fleißig, emsig, gerne . Steht in meiner Schatzkarte!«
    Theo warf sich aufs Bett, unter dem ein erschrockenes Meerschweinchen hervorschoss. »Diese dumme Schatzsuche bringt mir nichts als Ärger!«
    »Man nenne meine Schatzsuche nicht dumm, wenn’s beliebt«, entgegnete Kasimir würdevoll. »Und man erschrecke nicht mein Reittier!«
    »Dumm! Dumm! Dumm!« Theo war plötzlich wirklich wütend. »Ich nenne sie so oft dumm, wie ich will! Die Merschmeier war auf hundertachtzig.«
    »Wieso hundertachtzig?«, fragte Kasimir.
    »Ach, das sagt man so.« Theo atmete tief durch. »Es war total knapp! Papa meint, ich mach den ganzen Blödsinn, verstehst du? – Was hüpfst du denn so auf und ab?«
    Kasimir rückte sich seinen Helm zurecht. »Sind die Schätze nicht im Hexenturm, so müssen wir noch weiter hoch. In die Turmspitze! Den Dachboden! Suchst unten du, sind oben sie. So steht es geschrieben! In meiner Karte!«
    »Ich suche nicht mehr weiter«, sagte Theo. »Und wir haben auch keine Turmspitze! Und bevor du nicht deinen Teil der Abmachung erfüllst, mache ich nicht mehr mit.«
    Kasimir schaute ihn überrascht an. »Wieso aber denn? Ich gab dir schon zwei Unterrichtsstunden! Und ich gebe dir gern auch noch die dritte: Suche deinem Schatz einen Schatz !«
    »Das nützt mir alles nichts! Auf mich hört Papa nicht.« Theo starrte trübsinnig vor sich hin.
    »Man hat schlechte Laune«, stellte Kasimir fest und setzte sich in den Sattel. »Ach und Weh! Ich vergeh! Muss ich eben selbst zur Turmspitze finden! Man öffne mir die Tür!«
    »Ich öffne keine Tür!«, sagte Theo.
    »IchmussaberweitersuchenesistschonfastSonntag!«, krähte Kasimir. Es klang fast weinerlich.
    »Erst musst du deinen Teil der Abmachung einlösen.« Theo blieb hart. » Du musst Papa alles über Liebesdinge erklären, wie du es versprochen hast! Auf dich hört er sicher. Du bist kein Kind!«
    Der kleine Ritter schüttelte den Kopf. »Er will nichts von einem Kasimir hören, das hat er selbst gesagt.«
    Theo schüttelte sich. So viel Sturheit auf einmal. »Dann verkleide dich meinetwegen als Astronaut oder nenne dich Otto, das ist mir ehrlich gesagt egal! Hauptsache, du hältst dich an die Abmachung!«
    »Otto?«
    »Oder Fritz! Oder Shakespeare! Egal!«
    Kasimir kratzte sich am Kettenhemd. »Sonst machst du nicht mehr mit …?«
    Theo nickte, dann fiel ihm noch etwas ein: »Aber wenn du endlich deinen Teil erfüllst, dann kommt morgen ein ganzer Suchtrupp – hörst du? Vier Leute kommen nur zum Schatzsuchen!«
    Das stimmte zwar nicht ganz, sie kamen auch zum Kuchenessen. Aber das musste man ja Kasimir nicht auf die Nase binden.

Mitten in der Nacht wachte Theo auf.
    Da waren Stimmen.
    Er lauschte. Dann sah er auf die Uhr. Halb eins. Also eigentlich schon Sonntag, Tag vier ohne Mama. Eigentlich war er nicht mehr fast neun. Eigentlich hatte er schon Geburtstag.
    Theo stand auf, um aufs Klo zu gehen. Der Fernseher lief noch. Im matten Lichtschein, der vom Wohnzimmer herüberschimmerte, erkannte Theo die Umrisse von einigen Luftballons. Schnell schauteer weg. Er wollte sich ja die Überraschung nicht verderben.
    Neben dem Klo fand er einen großen Zettel. Hatten die Ritter schon Wasserspülung ?, hatte Papa draufgeschrieben. Darunter stand Ja , Nein und Nur die reichen.
    Das musste ein Teil der Schatzsuche sein. Theo spürte ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch.
    Gerade wollte er wieder zurück ins Bett, da hörte er Papas Stimme. Mit wem unterhielt er sich?
    Doch nicht mit dieser Olga? Oder mit Gabi?
    Etwa mit Mama?
    Theo spitzte die Ohren. Eine Stimme johlte: »Schatz reimt sich auf – na?«
    »Platz«, antwortete Papa.
    Nein, Mama war es auch nicht, mit dem Papa da redete – das war Kasimir!
    Theo schlich auf Zehenspitzen bis zur Wohnzimmertür.

    Halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden hatte sich Papa ausgestreckt. Neben ihm standen zwei leere Weinflaschen. Daneben hatte Kasimir es
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