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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst
Autoren: Kody DeVine
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Autohalterung, dann startete er den Motor.
    »Mr. Langden hat ein nicht unerhebliches Vorstrafenregister. Hehlerei, unerlaubter Waffenbesitz und mehrere Anzeigen wegen Ruhestörung. Außerdem hat er einen- «
    Jemand klopfte gegen das Seitenfenster, gerade als er aus der Parklücke ausscherte.
    Haines fuhr erschrocken zusammen und kurbelte das Fenster herunter.
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte eine ältere Dame. Sie hatte Lockenwickler im Haar und trug einen violetten Morgenmantel. Hektisch wirbelte sie mit den Armen, als verscheuchte sie  unsichtbaren Vögel.
    »Ja, allerdings,« sagte Cunningham.
    »Das habe ich mir gedacht. Bei dem, was gestern Abend hier los war.« Sie seufzte theatralisch und blickte zum Haus der Farlanes.
    »Was war denn gestern Abend hier los?« Er stellte den Motor ab.
    Die Dame neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite. »Ein Höllenlärm in dem Haus. Ich habe gerade meine Begonien geschnitten. Ich wohne nebenan.« Sie zeigte auf ihr Haus. Ein kleines Reihenhaus mit einem äussert gepflegten Vorgarten.
    »Ein Lärm, als ob die ganze Wohnung auseinander bricht. Schreie und dann laute Musik. Gegen achtzehn Uhr rannte dieses Mädchen auf die Straße. Sie wissen, die, die in der Zeitung stand. Die soll nicht ganz dicht sein. War in der Anstalt. Weiß der Geier, weshalb man die raus gelassen hat. Auf jeden Fall rannte dieser Mann hinterher. Es war nicht ihr Vater, den kenne ich. Es war glaube ich ihr Onkel. Er packte sie am Arm, aber sie trat um sich und sie schrie die ganze Zeit, dass er sie in Ruhe lassen soll.«
    »Was passierte dann?«
    »Sie rannte davon. Einfach die Straße runter. Ihr Onkel versuchte erst noch sie einzuholen, aber sie war wohl zu schnell, also ging er wieder nach Hause.«
    »Gegen achtzehn Uhr sagen Sie?«
    »Ja, ich wollte gerade ins Haus, weil meine Serie anfing.«
    »Haben Sie gesehen, wann sie wiederkam?«
    »Nein, aber gegen dreiundzwanzig Uhr ging drüben wieder laute Musik an und es wurde gestritten, also nehme ich an, dass sie dann nach Hause gekommen ist.«
    »Vielen Dank Mrs-«
    »Grant«
    »Vielen Dank Mrs Grant.«
    Sie lächelte, fasste sich an die Lockenwickler und ging zurück in ihr Haus.
    »Interessant.«, meinte Haines, als Cunningham aus der Parklücke fuhr.
    »In der Tat.«
    Sein Handy klingelte. Er drückte die Taste für die Lautsprecher.
    »Ja, Josh, was haben Sie?«
    »Jane Conroy. Upper Street 4, Huxton. Die Vermisstenanzeige wurde am 5. Mai vor zwei Jahren aufgegeben.«
    »Irgendetwas Ungewöhnliches?«
    »Nein, Sir. Sieht alles nach einem Ausreißer aus. Schwierige Familiensituation, hatte Probleme in der Schule. Bis heute ist er aber wohl nicht aufgetaucht.«
    »Danke, Josh.« Er legte auf.
    »Glauben Sie, Sean Conroy könnte der geheimnisvolle Anrufer sein, von dem Alice erzählt hat?«, fragte Haines.
    »Möglich.«
    »Reden wir noch einmal mit Evanna? Immerhin hat sie kein Alibi mehr, so wie es aussieht. Und ihr Onkel somit auch nicht.«
    Cunningham schwieg und presste die Zähne fest zusammen, bevor er seine Kiefermuskeln wieder lockerte und antwortete. »Nein. Ich muss das zuerst mit dem Superintendent abklären. Die werden mir sonst ans Bein pinkeln und behaupten wegen der Sache mit der Geiselnahme meines Sohnes wäre ich nicht mehr objektiv genug.«
    »Ja, vermutlich. Halten Sie es für möglich, dass es Evanna war?«
    Cunningham dachte einen Augenblick lang nach, ging die Szenen im Gericht durch, und verglich die damalige Evanna mit der heutigen. Nur  ein paar Monate lagen dazwischen und doch schien sie eine ganz andere Person geworden zu sein. »Ich weiß es nicht«, gab er schließlich zu.
     

4
     
    Das Cottage der Conroys befand sich direkt am Dorfanfang von Huxton, hinter einem kleinen Hüge. Es war von Efeu überwuchert und sah ziemlich heruntergekommen aus. Im Vorgarten lag ein violettes Kinderfahrrad, neben einem kaputten Fußball, und in einer Schubkarre stapelten sich Müllsäcke mit leeren Weinflaschen.
    »Die könnten einen Gärtner gebrauchen«, stellte Haines mit Blick auf das hohe Gras und das viele Unkraut fest.
    Cunningham drückte auf die Klingel. Es dauerte, bis sie schlurfende Schritte hörten und vorsichtig die Tür geöffnet wurde. Eine blasse Frau in einem Morgenmantel und mit strähnigen Haaren blickte sie so verdattert an, als hätte sie noch nie einen Menschen gesehen.
    »Mrs Conroy?«, fragte Cunningham und zeigte seinen Dienstausweis. »Ich bin Chief Inspector Cunningham und das ist Detective Sergeant
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