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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Autoren: Milly Johnson
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roten Schuhen und dazu passender Handtasche. Dass er sich persönlich die Ehre gab, war schon ungewöhnlich genug, aber dass er auch noch lächelte, während er mit dieser Frau redete, als sei sie eine alte Freundin, das war absolut außergewöhnlich. Der Status der neuen Backwaren-Chefin schnellte sofort ein paar Stufen höher. Grace bemerkte, dass Malcolm, der in seiner Abteilung weiter unten in dem langen Großraumbüro saß, äußerst interessiert zu ihnen herüberäugte.
    »Meine Damen«, sagte Mr. McAskill, »darf ich Ihnen Mrs. Christie Somers vorstellen. Christie, darf ich Ihnen die Damen meiner Backwaren-Abteilung vorstellen. Das hier sind Grace« – er wies mit einer Handbewegung auf eine nach der anderen – »Dawn, Anna und Raychel.«
    »Hallo, Mädels«, sagte Christie in einem gedehnten, selbstbewussten Ton, der rauchig von Zigaretten war. Von den Kleidern bis zur Stimme hatte diese Frau nichts Stilles an sich.
    »Ich habe Christie eben durch unser Haus geführt, und stellen Sie sich vor, ich habe mich glatt verlaufen.« James McAskill sah sie alle mit einem strahlenden Lächeln an. Mr. McAskill lächelte eigentlich nie, obwohl er Multimillionär, Geschäftsführer und mehrheitlicher Anteilseigner der Minisupermarktkette White Rose Stores war, die sein Großvater einst gegründet und er selbst inzwischen zu ungeahntem Erfolg geführt hatte. Die Kette war nicht nur eine nationale Institution, sondern es gab seit Kurzem auch internationale Niederlassungen, vor allem in Gegenden Europas, in denen viele ausgewanderte Engländer lebten, mit viel versprechenden Ergebnissen. So mancher Wirtschaftskolumnist bezeichnete James gerne als »McMidas«.
    »Ich werde mich hier sicher schnell zurechtfinden«, sagte Christie Somers. Sie erinnerte Grace an ihre alte Hockeylehrerin mit ihrer selbstbewussten Sprechweise und dieser Stimme, die heiser vom Rauchen war.
    »Na, dann gewöhnen Sie sich hier erst mal ein, meine Liebe«, sagte Mr. McAskill. Hätten sich die anderen Frauen besser gekannt, dann hätten sie an diesem Punkt verstohlene Blicke getauscht. Meine Liebe? Sie konnten sehen, wie Leute aus anderen Abteilungen die Hälse reckten. Malcolms Hals schien sich fast von seinem Rückgrat zu lösen.
    »Und dieser schicke Schreibtisch hier ist für mich, ja?«, fragte Christie, nachdem James McAskill sie allein gelassen hatte, damit sie sich mit ihrem neuen Team vertraut machen konnte. »Der hier?« Sie zeigte auf den geschwungenen Schreibtisch hinter dem Wandschirm.
    »Ja, das ist Ihrer«, sagte Grace mit einem freundlichen Lächeln.
    »Dieser Wandschirm muss aber verschwinden«, sagte Christie. »Man kann ja gar nicht sehen, was hinter diesem Teil vor sich geht!«
    Malcolm hatte auf dem Wandschirm bestanden, als er hier anfing. Damit er Spiele im Internet spielen und Krimis lesen konnte, ohne dass jemand sah, wie er sich vor der Arbeit drückte.
    »Ich rufe Ihnen den Wartungsdienst, ja?«, bot Grace an.
    »Nein, nein, zeigen Sie mir nur, wo das Telefonverzeichnis ist, dann werde ich mich selbst darum kümmern«, sagte Christie. »Ich war schon immer der festen Überzeugung, dass man am besten gleich ins kalte Wasser springt!«
    Gott, sie war so anders als Malcolm, dachte Grace. Malcolm hätte sich von den Mädchen hier den Arsch abwischen lassen, wenn man ihm das hätte durchgehen lassen.
    »Aber eins nach dem anderen. Jetzt gehen wir alle erst mal einen Kaffee trinken, um uns ein bisschen kennen zu lernen«, sagte Christie. »Ich glaube, an den Weg zur Kantine kann ich mich noch so ungefähr erinnern.«
    »Wie, jetzt?«, fragte Dawn.
    »Aber ja.«
    »Wir alle?«
    »Aber ja.«
    »Wie – und die Telefone allein lassen?«, fragte Grace. Eine Todsünde. Malcolm hätte sie alle für weitaus weniger hinrichten lassen.
    »Ich bin sicher, für eine halbe Stunde können wir sie dem Anrufbeantworter überlassen. Kommt schon, ich muss euch alle erst mal richtig kennen lernen, und dafür brauchen wir Kaffee und Kekse.« Christie marschierte los in Richtung Treppe, gefolgt von den anderen, die hinter ihr herwatschelten wie junge Entlein hinter ihrer Mama.
    Zwanzig Minuten später saßen die fünf Frauen bei ihrem Kaffee in der Kantine. Fünf Frauen, die zusammenarbeiteten, konnten eine Katastrophe oder ein Glücksfall sein. Christie war fest entschlossen, dass es nicht Ersteres sein sollte, und dafür musste sie die Persönlichkeiten, mit denen sie es hier zu tun hatte, erst einmal kennen lernen.
    James McAskill hatte zu
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