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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Autoren: Milly Johnson
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Kostüm verstecken?«
    »Ich habe gar nichts Schwarzes zum Anziehen – ein Glück, dass dieser Kommentar ein Witz ist«, sagte Christie. Sie schniefte gut gelaunt. »Du weißt doch, schwache Nerven kenne ich nicht.«
    »Ja, das weiß ich, und ich weiß auch, dass du die einzige Frau auf der Welt sein musst, die nichts Schwarzes zum Anziehen hat.« Niki grinste seine kleine Schwester an.
    »Schon möglich. Aber in meiner neuen Abteilung arbeiten lauter Frauen, und ich will nicht, dass sie einen Schreck kriegen und denken, ich bin ein Monster im Powerkostüm.«
    »Nur weil du dich immer so wunderschön kleidest, bist du noch lange kein Monster. Auch wenn du tatsächlich eines bist.« Niki beugte sich hinunter, um sie auf den Kopf zu küssen. Sie war völlig anders gebaut als er, klein und kurvenreich, während er groß und schlaksig war, aber ihr breites Lächeln, die ernsten Wangenknochen und die hellblauen Augen verrieten sofort, dass sie Geschwister waren.
    »Es wird komisch sein, nach so langer Zeit wieder zu arbeiten.« Christie warf noch einmal einen Blick in den Spiegel. Vielleicht war Scharlachrot doch ein bisschen aggressiv für einen ersten Auftritt.
    »James weiß schon, was er tut«, sagte Niki. »Er hätte dir den Job bestimmt nicht angeboten, wenn er glauben würde, dass du nicht das Zeug dazu hast. Er ist in erster Linie Geschäftsmann, und erst in zweiter ein leichtes Opfer. Du bist auf Draht, du wirst das schon schaukeln, und es wird dir guttun. Du warst lange Zeit im Winterschlaf, hast dich vor der Welt verkrochen. Ich habe völliges Vertrauen in dich, und was noch wichtiger ist, James hat völliges Vertrauen in dich.«
    »Danke, Niki.« Christie sah ihren Bruder liebevoll an.
    »Keine Ursache, Schwesterherz.« Niki hob kurz den Arm zum Gruß, als er zur Haustür hinausging.
    »Okay«, sagte Christie zu ihrem Spiegelbild. Sie klatschte in die Hände und schnappte sich ihre biestige rote Handtasche. »Fangen wir so an, wie wir weitermachen wollen.«

Fünftes Kapitel
    N ach dem Wochenende war Grace die Erste, die wieder in die Abteilung kam. Sie sah, dass die Feen vom Wartungsdienst am Werk gewesen waren. Ein dicker neuer Teppich war verlegt worden, und ein riesiger Mahagoni-Chefschreibtisch hatte die Standard-Büroausführungen ersetzt, an denen Malcolm und Brian gearbeitet hatten. An der Wand hing jetzt eine weiße Kunststofftafel, und Kartons mit Büroutensilien und, wie es aussah, Mustern für Werbegeschenke türmten sich in einer Ecke. Ein leicht künstlerisch angehauchter schmiedeeiserner Garderoben- und Schirmständer war ebenfalls neu. Mr. McAskill war nicht dafür bekannt, dass er sein Geld für irgendwelchen Firlefanz zum Fenster hinauswarf, das hieß, die Gerüchteküche würde durch diese Anschaffungen kräftig angeheizt werden.
    Kaum hatte sich Grace an ihren Platz gesetzt und ihren Computer eingeschaltet, kam Dawn herein.
    »Hi«, sagte sie fröhlich. »Der Parkplatz ist heute Morgen ganz schön voll, was?«
    »Allerdings«, sagte Grace. Sie waren noch immer in der höflich-freundlichen Phase, in der sie nur so oberflächlich Smalltalk machten, wie sie es beim Friseur tun würden. Schönes Wochenende gehabt? Tolles Wetter heute!
    »Neuer Teppich? Das ist ja die reinste Hüpfburg, was?« Dawn sprang auf dem Teppich auf und ab, während sie sich neidvoll wünschte, die Teppiche in Calums Haus könnten auch nur halbwegs so dick und neu sein – und ohne Brandlöcher von Zigaretten und Flecken von verschüttetem Bier.
    »Ja, der ist neu«, sagte Grace, während sie auch noch eine unbekannte Uhr an der Wand entdeckte. »Und offenbar nicht das Einzige, was seit Freitag hier angeliefert wurde.«
    »Morgen allerseits.« Raychel kam schüchtern zur Tür herein, dicht gefolgt von Anna mit ihrem kastanienbraunen Haar, die die anderen noch leiser begrüßte, ebenso gebannt von all den Veränderungen in der Abteilung. Sie schienen alle ein bisschen nervös an diesem Morgen. Sie hatten sich bislang kaum kennen gelernt, und jetzt würde selbst diese schwache Dynamik einem mächtigen Einfluss unterworfen werden. Es war wie am ersten Tag in einer neuen Schulklasse, in der alle darauf warten, dass die Lehrerin kommt und das Kommando übernimmt.
    Über eine halbe Stunde später, um Punkt neun Uhr, brach ein Schwall von Aufregung wie eine Zuschauerwelle über sie herein. Die hochgewachsene Gestalt von James McAskill erschien am anderen Ende des Büros, neben einer Frau in einem leuchtend roten Kostüm, mit
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