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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht
Autoren: Vampira VA
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wollte sich schon abwenden, verhielt jedoch mitten in der Bewegung. Seine Augen wurden groß. Seine Hand zitterte vor Aufregung, als er zu Boden wies. »Seht nur, Herr!«
    Der Vampir folgte Alfreds Deuten, sah auf Sham hinab. Reglos lag der Leichnam da - aber nicht unverändert! Seine Haltung war plötzlich eine andere.
    »Sie hat sich bewegt, Herr!« rief Alfred. »Ich habe es gesehen, ganz deutlich!«
    Und dann wurde auch Geraint Zeuge davon, wie Sham sich wieder zu regen begann. Stockend, als lösten sich die Krämpfe ihrer Muskeln zögernd, bewegte sie Arme und Beine, wie ein Insekt, das aus der Kältestarre erwacht. Dumpfe Laute drangen aus ihrem Mund, wurden lauter und zu einem Stöhnen - - und schließlich zu unkontrollierten Schreien!
    Alfred wollte sich zu Sham hinabbeugen, doch Geraint hielt ihn zurück.
    »Laß sie«, sagte er hastig. »Irgend etwas - stimmt nicht mit ihr.«
    »Was ...?« setzte der Diener an.
    Und dann überschlugen sich die Ereignisse!
    Als wäre die Steifheit von einer Sekunde zur anderen aus ihrem Körper gewichen, so rasch sprang Sham auf. Wie zum Angriff geduckt stand sie da. Und dann - - kam das Licht.
    Purpurfarbene Glut schien tief in ihrem untoten Leib zu entstehen.
    Wie Lava fraß sie sich dann aus ihrem Innersten heraus Bahn, flutete ihr Aderwerk und hüllte Sham wie in eine violette Aura.
    Geraint und Alfred wichen zurück. Hitze und Kälte schlugen ihnen in einem entgegen.
    Sham brach in die Knie. Die Purpurglut verbrannte ihren zierlichen Körper. Aber sie brachte sie nicht um.
    Dann verglomm die Glut, so rasch, wie sie entstanden war, und ließ einen rotbraun versengten Leib zurück - - der sich brüllend vor Schmerz und Zorn erhob.
    Und auf Geraint und Alfred zustürzte!
    Der Vampir tauchte unter dem Angriff weg. Der Diener war nicht schnell genug. Das Wesen, das einmal Sham gewesen und zu irgend etwas anderem geworden war, packte ihn und schleuderte die längst nicht mehr kräftige Dienerkreatur durch den Raum. Sofort setzte das Ding Alfred nach, griff wieder nach ihm. Umschlungen wie ein monströses Tanzpaar schwangen sie durch den Salon, bis das Cembalo ihre Bewegung stoppte.
    Das Monstrum langte nach Alfreds schütterem Schopf und drosch seinen Kopf mit solcher Gewalt gegen das Instrument, daß das Holz darunter splitterte und brach. Ein neuerlicher Schlag trieb Alfreds Schädel so heftig gegen die nunmehr freiliegenden Saiten des Cembalos, daß sie ihm wie höllisch scharfe Klingen das Gesicht zerschnitten.
    Und die nächste Bewegung Shams brach der Dienerkreatur schließlich das Genick. Nunmehr endgültig tot und erlöst, stürzte Alfred zu Boden.
    »Nein!« Geraints Schrei klang wie der eines waidwunden Tieres.
    Sham wandte sich dem Vampir zu, als würde sie erst jetzt wieder auf ihn aufmerksam. Ihre Attacke erfolgte übergangslos aus der Drehung heraus.
    Geraint kam kaum zur Gegenwehr. Die rasante Geschwindigkeit der Ereignisse, die völlig unerwartete Situation lähmten ihn. Vielleicht hatte er sich zu lange unter den Menschen bewegt, sich ihnen zu sehr angeglichen im Laufe der Jahre, so daß seine vampirischen Instinkte mit der Zeit verkümmert waren. Jetzt rächte es sich, daß er seiner Rasse solcherart entsagt hatte.
    Zwei Hiebe verbrannter Fäuste trieben ihn bis zur Wand. Die Wucht dahinter machte ihn benommen.
    Wie aus Nebeln tauchten zwei häßliche und stinkende Pranken in seinem Gesichtsfeld auf. Er spürte ihre rauhe Berührung an Hals und Gesicht.
    Ein einziger Ruck würde genügen -
    »Du Kretin!«
    Geraint spürte, wie seine Züge sich verzerrten. Fast schmerzte es, weil es lange zurücklag, daß sein Gesicht zum letzten Mal zu solcher Maske mutiert war. Das Dunkle brach auf in ihm, wie aus einem Kokon, in dem es die Jahre überdauert hatte. Explosionsartig schoß es ihm in Muskeln und Glieder.
    Doch Shams Kraft schien der seinen fast ebenbürtig. Und sie schien ihren Körper zu benutzen wie eine Maschine, die keiner bewußten Steuerung bedurfte. Ihre Schläge kamen ansatzlos, und Geraint mußte sich auf die Verteidigung beschränken, ohne selbst zum Angriff zu kommen.
    Vampir und Kreatur prügelten sich durch den Salon wie in einer Arena, und ein Ende des Kampfes schien nicht in Sicht.
    Solange nicht, bis Sham plötzlich eine Waffe zur Hand hatte.
    Den Kelch!
    Wohl eher zufällig als beabsichtigt hatte sie ihn zu packen bekom-men, und nun schlug sie damit auf Geraint ein, in so schneller Folge, daß der Vampir kaum Gelegenheit fand, den Hieben
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