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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht
Autoren: Vampira VA
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nicht zur Veröffentlichung freigab .
    »Noch einen Drink, Sir Edward?« fragte Harvester mit dezenter Verbeugung.
    Er war sicher, daß Edward Montgomery nicht einen Tropfen mehr brauchte; der Kerl war bereits voll wie ein Whiskyfaß, und er stank auch so. Trotzdem nickte Montgomery, etwas brabbelnd, das entfernt klang wie »Einnnkleinnoch«.
    Irgend etwas schien Sir Edward Montgomery heute gehörig aus der Bahn geschleudert zu haben. Er war zwar nie ein Abstinenzler gewesen, aber so betrunken hatte James Harvester ihn im Club noch nie erlebt.
    Er brachte Montgomery das Gewünschte und zog sich dann lautlos wieder in seine Ecke zurück, von der aus er den Salon ebenso wie einen Teil der Eingangshalle überblicken konnte.
    Auf seltsame Weise fühlte James Harvester mit Montgomery. Ganz so, als wisse er, was mit diesem los sei - und als teile er, was immer Montgomery beschäftigte.
    Ein merkwürdiger Tag war das. Nur - warum? Womit hatte es -was immer es auch war - begonnen?
    Jug Suraiya.
    Der Name tauchte urplötzlich und wie aus dem Nichts hinter Har-vesters Stirn auf. Weshalb? Was hatte der geheimnisvolle alte Händler mit allem zu tun? Er war doch heute gar nicht hier im Club gewesen .
    Oder doch?
    Natürlich, ja. Er war gekommen. Und dann? Was war danach geschehen?
    James Harvester grübelte darüber nach. Erfolglos. Als wäre das Wissen darum aus seinem Gedächtnis gelöscht worden wie Worte von einer Tafel.
    Mühsam versuchte er es zu rekonstruieren, hangelte sich von einem Gedanken zum nächsten. Aber alles blieb unzusammenhängend und diffus wie Bilder, die hinter Nebeln lagen .
    Der Tag endete jedoch noch um vieles ungewöhnlicher, als er begonnen hatte.
    Es fing damit an, daß der junge Bursche auftauchte. Plötzlich stand er in der breiten Tür zum Salon, und James Harvesters erster Gedanke galt nicht dem Grund dieses Auftritts, sondern der Frage, wie der junge Inder es geschafft hatte, an den uniformierten Securi-ty-Männern draußen am Eingang vorbeizukommen.
    Er trat einen Schritt vor, wodurch der Eingangsbereich in sein Blickfeld kam - und sah die Antwort: Die beiden Guards lagen auf den Marmorfliesen, die vom Blut der beiden mit neuen Mustern überwoben wurden! Und um die beiden Toten herum standen zwölf vermummte Gestalten, die James Harvester nicht nur wegen ihres offensichtlich brutalen Vorgehens Entsetzen einjagten. Irgend etwas an ihnen - »Wer von Ihnen ist Edward Montgomery?«
    Die Frage des jungen Mannes hallte durch den Salon, der auf Har-vester mit einemmal wie eine Fotografie wirkte. Niemand rührte sich, die Szenerie war regelrecht eingefroren. Alle Blicke richteten sich starr auf den jungen Inder. Bewegung kam erst wieder in die Männer, als die zwölf Vermummten in der Tür auftauchten.
    Sekunden vergingen.
    »Ich«, sagte dann eine Stimme. »Ich bin Edward Montgomery.«
    Harvester wandte sich dem Sprecher regelrecht erstaunt zu. Sir Edward schien von einer Sekunde zur anderen nüchtern geworden zu sein. Der Anblick der Fremden schien auf wundersame Weise den Alkohol aus seinem Blut vertrieben zu haben.
    Ohne jedes weitere Wort gingen Radhey Pai und die zwölf Kelchjäger auf Montgomery zu, umringten ihn dann und beugten sich über ihn. Keiner der Anwesenden sah, was im Sichtschutz der Zwölf geschah, aber sie hörten es! Edward Montgomerys Brüllen war ihnen Zeichen genug. Seine Stimme sank zu einem Wimmern herab und verstummte schließlich ganz.
    Die Zwölf richteten sich auf und wandten sich synchron in - - James Harvesters Richtung!
    Der Butler stand starr vor Grauen, unfähig, etwas zu sagen oder sich zu rühren.
    Dafür kam in den Rest der Gesellschaft Bewegung. Einige von ihnen suchten das Weite, andere kamen heran und warfen sich auf die zwölf Gestalten.
    Die Männer bezahlten ihren waghalsigen Einsatz mit dem Leben. So rasch, daß James Harvester es mit Blicken kaum verfolgen konnte.
    Dolchartige Klauen senkten sich tief in ihr Fleisch. Blut spritzte wie warmer Regen durch den Salon, und ihre Schreie waren der Donner in diesem Gewitter der Gewalt. Wie von unsichtbaren Blitzen getroffen sanken die Männer zu Boden. Nach kaum zehn Sekunden stand kein einziger mehr.
    Nur James Harvester.
    Wie von stinkenden Wogen getragen, fluteten Worte auf ihn zu.
    »Derrr .«
    ». Kelchchch .«
    ». wo isst .«
    ». errr?«
    Harvester schluckte hastig. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Sein Herz schlug, als müsse es gleich zerbersten. Eiskalter Schweiß näßte seine Haut und ließ ihn
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